Donnerstag, 4. November 2021

Schwanengesang für eine große Marke - Isotta-Fraschini 8C Monterosa von Autocult, 1:43

Die bereits 1899 gegründete Firma Isotta-Fraschini gehörte in den 20ern des letzten Jahrhunderts zu den absoluten Hochkarätern, musste aber aufgrund der Weltwirtschaftskrise die Produktion einstellen. Und der Versuch, nach dem Zweiten Weltkrieg neu zu starten, scheiterte kläglich. Schön, dass Autocult auch diesen seltenen Vogel als Modell verwirklicht hat.

Cesare Isotta und Vincenzo Fraschini begannen in Mailand mit dem Verkauf von französischen Renault- und Mors-Autos, aber bereits 1902 erschien die erste Eigenkonstruktion und man schaffte sich sowohl mit Touren- als auch Rennwagen einen hervorragenden Ruf. Nach der kriegsbedingten Einstellung der Fahrzeugproduktion präsentierte man 1919 mit dem Tipo 8 einen modernen Luxuswagen mit Reihenachtzylindertriebwerk von 5,9 Litern Hubraum, der in Konkurrenz zu Rolls-Royce und Hispano-Suiza trat. Mit der Weiterentwicklung Tipo 8A brachte man den Hubraum auf 7,4 Liter, das von Isotta-Fraschini gelieferte Fahrgestell wurde von den besten Karosseriebauern eingekleidet, der Hauptmarkt waren die USA, aber auch viele gekrönte Häupter oder Superreiche leisteten sich solch ein Luxusauto. Die Weltwirtschaftskrise bedeutete allerdings das Aus, auch die letzte Weiterentwicklung zum Tipo 8B konnte daran nichts mehr ändern. Inzwischen hatte auch der Besitzer gewechselt, die Firma wurde von der Gruppe des Flugzeugbauers Caproni übernommen. Statt Autos fertigte man Diesellastwagen sowie Schiffs- und Flugzeugmotoren vor allem für militärische Zwecke.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wagte man tatsächlich einen ambitionierten Neustart. Auf dem Pariser Salon 1947 debütierte der 8C Monterosa, der mit seinen Vorgängern absolut nichts gemeinsam hatte. Sein Konstrukteur Fabio Luigi Rapi setzte auf ein Heckmotorkonzept, der nagelneue V8 wurde von Aurelio Lampredi entworfen, der es ja später bei Ferrari und Fiat zu großer Berühmtheit brachte. Ein Plattformrahmen mit 3100 mm Radstand, vorne Einzelradaufhängung, hinten Pendelachse mit Längslenkern, dazu Gummifederelemnete und speziell entwickelte Hydraulikbremsen sollten hervorragende Straßenlage mit Komfort verbinden. Der 3,4-Liter-Leichtmetall-V8 mit halbkugelförmigen Brennräumen und schräg hängenden Ventilen leistete 125 PS, die über ein Vorwahl-Vierganggetriebe mit zusätzlichem Schnellgang auf die Hinterräder gebracht wurden. Im Gegensatz zum ähnlich konzipierten Tatra war das Triebwerk beim Monterosa wassergekühlt. Rapi zeichnete für den Katalog 13 verschiedene Entwürfe, teilweise mit recht futuristischen Formen. Realisiert wurden letztlich nur fünf Fahrzeuge, von denen zwei noch existieren, eine zweitürige Limousine mit Touring-Aufbau sowie ein sechssitziges Cabriolet von Boneschi. Beide Autos sind im Besitz des italienischen Sammlers Corrado Lopresto, der sie perfekt restaurieren ließ und sie seit 2017 auf den großen Concours d'Élegance dem staunenden Publikum demonstriert. Lopresto hat übrigens auch das komplette Firmenarchiv erstanden. Verschollen sind eine viertürige Limousine von Touring sowie die beiden ersten Prototypen, die Zagato nach Entwürfen von Rapi gefertigt hat. Zuerst glaubte man noch, die Motorkühlung durch seitliche Öffnungen zu ermöglichen, der zweite Prototyp besaß dann einen Kühler im Bug. Das Autocult-Modell stellt also den Urzustand des ersten Prototypen dar. Die Firma Isotta Fraschini existiert übrigens heute noch, allerdings als Motorenhersteller für Schiffe, Industrie und Eisenbahnen, nicht mehr in Mailand bzw. Saronno, sondern in Triest.

Ein Modell von einem nicht mehr existierenden Vorbild zu schaffen, ist sicherlich eine Herausforderung, so umfangreich ist die zugängliche Dokumentation über den Prototypen des Isotta Fraschini 8C Monterosa nicht. Auf jeden Fall kann man sagen, dass Autocult die Form sehr gut getroffen hat. Auch nahezu alle Details entsprechen den Bildern und sind vor allem sehr sauber ausgeführt, wie man überhaupt die Fertigungsqualität bei diesem Modell nur loben kann. Alle Chromleisten und Fensterrahmen sitzen perfekt, die Lackierung ist hochglänzend und auch die Farbtrennung fehlerfrei. Die Räder mit Chromblenden und Weißwandreifen sind ebenfalls vorbildgerecht. Das Interieur mit zwei Sitzbänken weist auch an den Türinnenseiten eingesetzte Details auf, das Armaturenbrett ist vorbildgerecht. Dieser italienische Exote ist auf jeden Fall eine Bereicherung für den Sammler besonderer Fahrzeuge, die oftmals nicht erfolgreichen Projekte dieser Zeit haben ihren Reiz.

Zwei Unsicherheiten bleiben: Ob die Lackierung wirklich so farbenfroh war, kann ich nicht prüfen. Autocult schreibt, dass man ein Farbfoto des Originals sichten konnte, mir ist diese Quelle leider nicht zugänglich. Sicher bin ich mir hingegen, dass die Stoßstangen nicht voll verchromt waren, sondern nur der erhabenere Teilbereich. Auf dem beigefügten Originalfoto kann sich der Leser ein eigenes Urteil bilden, Autocult ist von der Richtigkeit des Modells überzeugt.

Trotz der beiden angeführten Punkte macht es Spaß, dieses Modell in meine Sammlung italienischer Autos einzureihen, der Isotta Fraschini ist ja nicht die erste Autocult-Miniatur zu diesem Thema, ich würde mich weiterhin auf Zuwachs freuen.

Unser Besprechungsmuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.