Montag, 22. November 2021
Hezemans' Trickkiste - Ford Escort II RS Grab Motorsport DRM 1977 von Spark, 1:43
Der Siegener Ford-Händler Bernhard Grab gehörte in den 70er und 80er Jahren zu den profiliertesten Teamchefs im Tourenwagensport. Ab 1973 war Grab Motorsport mit Capris und Escorts dabei, der größte Erfolg trat 1988 mit dem Gesamtsieg durch Klaus Ludwig auf dem Sierra Cosworth bei der DTM ein. Bereits im darauffolgenden Jahr beendete Grab die Rennaktivitäten. Die Siegener Ford-Vertretung wurde übrigens 2002 vor dem Konkurs gerettet und von einem Kölner Unternehmer übernommen. Bernhard Grab zog sich ins Privatleben zurück und kümmerte sich um seine Familie und den riesigen Garten.
Für die DRM-Saison 1977 fasste man ganz besondere Pläne. Zusammen mit dem holländischen Rennfahrer Toine Hezemans wollte man einen Escort II aufbauen, der das Gruppe 5-Reglement bis zum Äußersten ausreizen sollte. Da es von Seiten des Herstellers keine Unterstützung gab, war man auf sich gestellt. Das Chassis bestand aus 64 Metern Alurohr, die, wie das Magazin sport auto damals schrieb, zu einer Art fahrendem Überrollkäfig zusammengeschweißt wurden. Als Vorderachse dienten Formel-Dreieckslenker mit Porsche-Federbeinen, hinten konstruierte man eine Deichselachse mit Schubstreben, die allerdings im Laufe der Saison durch eine normale Hinterachse ersetzt wurde. Das 280 PS-Triebwerk kam von Cosworth, das Hewland-Sechsganggetriebe aus der Formel 1, wie auch die seitlichen Kühler. Dazu verbaute man Koni-Dämpfer statt der üblichen Bilsteins. Ursprünglich wollte man sogar Bürsten an den Seitenschwellern montieren, um Luftpolster unter dem Auto zu verhindern, dazu kam es aber nicht. Während der Saison experimentierte man mit den verschiedensten Frontspoilern und Heckflügeln. In Bezug auf den Leichtbau gab es damals das Gerücht, dass man bei dem ironisch als „Gartenstuhl“ bezeichneten Escort sogar den Sonnenschein durch die Türen sehen konnte.
In der kleinen Division der DRM war allerdings in erster Linie vom BMW Junior Team und seinem Kampf mit den Zakspeed Escort die Rede, dazu kam noch Porsches Werkseinsatz mit dem 935 Baby und die spektakulären Auftritte der turbobefeuerten Schnitzer-BMW 2002. Deshalb blieb nicht ganz so viel Aufmerksamkeit für die beiden Exoten, einerseits den Colani-BMW von Karlheinz Becker und andererseits für den Grab-Escort übrig. So richtig brachten die Siegener und das holländische Schlitzohr Hezemans das Auto nicht zum Laufen, irgendwelche Probleme traten bei nahezu jedem Rennen ein. Lediglich ein dritter Platz im Regenrennen von Diepholz und der mit dürftigen 48 Punkten erreichte Rang 12 in der Gesamtwertung ließen keinen Wunsch auf ein Weiterverfolgen des Escort-Projekts aufkommen. Hezemans verabschiedete sich für 1978 zum Meisterteam von Georg Loos, wo er knapp am Titel scheiterte.
Für das Modell in der Länderserie Deutschland hat Spark den Grab-Escort ausgewählt, der beim Demolition Derby auf dem Norisring antrat. An den vielen Crashs war Hezemans nicht beteiligt, ein gebrochenes Kreuzgelenk im Schaltgestänge führte nach nur vier Runden zum Ausfall. Besonders spektakulär für die Optik des weißen Ford war die Verwendung eines March-Heckflügels aus der Formel 1, den man auf recht brachiale Weise montierte. Das hat man bei Spark gut hinbekommen, allerdings fehlen an der Befestigung des Flügels die Bolzen, die auch der Einstellung des Winkels dienen. Ansonsten zeigt das Modell Licht und Schatten, während der Unterbau bis zur Gürtellinie mit den extrabreiten, kantigen Verbreiterungen und dem immensen Frontspoiler gut gelungen ist, leidet der Dachaufbau unter viel zu dicken A- und C-Säulen. Die Verarbeitung ist insgesamt sehr gut, ein netter Gag sind die getönten Seiten- und Heckscheiben, auch die Schiebefenster sind gut reproduziert. Die Räder sind passend, das Cockpit sieht zwar gut aus, entspricht aber nicht dem Vorbild. Wie erwähnt, ist der Escort auf einem kompletten Gitterrohrrahmen aufgebaut, den man natürlich auch im Innenraum sehen müsste. Das fällt vor allem bei den Armaturen auf, die beim Grab-Ford direkt an den Rohren montiert sind, das schwarze Kunststoffteil, das man im Modell sieht, war beim Original nicht montiert. Bleibt als Fazit, dass Spark mit diesem Escort ein interessantes, aber nicht fehlerfreies Modell auf die Rennreifen gestellt hat. Ich denke, dass Raceland in diesem Fall sorgfältiger recherchiert hätte.
Ford Escort II RS Grab Motorsport Weisberg DRM Norisring 1977 Toine Hezemans
Spark, Bestellnummer SG509, Auslieferung November 2021, auf 400 Stück limitiert, Made in China.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel