Mittwoch, 19. Mai 2021

Weiß-blaue Rallyestars im Doppelpack: BMW M1 und M3 Tour de Corse von Spark, 1:43

Obwohl bereits in der Frühzeit des Rallyesports die Bayerischen Motorenwerke durchaus vertreten waren, allerdings ausschließlich durch Privatfahrer, die allerdings oft mit vom Werk zur Verfügung gestellten Autos unterwegs waren, dauerte es bis in die 60er Jahre, dass man professioneller aktiv wurde. Mit den 1800 TI und TI/SA bot man Privatfahrern konkurrenzfähiges Material und Unterstützung, 1969 verpflichtete man schließlich den Ex-Fahrer Helmut „Helle“ Bein als Rallyeleiter. Mit Piloten wie Aaltonen und Warmbold auf dem 2002 TI versprach man sich Erfolge, die allerdings nicht so zahlreich wie gewünscht eingefahren wurden, obwohl Warmbold mit einem gewissen Jean Todt als Beifahrer unter etwas dubiosen Umständen die zur WM zählende Österreichische Alpenfahrt gewinnen konnte. Als Bein BMW Ende 1973 in Richtung Opel verließ, schlief das Interesse an Rallyes bei den Bayern ein. Wie John Davenport in seinem Buch über die Gruppe 2 schreibt, meinte ein Vorstandsmitglied, dass man die Autos dort kaum erkennen würde, weil sie immer so dreckig wären.

Spektakulär wurde es dann 1982, bei der Tour de Corse feierte eine Gruppe B-Rallyeversion des Mittelmotorsportwagens M1 ihr WM-Debüt. Das war allerdings kein Werkseinsatz, sondern BMW Frankreich zeichnete dafür verantwortlich, entwickelt wurde das Auto bei Oreca, dem Team von Hugues de Chaunac, das später vor allem durch die Erfolge der Chrysler Viper GTS-R berühmt wurde. Mit 430 PS bei 1150 kg Gewicht fehlte es dem BMW nicht an Leistung, aber Wendigkeit und vor allem Zuverlässigkeit zählten nicht zu den Kernkompetenzen der Mittelmotorflunder. Mit Sicherheit bot Bernard Darniche auf den engen Sträßchen der Mittelmeerinsel mit dem Renner eine tolle Show, bis eine gebrochene Ölleitung zum Ausfall führte. Den Sieg holte sich Jean Ragnotti im Renault 5 Turbo vor Jean-Claude Andruet auf einem Ferrari 308 GTB. 1983 startete man nochmals mit einem M1 in Korsika, diesmal hatte Bernard Béguin die Ehre, aber er kam auch nicht ins Ziel und weitere WM-Einsätze für den M1 blieben aus.

Erst 1987 sah man wieder einen BMW bei einer WM-Rallye, allerdings war auch das kein Werkseinsatz. David Richards und sein Prodrive-Team standen nach dem Ende der Gruppe B ohne passendes Auto da, die Metro 6R4 mussten eingemottet bzw. verkauft werden. Also sah man sich um und kam zu der Meinung, dass man aus der weiß/blauen Sportlimousine M3 ein Rallyegerät bauen könnte. Man passte Aufhängungen, Bremsen und Getriebe an die zu erwartenden Bedingungen an und hatte mit anfangs 270 PS ein wendiges Fahrzeug, das zumindest für Asphaltrallyes konkurrenzfähig sein sollte. In erster Linie zielte man auf die französische Rallye-Meisterschaft, wo man den zweiten Platz belegte. Beim WM-Lauf auf Korsika kam dann der große Moment von Bernard Béguin, es gelang ihm tatsächlich, mit dem Rothmans-M3 die versammelte Konkurrenz auf Lancia, Renault, Ford usw. zu versägen und für BMW einen Weltmeisterschaftslauf zu gewinnen. Leider steigerte das nicht das Interesse der Münchner an diesem Sport, man hielt sich an der Rundstrecke fest und Prodrive konnte mit Subaru als Partner bald neue Erfolge feiern

