Mittwoch, 23. Juni 2021

Einer blieb auf der Strecke - Matra 630/650 Spider Le Mans 1969 von Spark, 1:43

Der damals größte französische Raumfahrtkonzern Matra, dessen Gründung bereits auf 1945 zurückging, wollte neue Geschäftsbereiche erschließen und kaufte im Sommer 1964 die Firma von René Bonnet, für die man bereits die Kunststoffkarosserien des kleinen Sportwagens Djet fertigte. Matras CEO Jean-Luc Lagardère hatte zusätzlich starke rennsportliche Ambitionen, er wollte allerdings mehr als nur Klassensiege, sondern den Erfolg bei den 24 Stunden von Le Mans. So entstanden für 1966 drei Coupés namens Matra 620, die allerdings zu schwer waren und mit einem BRM-V8 von 2 Litern Hubraum noch nicht den Ambitionen entsprachen. Keines der drei Autos sah das Ziel, wie auch 1967, als man mit zwei weiterentwickelten Matra 630 antrat. Interessanter wurde es 1968, man hatte endlich den eigenen 3 Liter-V12 bereit, die Verschiebung der 24 Stunden in den September war Matras Glück. Der so motorisierte 630 war schnell, aber noch nicht zuverlässig genug, was allerdings nicht am neuen Triebwerk lag, das lief problemlos. Der Einsatz war so ermutigend, dass man für 1969 mit großem Orchester antreten wollte.

Das neue Matra 640 Coupé wurde von Robert Choulet bei SERA auf beste Aerodynamik getrimmt, war allerdings zum Vortraining noch nicht bereit. Aber kein Problem, die guten Beziehungen zur Regierung machten private Testfahrten auf Teilen der Le Mans-Strecke möglich, zu der ja auch öffentliche Straßen zählen. Die Aerodynamik war leider mehr auf Flug als auf Bodenhaftung ausgelegt und so geschah es, dass der unglückliche Henri Pescarolo im hohen Bogen im Wald und anschließend mit schweren Blessuren im Krankenhaus landete. Glücklicherweise hatte Matra neben dem nie mehr eingesetzten 640 auch die "alten" 630 weiterentwickelt.

Eine kleine Armada von vier der blauen Renner ging an den Start: Zwei 630/650, das waren zum Spider umgebaute Coupés für Nanni Galli/Robin Widdows sowie Johnny Servoz-Gavin/Herbert Müller, ein 630 Coupé für Nino Vaccarella/Jean Guichet, die Sieger von 1964 sowie ein neuer 650 Spider mit Langheck für Piers Courage/Jean-Pierre Beltoise. Gegen die Konkurrenz von Porsche mit dem neuen 917 und bewährten 908, Ferrari mit dem 312 Coupé und den alten, aber immer noch fitten Ford GT 40 tat man sich schwer, aber das erste Mal überhaupt konnte Matra trotz einiger Probleme nach 24 Stunden eine Zielankunft feiern, und das gleich mit drei Autos, die den vierten, fünften und siebten Platz belegten. Die Pechvögel waren der Franzose Servoz-Gavin und der Schweizer Müller, bei denen bereits nach 158 Runden die Elektrik streikte, was zum Ausfall in Arnage führte und so nicht zu den erfolgreichen Teilnahmen von Stumpen-Herbie zählte. Über Jacky Ickx' Fahrt zum Sieg gegen Hans Herrmann braucht man nichts mehr erzählen, Matra musste noch bis 1972 warten, dann gab es gleich einen Doppelsieg, dem 1973 und 1974 weitere erste Plätze folgten. Danach verschwand der schrille Sound der französischen Zwölfzylinder aus Le Mans.

Nachdem es alle Le Mans-Matras bereits früher von Bizarre gab, sind bei Spark die beiden 630/650 Spider als Neuentwicklung erschienen, mal sehen, ob noch weitere der blauen Renner folgen werden. Für die Vorstellung habe ich mich wegen der Fahrerpaarung für die Startnummer 34 entschieden, Herbert Müller auf Matra war schon eine exotische Kombination. Das Modell entspricht der gewohnten Qualität von Spark, die schöne Lackierung in leuchtendem Blau kontrastiert mit der weißen Cockpitabdeckung und den roten Markierungen an Schnauze und Flanken. Die Scheinwerfer liegen hinter perfekt montierten Abdeckungen, im wenig einsehbaren Cockpit erfreut der plastische Sicherheitsgurt. Der Überrollbügel, die Abdeckungen der Ansaugrohre des Zwölfzylinders, die Auspuffanlage sowie das Getriebegehäuse sind weitere, fein gestaltete Details. Die Räder sind vorbildgerecht schwarz, daher sind die schönen Radsterne kaum zu sehen. Die Beklebung ist sauber aufgebracht, allerdings kommen mir bei der Anordnung auf dem rechten hinteren Kotflügel leise Zweifel. Auf von mir gefundenen Bildern sind die Sponsorensticker anders verteilt, dazwischen hat noch der kleine "Equipe Matra Elf"-Schriftzug Platz. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass beides richtig ist, oft genug wurden zwischen Fahrzeugabnahme, Training und Rennen Änderungen ausgeführt.

Diese Kleinigkeit soll jedenfalls die Freude an diesem schönen Modell nicht schmälern, ich hoffe sehr, dass Spark weitere Le Mans-Matras produziert, die alten Bizarre-Modelle sind ja so gut wie vom Markt verschwunden.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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