Samstag, 19. Juni 2021

Wenn zwei sich streiten . . . - Ford Escort Zakspeed DRM 1973 von Trofeu, 1:43

Nachdem die erste Saison der Deutschen Rennsportmeisterschaft klar von Hans-Joachim Stuck auf dem Werks-Capri dominiert wurde, verstärkte BMW 1973 sein Engagement in der großen Division I. Lachender Dritter war Dieter Glemser auf dem Zakspeed-Escort, der letztlich mit einem einzigen Punkt Vorsprung Meister wurde und den zweiten von fünf aufeinanderfolgenden Titeln für Ford holte.

Der im Januar 1968 präsentierte Ford Escort der ersten Serie, aufgrund der Form seines Kühlergrills mit dem Spitznamen „Hundeknochen“ versehen, kam in Deutschland nicht besonders gut an, die englische Entwicklung war für deutsche Käufer doch ein wenig zu anspruchslos. Aber im Renn- und Rallyesport machte man sich schnell einen Namen, vor allem die Verpflanzung der Technik aus dem Lotus Cortina verhalf dem leichteren Escort zu einigen Erfolgen. Richtig gut ging es dann mit dem bei Cosworth entwickelten BDA (= Belt Drive A-Serie)-Triebwerk, das man bis auf 2 Liter Hubraum aufbohren und damit bis zu 275 PS aktivieren konnte. Bereits 1969 machte sich der Selfmademan Erich Zakowski daran, einen Escort als Renntourenwagen aufzubauen. Tuningteile kamen von Broadspeed aus England, einer der ersten Fahrer war der spätere Ford-Sportchef Mike Kranefuss. Bald wurde das Team unter dem Namen Zakspeed bekannt und da Ford Deutschland sich im Tourenwagensport auf den Capri konzentrierte, wurden die Niederzissener zum werksunterstützten Einsatzteam für die Escort in der kleinen Division. Ab 1973 wurde der Werksfahrer Dieter Glemser abgestellt, der gleich in seiner ersten Zakspeed-Saison den DRM-Titel errang und dabei vom Duell Ford-BMW in der großen Division profitierte. 1974 wiederholte der rasende Gärtner seinen Erfolg, dazu kamen Einsätze in der durch die Energiekrise gebeutelten Europa-Tourenwagenmeisterschaft, die überraschenderweise auch an das Team Zakspeed ging. 1975 ging die Erfolgsgeschichte mit dem Escort II weiter.

Die Saison 1973 sollte eigentlich für Hans Heyer laufen, der als Spitzenfahrer auf dem schnellen und ausgereiften Ford Capri antrat. Allerdings hatte BMW mit dem weiterentwickelten 3.0 CSL und Harald Menzel einiges dagegenzusetzen und auch die Porsche-Kundenteams mit dem Carrera RSR waren zu beachten. Der Zakspeed-Escort konnte in der Division II allerdings auch nicht durchmarschieren, mit Helmut Kelleners und Dieter Basche standen flotte BMW 2002 am Start. Bereits beim ersten Lauf am Nürburgring gerieten Heyer und Menzel aneinander und blieben punktlos, während Glemser bei den "Kleinen" siegte. Nach einem zweiten Platz in Mainz-Finthen und der Nichtteilnahme in Diepholz startete der schnelle Rosenzüchter, wie Glemser wegen seines Berufs gerne genannt wurde, kräftig durch, vier Siegen und einem zweiten Platz stand lediglich noch ein Ausfall in Hockenheim gegenüber, aber Hauptkonkurrent Basche auf dem GS-BMW konnte nur Platz 2 hinter Stuck auf dem gleichen Auto erreichen, die Stallregie wollte nicht ganz funktionieren. Als letzter Lauf war der Sauerland-Bergpreis angesetzt, dort konnte der Escort-Pilot mit Platz 2 in der Division II genau die Punkte holen, die er für den Meistertitel benötigte. Die ebenfalls noch mit Chancen auf den Titel angetretenen Hans Heyer auf Capri und Dieter Basche auf GS-BMW 2002 wurden jeweils fünfte, damit wurde Glemser mit einem Punkt Vorsprung Deutscher Rennsportmeister.

Nach dem vor gut zwei Jahren von Trofeu präsentierten Zakspeed-Escort im Castrol-Design folgt jetzt eine Miniatur des Meisterautos von Dieter Glemser im gelb/grünen Zakspeed-Dekor. Die Karosserie wurde im Prinzip übernommen, besteht aber aus Kunststoff, was das Modell sehr leicht macht. Einige feine Details wie Haubensicherungen vorne, linker Außenspiegel sowie geätzte Scheibenwischer wurden ergänzt, leider hat man den Innenraum nur minimal modifiziert, der Überrollkäfig stimmt ebenso wenig wie Armaturenbrett und Lenkrad, was aber durch die durchgehend schwarze Farbe wenig auffällt. Die Beklebung ist nahezu faltenfrei aufgebracht. Die Gesamtform ist prinzipiell gut, wenn mir auch die Verbreiterungen etwas zu bauchig vorkommen, sie dürften vor allem vorne etwas kantiger ausfallen. Die BBS-Räder sehen gut aus, der Escort liegt aber fast zu tief, meistens ist bei Modellautos eher das Gegenteil der Fall. Sucht man nach Vorbildfotos, wird es schwierig, auch die Zeitschriften wie sport auto waren damals eher sparsam. Die Startnummer 56 trug Glemsers Escort lediglich bei der Saisoneröffnung am Nürburgring, allerdings fuhr man noch ohne Frontspoiler, obwohl auch ein Bild mit vier Halterungen am Frontblech existiert. Oberhalb der Frontscheibe sieht man einen Radio-Tele-Luxemburg-Schriftzug, beim Modell Zakspeed. Grundsätzlich falsch ist der Verlauf der grünen Fläche vor der Vorderachse, die müsste auf Höhe der Unterkante des Blinkers enden und nicht bis zum Frontspoiler reichen. Eine Heckansicht zeigt einen Schnelltankverschluss auf dem Kofferdeckel, kann es sein, dass der am Nürburgring noch nicht da war? Fragen über Fragen, was die Originalgetreue des Modells betrifft. . .

Wieder einmal bekommt der Sammler von Trofeu ein auf den ersten Blick attraktives, aber doch sehr fehlerbehaftetes Modell. Eigentlich schade, aber es wird wohl so sein, dass die 150 Stück dennoch schnell den Weg zum Sammler finden werden, der für rund 65 Euro ziemlich kompromissbereit sein muss.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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