Unter den vielen Miniaturen des BMW M1 lieferte Spark auch eine Rallyeversion, eben den von Motul und Rothmans gesponserten Einsatzwagen von Bernard Darniche und Alain Mahé bei der Tour de Corse 1982. Formal gefällt mir der M1 sehr gut, auch die Fertigungsqualität und die Details können überzeugen. Kleine Änderungen der Rallyeversion wie fehlende Zusatzscheinwerfer im Kühlergrill, kleinere Rückleuchten, andere Auspuffanlage und spezielle Räder wurden beachtet, auch im Cockpit wurde nicht vergessen, dass ein Copilot samt seiner Instrumente unterzubringen ist. Die roten und goldenen Streifen sowie die Rallyeschilder sind fein reproduziert, bei der Dekoration muss der Sammler die Rothmans-Schriftzüge selbst anbringen, was kein Problem darstellt. Schön sind die fotogeätzten Rahmen der Seitenscheiben und die plastischen Kennzeichen, da zeigt sich viel Liebe zum Detail. Dieser M1 ist ein rundum erfreuliches Modell, das bei einer Auflage von 400 Stück sehr schnell vom Markt verschwinden dürfte. Wer zu langsam war, kann vielleicht auf den ähnlichen BMW von 1983 hoffen, gut vorstellbar, dass Spark den nachschiebt.

Der neben anderen Rallye-M3 eben von Spark präsentierte Siegerwagen von 1987 ist immerhin in einer 600er Serie produziert worden, sollte aber ebenfalls schnell ausverkauft sein. Auch dieses Modell sieht sehr schön aus. Die Grundform passt, das Rothmans-Dekor steht dem kompakten M3 gut und ist sauber ausgeführt, lediglich das rote Decal rund um die Heckscheibe ist naturgemäß weniger glatt als die lackierten Flächen. Feine Details wie die Schmutzfänger, der Notschalter, das Rallyeschild am Heck oder die detaillierte Inneneinrichtung runden das Bild ab. Die eigentlich guten Räder wirken leicht überdimensioniert, aber das kann täuschen, silber und weiß macht sie optisch größer. Die höhere Bodenfreiheit dürfte dem Rallyeeinsatz geschuldet sein. Ein Kritikpunkt, der allerdings alle M3 von Spark betrifft, sind die nur bedruckten Seitenfensterrahmen, das kann dieser Hersteller besser. Alles gut sonst, aber erst, bis man den erfreulicherweise beigelegten Decalbogen für die Tabakschriftzüge betrachtet. Welcher Teufel hat den dafür Verantwortlichen wohl geritten? Der Bogen besteht bis auf die Schreibschrift für das Logo auf der Motorhaube nur aus einzelnen Buchstaben "h", die der Sammler präzise in die vorhandenen Restschriftzüge einfügen darf. An den Flanken oder am Dach mag das ja klappen, aber die vier rund 1 Millimeter hohen Buchstaben passgenau am Frontspoiler und der Heckschürze einzufügen, ist nahezu unmöglich und bedarf einer Lupe, extremer Ruhe und ungefähr drei Händen gleichzeitig. Ich bezweifle stark, dass jeder Sammler damit zurecht kommt. Die ganzen Schriftzüge zum Platzieren mitzuliefern, wäre sicher der vernünftigere Weg. Hat man diesen Test einigermaßen bestanden, kann man den zweiten und derzeit letzten BMW, der bisher einen Rallye-WM-Lauf gewonnen hat, in die Vitrine stellen. Die Variante mit Bastos-Werbung ist übrigens komplett beklebt, obwohl das auch Zigaretten sind. Möglicherweise sind die großen internationalen Marken wie Rothmans, JPS oder Marlboro einfach sensibler.

Zu den Decals ein Tipp vom Decalspezialisten von www.decal43.de:
Mit einem ganz feinen Pinsel eine winzige Menge Spüli am Modell auftragen, Decal drauf legen, mit der Pinzettenspitze ausrichten und dann mit dem Wattestäbchen vorsichtig andrücken, damit man ihn nicht wieder verschiebt.

Unsere Fotomuster kommen von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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