Freitag, 6. August 2021
Kurze Karriere - Alfa Romeo 6C 3000 CM Le Mans 1953 von Spark, 1:43
Nach zwei Weltmeistertiteln mit der Alfetta endete die Teilnahme von Alfa Romeo im Grand Prix-Sport, es sollte viele Jahre dauern, bis die Marke wieder am Start war, erst 1979 war man wieder dabei, allerdings mit übersichtlichen Erfolgen. Und bei den Alfa Romeo-Boliden, die seit 2018 dabei sind, handelt es sich ja nur um umbenannte Sauber-Renner. Dafür entschied man sich in Mailand für einen Einsatz in Sportwagenrennen, der erste Versuch mit dem sogenannten Disco Volante, einem futuristisch aussehenden Spider mit einem auf dem Triebwerk der 1900 Berlina basierenden Vierzylinders war allerdings ein ziemlicher Rohrkrepierer. Deshalb griff man für 1953 zu stärkeren Mitteln. Der bereits 1950 konstruierte 3-Liter Sechszylinder wurde auf 3,5 Liter aufgebohrt, womit er rund 275 PS erreichte, ein neues, kurzes Chassis wurde von der Carrozzeria Colli mit kompakten Berlinetta-Aufbauten eingekleidet und schließlich entstanden vier dieser durchaus vielversprechenden Rennwagen als Coupé, dazu kamen noch zwei Spider. Mit einem Radstand von nur 2,25 m und einem Leergewicht von 960 kg waren die Alfas sehr kompakt und relativ leicht, die De Dion-Hinterachse mit innenliegenden Trommelbremsen sorgte für gute Straßenlage, bei fast 250 km/h Spitze war das wichtig.
Man konzentrierte sich auf die prestigeträchtigsten Rennen, die Mille Miglia und die 24 Stunden von Le Mans. Neben dem Formel 1-Weltmeister Fangio und dem Alfa-Urgestein Sanesi kam der Deutsche Karl Kling ins Team, zusammen mit seinen Copiloten Hans Klenk und Fritz Riess war er durch die Mercedes-Pause nach der erfolgreichen Saison 1952 arbeitslos. Bei der Mille Miglia kam nur Fangio an, er rettete mit defekter Lenkung noch den zweiten Platz ins Ziel. In Le Mans lief es schlechter, die Alfas waren zwar schnell genug, aber nicht zuverlässig, so verabschiedeten sich als letzte Kling/Riess in der 12. Stunde mit einem Schaden in der Kraftübertragung. Damit war die Rennkarriere der Berlinette beendet, einer der Spider gewann unter Fangio noch den nicht zu einer Meisterschaft zählenden Gran Premio Supercortemaggiore in Meran/Südtirol, dieses Auto gehört heute noch zum Bestand von Alfa Romeo. In Le Mans sah man die Marke erst wieder 1958, dann aber mit sportlichen Varianten der Giulietta in der 1,3-Liter-Klasse.
Von den vier Coupés existiert keines mehr im Original, wie bei vielen Rennwagen aus dieser Zeit ist die Recherche schwierig. Über die Fahrgestellnummer 1361.00124, das Fangio-Auto von der Mille Miglia, finde ich keinerlei spätere Hinweise. 1361.00125, der Einsatzwagen von Karl Kling, wurde später mit einer Zagato-Spider Karosserie versehen und gehörte dem schwedischen Piloten Joakim Bonnier. Das blau/gelbe Auto existiert noch. 1361.00126, mit dem Fangio in Le Mans ausfiel, ging 1954 mit einer Boano-Stromlinienkarosserie an den argentinischen Präsidenten Peron. Der spätere Besitzer hatte 1984 einen Unfall mit Totalschaden, anschließend wurde das Auto vom durch Bizzarrini bekannt gewordenen Karosseriekünstler Salvatore Diomante mit einer Replica des ursprünglichen Colli-Berlinetta-Aufbaus neu aufgebaut. Dieses Fahrzeug ist im Besitz des Sammlers Lawrence Auriana, man sieht es gelegentlich bei entsprechenden Veranstaltungen wie Amelia Island usw. Und das Chassis 1361.00128 ging an Pininfarina und diente als Basis für die Superflow-Studien ab 1956. Über das Kürzel CM streiten sich übrigens die Gelehrten, Campionato del Mondo, Competizione Maggiorata, oder Corte Maggiore wären falsch, “Cilindrata Maggiorata” aufgrund des vergrößerten Hubraums wohl richtig.
Spark beliefert den Sammler mit allen drei Teilnehmern von den 24 Stunden 1953, nach dem Auto von Sanesi/Carini ist jetzt die Startnummer 23 von Kling/Riess im Verkauf, die dritte Berlinetta von Fangio/Marimon wird demnächst folgen. Die Form des knackig kurzen Coupés ist im Vergleich mit Fotos sehr gut getroffen, auch wenn ich bei der Gegenüberstellung mit einem vor allem im Heckbereich wesentlich längeren, alten Modell von Provence Moulage schon irritiert war. Die Details wie Kühlergitter, Insektenabweiser, abgedeckte Scheinwerfer usw. machen Freude. Die Räder haben die richtige Dimension, man hat die damals sehr geringe Reifenbreite berücksichtigt, wie auch das Fehlen von Bremstrommeln in den Hinterrädern. Überhaupt ist die Fertigungsqualität fast ohne Tadel, man hat sich sichtlich die Kritik zu Herzen genommen und in Madagaskar große Fortschritte gemacht. Jetzt sollte man den Leuten noch erklären, dass es linke und rechte Muttern für die Zentralverschlüsse gibt, die stimmen bei unserem Fotomuster leider nicht alle, sondern sind wohl nach dem Zufallsprinzip montiert. Auch wenn das Original nicht erfolgreich war, stellt die Spark-Miniatur eine hoch interessante Bereicherung für die Le Mans-Sammlung dar. Ob uns Spark auch noch den Zweitplatzierten der Mille Miglia beschert?
Spark, Bestellnummer S4704, Auslieferung Juli 2021, keine nummerierte Limitierung.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel