Sonntag, 22. August 2021
Heimsieg für Ballestrieri - Lancia Fulvia 1.6 HF Rallye Sanremo 1972 von IXO, 1:43
Hinter der Rallyekarriere der italienischen Traditionsmarke Lancia stand in erster Linie Cesare Fiorio, der mit allen Wassern gewaschene Teammanager der Turiner. Bereits Anfang der 60er Jahre versuchte man sich mit dem Flavia Coupé und der Fulvia Berlina im Rallyesport, der Durchbruch gelang allerdings erst mit dem kleinen Fulvia Coupé, das ab 1966 zuerst mit 1,2, später mit 1,3 Liter Hubraum zum Einsatz kam. Von 1966 bis 1969 konnte man einige Erfolge feiern, wie zum Beispiel Sanremo 1966 und 1969, Tour de Corse 1967 oder Portugal 1968. Mit Ove Andersson, Mikkola, Aaltonen oder Källström verpflichtete man erstklassige Fahrer, mit Sandro Munari war auch ein italienischer Nationalheld an Bord. Für die Saison 1969 konnte man endlich die Fulvia 1.6 HF homologieren, neben dem größeren Hubraum verfügte man jetzt über ein Fünfganggetriebe und mit rund 165 PS bei 825 kg Gewicht konnte man den Konkurrenten wie Porsche 911 und Alpine Renault etwas mehr entgegensetzen. Die Erfolge gingen weiter, vor allem Harry Källstöm, Simo Lampinen und Munari konnten Siege und gute Platzierungen erringen, herausragend waren sicherlich Källströms Triumphe bei der RAC-Rallye 1969 und 1970. Die Initialzündung für die weitere Rallyegeschichte von Lancia mit Stratos, Rally und Delta brachte aber erst Sandro Munaris Sieg bei der Monte Carlo 1972, der prestigeträchtigsten Rallye überhaupt. So konnte Fiorio sein ambitioniertes Programm starten, das Lancia bis zum Anfang der 90er Jahre an die Spitze der Rallyewelt brachte.
Für die Rallye Sanremo 1972 bekamen die Fulvia Coupés eine neue Dekoration, erstmals startete man mit der Zigarettenmarke Marlboro als Sponsor. Zu diesem Markenweltmeisterschaftslauf brachte Alpine Renault zwei Werkswagen, denen allerdings gleich sechs Fulvia Coupés entgegentraten. Nachdem beide Alpine mit Getriebeschaden und vier der Lancia mit diversen Defekten ausfielen, konnten am Ende Amilcare Ballestrieri/Arnaldo Bernacchini und Sergio Barbasio/Piero Sodano einen Doppelsieg für die Turiner feiern, das Siegerpodest vervollständigten Hakan Lindbergh/Helmut Eisendle auf dem einzigen Werks-Fiat 124 Spider. Dieser Erfolg führte am Ende des Jahres zur Markenweltmeisterschaft für Lancia. Die Fulvia konnte unter Sandro Munari in ihrem letzten Werkseinsatz noch den dritten Platz bei der Safari-Rallye 1974 erringen, danach ging es nur noch um den Stratos.
Der 1935 geborene Amilcare Ballestrieri war in den 60er Jahren ein national erfolgreicher Motorradrennfahrer, ab 1970 sah man ihn bei diversen Rallyes in Italien, aber auch bei der Monte und der Tour de Corse. Seine größten Erfolge waren sicherlich der Sieg bei der Targa Florio 1974, wo er zusammen mit Gérard Larrousse einen Lancia Stratos fuhr und eben der Gesamtsieg bei der Sanremo 1972, wo er als dort Geborener sozusagen Heimrecht hatte.
IXO hat wieder einmal in seinem nahezu unendlichen Formenfundus gegraben, das Fulvia Coupé gab es ja schon vor vielen Jahren, damals noch unter der Marke "Skid", die der Vorgänger Vitesse für Rallyeautos nutzte. Dementsprechend haben wir eine klassische Diecastminiatur vor uns, die auch schon als Kioskmodell Verwendung fand. Die Fulvia-Grundform ist gut getroffen, für geänderte Details hat man sichtlich ausführliche Recherche betrieben. Sowohl die größeren inneren Scheinwerfer als auch die unterschiedlichen Räder vorne und hinten oder die fehlende Tankklappe im hinteren rechten Kotflügel und der Tankverschluss neben dem Kofferdeckel wurden beachtet. Die Kotflügelverbreiterungen dürften allerdings etwas stärker ausfallen. Kühlergrill und Wischer sind die einzigen Fotoätzteile, die aber fein ausgeführt sind. Im Cockpit gibt es Schalensitze mit Kopfstützen und Hosenträgergurten als annehmbare Decals, einen Überrollkäfig und ein bedrucktes Armaturenbrett. Die Lackierung ist sauber, ebenso die Dekoration, ein kleines Blatt mit Nassschiebern für die Zigarettenwerbung liegt bei, ich habe sie beim Fotomuster bereits angebracht, was ziemlich problemlos funktioniert. Dass die Fensterrahmen und Türgriffe nur gesilbert sind, ist der Preisklasse geschuldet, ich kann damit gut leben. Nicht mehr zeitgemäß empfinde ich allerdings die Scheinwerfer, bei denen die Befestigungsstifte deutlich zu sehen sind. Die restlichen Rallye-Accessoires wie Schmutzfänger und Zusatzscheinwerfer sind hingegen wieder in Ordnung. Welcher Teufel allerdings den Decalzeichner geritten haben mag, als er statt "Marlboro World Championship Team" auf den vorderen Kotflügeln "Malbolo . . ." geschrieben hat, ist wohl unergründlich. Aber vielleicht werden die Decals für die in Bangladesh produzierten Modelle immer noch in China gezeichnet?
Neben der siegreichen Fulvia gibt es auch noch die nicht ins Ziel gekommenen Autos von Munari/Manucci und Ragnotti/Rouget, die bis auf Startnummer und Beschriftung gleich sind. Auf jeden Fall stellt die Fulvia mit der Zigarettenwerbung eine interessante Variante dar, für unter 40 Euro kann man ganz zufrieden sein, wenn man den unnötigen Schreibfehler übersieht.
Fotos und Text: Rudi Seidel