Dienstag, 2. November 2021

Der Glaserati aus Dingolfing - BMW Glas 3000 V8 von Schuco, 1:43

Der Aufstieg der Marke Glas vom Landmaschinen- und Kleinwagenfabrikanten zum ernstzunehmenden Autohersteller verlief in den 60er Jahren in unglaublicher Geschwindigkeit, allerdings verschwand Glas nach der Übernahme durch die Bayerischen Motorenwerke genauso schnell wieder von der Bildfläche. Höhepunkt der Entwicklung war das 1965 dem staunenden Publikum vorgestellte Luxuscoupé Glas 2600 V8. Der Achtzylinder entstand sozusagen aus zwei der modernen Vierzylindermotoren mit Nockenwellenantrieb durch Zahnriemen. Das Fahrwerk mit 2,5 Meter Radstand wies eine Hinterachse nach dem De-Dion-Prinzip und rundum Scheibenbremsen auf, entsprach also dem neuesten Stand der Technik. Für das Karosseriedesign wandte man sich wieder an Pietro Frua, der ein elegantes Stufenheckcoupé zeichnete. Aufgrund der Ähnlichkeit mit Fruas Designs für Maserati bekam der V8 den Spitznamen „Glaserati“. Mit 140 bzw. 150 PS sollten die magischen 200 km/h knapp möglich sein. Anfänglich sollte der V8 nur 18.450,- DM kosten, dieser Preis war aber nicht haltbar, Leider verlief der Serienanlauf nicht ohne Probleme, man hatte es ja auch mit einer wesentlich anspruchsvolleren Klientel zu tun. Dazu kamen zunehmende finanzielle Engpässe, viel Kapital war nicht vorhanden. So blieb 1966 nur der Verkauf der Glas-Werke in Dingolfing an BMW. Vom Glas-Programm überlebte das kleine Goggomobil am längsten, mit dem 250 ccm-Motor war es noch für die Besitzer alter Führerscheine interessant, die Produktion lief bis Mitte 1969. Neben dem Glas GT, der zum BMW 1600 GT wurde, fand nur der V8 ins Programm der Münchner, was teilweise auch den bestehenden Verträgen mit Frua über die Karosserieproduktion geschuldet war. BMW betrieb die notwendige Feinjustierung des V8, so gut es möglich war, auch durch eine Hubraumerhöhung auf 3 Liter und ließ das Coupé bis zum Frühling 1968 im Programm. Dann galt das Interesse aber der Eigenentwicklung 2800 CS, der die Zukunft gehörte. Vom Glas V8 entstanden letztlich lediglich 718 Exemplare, man kann sich vorstellen, dass dieses Auto weder für Glas noch für BMW ein gutes Geschäft war.

Nach zwei zeitgenössischen Spielzeugautos von Märklin und Sablon sowie einem 2008 präsentierten Diecastmodell von Norev bietet Schuco jetzt dem Sammler zwei fein detaillierte Resinminiaturen an. Der weiße 2600 und der blaue 3000, den wir vorstellen, unterscheiden sich außer der Farbe auch durch die vorbildgerecht unterschiedlichen Schriftzüge und Logos. Auf den ersten Blick sieht man ein gut ausgeführtes Modell mit schönen Chromteilen, feinen Logos und Schriftzügen und einwandfreier Lackierung. Auch Scheinwerfer und Rückleuchten sind gut reproduziert. Während man bei den gut eingepassten Front- und Heckscheiben mit den aufgedruckten Chromrahmen leben kann, empfinde ich sie bei den Seitenfenstern als Zumutung, da sie viel zu dick und nicht plastisch ausgeführt sind. Dazu kommt noch, dass sie etwas wellig eingesetzt sind, das ergibt unschöne Reflexionen, wenn man das Modell von der Seite ansieht. Das Armaturenbrett ist fein nachgebildet, im Interieur überwiegt schwarz. Schön, dass man vorbildgerecht auf Kopfstützen verzichtet hat. Der Außenspiegel wirkt etwas plump, beim 3000 V8 waren allerdings zwei Talbot-Spiegel auf den Kotflügeln Serie, schöner würden sie das Auto allerdings meiner Meinung nach nicht machen. Die Räder sind wie beim Original mit Chromblenden versehen, das BMW-Logo hat Schuco auch da nicht vergessen, überhaupt finde ich positiv, dass man sich bei den Logos und Schriftzügen am Originalzustand orientiert hat und sich nicht von einem restaurierten Exemplar in die Irre hat führen lassen. Der eine oder andere Besitzer hat nämlich die BMW-Logos von seinem Glas entfernt. Die Reifen sind, wie meist bei modernen Modellautos, etwas breit geraten, aber das ist erträglich. Wesentlich mehr stören Ungenauigkeiten bei der Formwiedergabe. Die Radauschnitte sind beim Modell fast kreisrund, müssten aber hinten etwas schräg auslaufen. Das Heck fällt überhaupt zu stark ab, sieht ein wenig wie ein schlecht reparierter Aufprallschaden aus und wird optisch noch durch die leicht schräg nach hinten fallende Stoßstange verstärkt.

Bleibt also ein zwiespältiger Eindruck, sicherlich ist Schucos Glas V8 dennoch das bisher beste Modell dieses Autos in 1:43. Wer mit den genannten Schwächen leben kann und bereit ist, 90 Euro zu investieren, sollte zugreifen, pro Farbe wurden nur 500 Stück produziert.

Unser Besprechungsmuster wurde von der Firma Schuco zur Verfügung gestellt, vielen Dank für die Unterstützung..

Fotos und Text: Rudi Seidel

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