Montag, 23. August 2021

Kleiner Japaner in Europa - Toyota Corolla Levin TE27 Rallye Portugal 1975 von Trofeu, 1:43

Nachdem der japanische Autoriese Toyota sein anlaufendes Rallyeprogramm in Europa aufgrund der Ölkrise von 1973/74 stoppte, trat der schwedische Profifahrer Ove Andersson auf den Plan. Er hatte bereits eine kleinen Werkstatt in seiner Heimatstadt Täpuden und überzeugte den damaligen Entwicklungschef Shoichiro Toyoda, auf eigene Initiative mit Unterstützung des Werks weiterzumachen. Daraus entstand TTE, das Toyota Team Europe mit einem neuen Stützpunkt in Brüssel. Durch Fürsprache der Händler in Europa konnte Andersson ab 1975 mit einem Budget von rund einer Viertelmillion Dollar arbeiten. Die ersten Einsätze liefen mit der Celica TA 22, aber bald nutzte man die kleinere, leichtere und handlichere Corolla TE27, die den zusätzlichen Vorteil aufwies, dass für sie der 16-Ventiler mit Nippondenso-Einspritzung homologiert war. Mit 185 PS bei einem Gewicht von nur 850 kg war man trotz des Hubraummankos durchaus in der Lage, im vorderen Feld mitzufahren, was Björn Waldegaard mit einem 4. Platz bei der RAC-Rallye 1974 bereits bewies. Im Folgejahr lief es noch besser, nachdem Ove Andersson höchstpersönlich zusammen mit Arne Hertz den dritten Podestplatz bei der Rallye Portugal belegte, kam in Finnland die Sternstunde der kleinen Corolla. Tatsächlich holten Hannu Mikkola und Atso Aho den Gesamtsieg bei der Rallye der 1000 Seen. Ein fünfter Platz bei der RAC 1976, wieder durch den Boss persönlich, beendete die Rallyekarriere der Corolla, erst 20 Jahre später gab es wieder ein Auto gleichen Namens am Start, das hatte aber mit der TE27 nichts mehr gemein. TTE machte auf Wunsch des Werks mit der Celica weiter, 1979 zog man nach Köln um und wurde zur Keimzelle von Toyota Motorsport, von Rallyes über Langstreckenrennen bis zur Formel 1 war und ist man immer motorsportlich aktiv. Aus einem kleinen Rallyeteam entstand so ein Unternehmen mit mehr als 400 Mitarbeitern, das seit 1993 eine hundertprozentige Tochter von Toyota ist.

Die Rallyesaison 1975 sah viele Sieger. Lancia war mit dem Stratos überlegen, fuhr aber nicht bei allen Läufen mit, die Peugeot 504 zeigten ihre Qualitäten bei den beiden Rallyes in Afrika, die RAC gehörte den Ford Escort und bei der Akropolis landete Walter Röhrl mit dem Opel Ascona einen Überraschungscoup. In Finnland triumphierte, wie schon gesagt, Toyota und in Portugal nutzte Fiat die Abwesenheit der Stratos für einen Doppelsieg mit Anderssons Toyota als Drittplatziertem und bestem Japanischen Auto. Alpine-Renault blieb während der ganzen Saison sieglos, damit fiel die Markenweltmeisterschaft an Lancia, Toyota landete lediglich auf dem siebten Platz.

Eigentlich erfreulich, dass der Rallyespezialist Trofeu aus Portugal die kleine Corolla in 1:43 produziert. Dennoch, das sei gleich gesagt, wird man mit dem Modell nicht ganz glücklich. Die Grundform ist nicht optimal getroffen, vor allem Front- und Heckscheibe haben zu wenig Wölbung und sind sehr schlecht eingepasst. Die Windschutzscheibe ist außerdem zu hoch, die Türseitenscheiben wirken dadurch zu niedrig. Das Modell ist aus Kunststoff gefertigt und extrem leicht, was an sich kein Problem ist, eine saubere Lackierung und passabel aufgebrachte Dekoration sind trotzdem möglich. Speziell im Front- und Heckbereich sieht man einige Ungenauigkeiten, dafür sind Details wie Wischer, Haubensicherungen oder Schmutzlappen gut nachgebildet. Das Cockpit und der Innenraum sind sehr einfach dargestellt, die Räder sind ok, wenn sie auch etwas wacklig montiert sind. Der Toyota-Schriftzug auf dem Kofferdeckel sollte sicher mittig platziert sein, ob der Benfica-Lissabon-Wimpel auf der rechten Türe später dazukam, kann ich nicht belegen, auf den mir bekannten Bildern ist er nur auf der Motorhaube zu sehen.

Licht und Schatten also, für die je nach Händler geforderten 60 bis 65 Euro ist die Trofeu-Corolla eigentlich nicht gut genug, ich schätze aber, dass der Rallye-Fan mangels Alternative dennoch ein Auge zudrücken und kaufen wird.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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