Montag, 13. Dezember 2021

Eingebremster Turbo - Porsche 962 CK6 Kenwood Le Mans 1991 von Spark, 1:43

Für die Saison 1989 kamen von der FIA, der obersten Motorsportbehörde, neue Pläne für die WSPC (World Sports Prototype Championship) Man wollte die Turbos verbannen und die Triebwerke dem damaligen Formel 1-Standard anpassen, also ausschließlich 3,5-Liter Sauger. Die „alten“ Turbos sollten eine Übergangsphase mit Gewichts- und Verbrauchsnachteilen bekommen, aber ab 1991 nicht mehr zugelassen sein, allerdings hob man das für die Saison 1991 noch einmal auf. Die Teams mussten, um Punkte zu bekommen, bei allen Rennen antreten, die Renndistanz sollte mit Ausnahme von Le Mans rund 430 km betragen. Für 1991 kamen letztlich nur 17 Anmeldungen, neben je zwei Autos von TWR/Jaguar, Peugeot und Sauber/Mercedes war der Rest eher nicht konkurrenzfähig. Die Restriktionen für die nicht den neuen Regeln entsprechenden Fahrzeugen waren sehr umfassend. Ein Mindestgewicht von 950 kg (für Le Mans sogar 1.000 kg), ein Verbrauchslimit von 51 Litern/100 km und die Verwendung von handelsüblichem Treibstoff schränkten die Teams sehr ein, während die neuen 3,5-Liter-Renner der Kategorie 1 nur 750 Kg wiegen mussten, keinerlei Spritlimit hatten und Formel 1-Benzin erlaubt war. Dazu kam noch, dass die ersten 10 Plätze der Startaufstellung für sie reserviert waren, die Turbos der Kategorie 2 mussten hinter ihnen starten, auch wenn sie schnellere Runden lieferten. Die Siege bei den sieben zur Meisterschaft zählenden Sprintrennen teilten sich Peugeot und Jaguar, erst beim letzten Lauf in Suzka war der Mercedes C291 schneller als die Konkurrenz. Und in Le Mans ereignete sich mit dem Erfolg des Wankel-Mazda eine Sensation. Die Peugeots fielen früh aus und Jaguar und Mercedes traten erst gar nicht mit den 3,5-Liter-Rennern an. Am Ende der Saison holte Jaguar mit Tom Walkinshaw den Titel.

Da Porsche werkseitig keinerlei Interesse an der Serie hatte, blieben einige Privatteams, die trotz der Beschränkungen mit den alten Gruppe C-962 antraten. Am stärksten neben den Schweizern von Brun Racing konnte man die Kremer-Truppe aus Köln einschätzen. Mit der eigenen Weiterentwicklung 962 CK6 und dem Fahrerteam Manuel Reuter und Harri Toivonen war einiges möglich. So begann die Saison für den Le Mans-Sieger von 1989 und den Sohn und Bruder der Rallye-Legenden Pauli und Henri Toivonen gleich mit einem dritten Rang in Suzuka, den man neben einigen weiteren Platzierungen beim fünften Lauf am Nürburgring bestätigen konnte. In der Endabrechnung landete Reuter auf Rang 9, Toivonen auf 12 und Kremer in der Teamwertung auf Platz 6.

In Le Mans war alles etwas anders, natürlich ging das Rennen über die traditionellen 24 Stunden, nach 1990 konnten sich FIA und der Veranstalter ACO auf ein Reglement einigen, weshalb auch dieser Lauf zur WM zählte. Zu den Dauerstartern kamen eine ganze Menge Porsche 962, Mazda und Spice, immerhin 38 Autos gingen an den Start. Der Trainingsschnellste Mercedes C11 startete von Rang 11, vor ihm durften die Kategorie 1-Autos stehen. Der Kremer-CK6 fand sich auf Platz 16, als dritten Fahrer hatte man JJ Lehto gemeldet. Nachdem Toivonen einen Trainingscrash hatte, musste Manuel Reuter die Qualifikation mit dem T-Car bestreiten. Für das Rennen war aber der auf einem Carbonfiber-Monocoque aufgebaute Einsatzwagen wieder bereit, und Reuter hielt den achten Platz, als er wegen eines defekten Treibstoffsensors an die Box musste und vier Plätze verlor. Kurze Zeit später führte wahrscheinlich der hohe Ballast zu einem Bruch der Hinterradaufhängung, die Reparatur dauerte 22 Minuten. Überhöhter Wasser- und Öl- Verbrauch des Triebwerks verhinderten eine größere Aufholjagd, aber immerhin erreichte man nach 24 Stunden mit 344 gefahrenen Runden Platz 9, 19 Runden hinter dem siegreichen Mazda.

Sehr erfreulich, dass Spark immer wieder Lücken in der Le Mans-Geschichte füllt. Es gab schon einige Modelle der meiner Meinung nach sehr attraktiven Kremer-Varianten, die sind allerdings derzeit selten zu finden und extrem teuer, da sie teils in japanischen Sondereditionen erschienen sind. So kann man sich jetzt auf den 91er Kenwood-Renner umso mehr freuen. Mit dem ursprünglichen Porsche 962 haben diese CK6 nicht mehr viel gemeinsam, am meisten Ähnlichkeit weist noch das Cockpit auf. Von der Front über die Seitenkästen mit ganz anderen Lüftungsöffnungen und verkleideten Hinterrädern über das abgeschnittene Heck mit dem frei stehenden Flügel reichen die Unterschiede. Die rot/schwarze Lackierung dieses Modells sieht attraktiv aus, lediglich die mit Decals abgesetzte Kante zwischen den beiden Farben wirkt aus manchem Sichtwinkel nicht optimal. Ansonsten gibt es nur positives zu berichten, die Fertigungsqualität und auch die kleinsten Details, wie die superfeinen Antennen oder die Aufhängung des Heckflügels sind perfekt. Die Form ist toll getroffen und die Räder, soweit sichtbar, sehr schön reproduziert. Einige Mängel hat aber auch dieses Modell: Am gravierendsten ist sicherlich die Stufe zwischen Karosse und Hinterradabdeckung, komischerweise hat Spark das bei früheren Modellen des CK6 gut gelöst. Außerdem sind die Startnummernfelder an den Seiten zu weit unten platziert, sie müssten eigentlich die Startnummernbeleuchtungen einschließen, die NACA-Einlässe auf den Seiten unterhalb des KENWOOD Logos sollten nicht schwarz ausgelegt sein und ein Foto vom Heck aus dem Rennen deutet darauf hin, dass der Diffusor innen weiß und die Flügelhalterung silber sein müssten. Schade eigentlich, dass sich immer wieder Ungenauigkeiten einschleichen. Dieser Kremer CK6 sollte dennoch in keiner Sammlung fehlen, die ihren Schwerpunkt in Le Mans, der Gruppe C oder einfach der Marke Porsche hat.

Porsche 962 CK6 Kremer Racing Kenwood 9° Le Mans 1991, Spark, Bestellnummer S9885, Auslieferung Dezember 2021, keine Limitierung, Made in China.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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