Dienstag, 7. Dezember 2021

Bertones einziger Serien-Ferrari - Dino 308 GT4 von Top Marques, 1:43

Als 1969 der große Fiat-Konzern den renommierten Sportwagenhersteller Ferrari übernahm, versuchte man, auch auf das Typenprogramm Einfluss zu nehmen. Als Nachfolger für den kleinen Sechszylinder Dino 246 wünschte man sich ein praktischeres Fahrzeug mit zwei Notsitzen und drängte darauf, dass der Entwurf von Bertone kommen sollte, wo man schon Erfahrung mit kompakten Mittelmotorsportwagen sammeln konnte, wie der Lamborghini Urraco zeigte. Marcello Gandini zeichnete also auch für Ferrari ein kompaktes, keilförmiges Coupé mit 2+2 Sitzen. Das blieb allerdings der einzige Serien-Ferrari für Bertone und auch der erhoffte Produktionsauftrag ging an Scaglietti, obwohl man in Grugliasco Kapazitäten frei gehabt hätte. Als Antriebseinheit diente ein völlig neuer V8 mit vier obenliegenden, von Zahnriemen angetriebenen Nockenwellen und 3 Liter Hubraum. Einerseits besaß das neue Triebwerk Gleichteile mit den großen Zwölfzylindern, andererseits findet man durchaus Anklänge an den von Lancia stammenden Achtzylinder-Rennmotor, mit dem 1956 Juan Manuel Fangio die Weltmeisterschaft für Maranello errang.

Ursprünglich sollte der neue Dino 1973 auf dem Genfer Salon präsentiert werden, die Premiere verzögerte sich allerdings bis zum Pariser Salon im Oktober. Es blieb dabei, dass der Achtzylinder nicht als Ferrari erschien, die gesamte Typenbezeichnung lautete Dino 308 GT4, was für 3 Liter Hubraum und acht Zylinder stand. Ob die "4" die Zahl der Sitze oder der Nockenwellen meinte, wird in den Berichten unterschiedlich gesehen. Ein Ferrari wurde aus dem Dino erst 1976, ab dann trug er auch die Logos mit dem springenden Pferd auf der Karosserie, dem Lenkrad und den Radnaben. Inzwischen gab es auch ein Facelift, der Kühlergrill an der Front wurde breiter gezogen und die Zusatzscheinwerfer integriert.

Die Autotester waren damals recht begeistert, der kompakte Ferrari ließ sich sehr gut bewegen und brachte hohe Fahrleistungen. Mit fast 250 km/h Spitze und 6,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h erreichte der Dino mit seinen ca. 225 DIN-PS (Werksangabe 255 PS ohne Angabe der Messnorm) herausragende Ergebnisse. Den Testverbrauch von 19,7 Liter auf 100 km empfand man als angemessen, das waren noch Zeiten ...

Die Kunden hielten sich allerdings zurück, statt beabsichtigter 1500 Einheiten pro Jahr war 1974 mit 764 Stück noch am erfolgreichsten, bis zum Produktionsende wurden bei Scaglietti gerade einmal 2826 Dinos produziert, dazu kamen noch 840 vom 208 GT4 , dem Zweiliter für den italienischen Markt. Die ab 1975 von Anfang an als Ferrari angebotenen Zweisitzer 308 GTB und GTS waren für die Kunden einfach reizvoller, obwohl der GT4 sicher das alltagstauglichere Auto war. Der 1980 in Genf präsentierte Nachfolger Mondial 8 konnte allerdings auch nicht in die Herzen der Ferraristi finden, zu schwer, zu wenig leistungsfähig und zu unattraktiv lauteten die Urteile, allerdings arbeitete man in Maranello ständig daran, den Mondial zu verbessern. Mit dem Ende der Produktion 1993 war bei Ferrari auch die Geschichte der 2+2-Sitzer mit Mittelmotor vorbei.

Top Marques präsentierte kürzlich den Dino 308 GT4 in 1:43 in den drei Farben rot, blau metallic und silber metallic, es werden jeweils 500 Modelle gefertigt, die sich wohl rasend schnell verkaufen. Wir haben unser Modell von Cartima bezogen, wo man mit 79,95 Euro sehr günstig kalkuliert. Wie von diesem Hersteller gewohnt, ist auch der Dino edel verpackt und in eine Vitrine mit Lederimitatssockel verschraubt. Ich habe mich für den silberfarbenen Dino entschieden, diese Lackierung steht dem kleinen Keil meines Erachtens sehr gut. Das Finish und die Verarbeitung sind einwandfrei, auch die Scheiben sind beim Fotomuster perfekt eingesetzt. Die Gesamtform ist stimmig, die Räder sind originalgetreu, auch die Reifenbreite passt. Das Interieur ist komplett schwarz und deshalb gibt es wenig zu sehen, Armaturenbrett, Lenkrad und Schaltknüppel sind natürlich reproduziert. Die Fensterrahmen sind zwar nur aufgedruckt, aber wunderbar fein und präzise, so kann man das gerne akzeptieren. Auch die anderen Details wie Leuchteinheiten, Scheibenwischer, Auspuffanlage, Türgriffe oder der Antennenfuß am Heck zeigen, wie genau man bei Top Marques arbeitet. Allerdings hat man sich wohl bei der Recherche nicht an einem Fahrzeug im Originalzustand orientiert. Der Lufteinlass unter der vorderen Stoßstange mit den separaten Zusatzscheinwerfern entspricht der Ursprungsversion von 1974, damals wies der Dino aber noch keine Ferrari-Logos auf. Natürlich haben viele Besitzer bereits ihren 308 GT4 auf Ferrari getrimmt, darauf deuten beim Modell auch das Pferdchen und das Logo neben den Rückleuchten sowie die Logos am Vorderkotflügel hin, das alles gab es werkseitig nicht. Der frühen Version vor 1976 entsprechen aber das Dino-Logo auf der Schnauze, der Schriftzug auf dem Kofferdeckel sowie das beim Modell etwas groß geratene "Disegno Bertone"-Zeichen an der rechten Flanke. Die beiden feinen Außenspiegel waren ursprünglich ebenfalls noch nicht am Auto, stören aber die Gesamtoptik nicht weiter.

Top Marques hat eine sehr schöne Miniatur des Dino 308 GT4 auf die Räder gestellt, ich bin gespannt, auf was wir uns von diesem Hersteller noch freuen dürfen. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gut, bei Interesse sollte man sich aber sputen, der Abverkauf läuft rasant!

Fotos und Text: Rudi Seidel

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