Freitag, 26. März 2021

Ohne Dach zum Sieg - BMW 2002 Spider 1.500 km Interlagos 1970 von Spark, 1:43

Über den Motorsport in Brasilien ist naturgemäß in Europa nicht allzu viel bekannt, aber von dort kommende Talente, die zu absoluten Superstars wurden, gab es ja bereits genug, mit Emerson Fittipaldi, Nelson Piquet sowie Ayrton Senna gingen bereits sieben Formel 1-Weltmeistertitel dort hin. Umso überraschender, dass Spark sich einen Exoten aus dem südamerikanischen Land ausgesucht hat, und mit diesem BMW hat man sicherlich nichts falsch gemacht.

Die Rennstrecke von Interlagos wurde nach einem großen Umbau 1970 wieder eröffnet, zum Auftakt fand ein 1.500 km-Rennen für Sportwagen statt. In der Starterliste findet man einige Alfa Romeo GTA, einen getunten Chevrolet Opala, zwei brasilianische Konstruktionen sowie eben zwei BMW 2002, darunter den Spider. Unter den Piloten war auch Wilson Fittipaldi, der Bruder von Emerson und spätere Gründer des Formel 1-Teams Copersucar. Den Sieg holte sich tatsächlich der abgeschnittene 2002 mit der brasilianischen Fahrerpaarung Jan Balder/Ciro Cayres. Wem der erste Name nicht gerade südamerikanisch vorkommt, hat natürlich recht. Der 1946 in den Niederlanden geborene Jan Balder kam als Kind nach Rio, weil sein Vater für die Flugzeugfirma Fokker dorthin versetzt wurde. Die Familie blieb auch nach dem Ende dieses Jobs dort und Jans Vater war für den Autoproduzenten DKW Vemag tätig. Schon bald packte den jungen Mann der Rennbazillus und er entwickelte sich über die Jahre zu einer der lokalen Größen im Motorsport. Wer mehr über seine Karriere und seine teils kuriosen Rennautos wissen will, sollte die Seite bandeira quadriculada besuchen, dort findet man endlos viele Informationen über die dortige Szene, leider nur in portugiesisch oder mithilfe teils lustiger Google-Übersetzung. Dort erfährt man auch mehr über den Copiloten Ciro Cayres, der ebenfalls eine langjährige Karriere im brasilianischen Rennsport erlebte.

Die CEBEM (Companhia Brasileira de Empreendimentos Mercantis) war der Importeur von BMW-Fahrzeugen nach Brasilien. Mit Rennerfolgen wollte man die Marke auch dort populär machen. Für die Saison 1969 kaufte man drei von Alpina getunte 2002, die allerdings gegen die dort populären Alfa Romeo GTA wenig Land sahen. Eines der Autos erlitt einen Unfall mit Überschlag, was dazu führte, dass der relativ empfindliche Dachaufbau irreparabel war. Möglicherweise sah der Teamverantwortliche ein Foto der Lancia Fulvia Barchetta, aber das ist eine Hypothese. Auf jeden Fall sägte man die Reste des Dachs ab, verstärkte das Chassis und deckte das Cockpit mit einer Aluminiumplatte ab, lediglich der Fahrersitz blieb frei. Ein rudimentärer Überrollbügel, eine kleine Rennscheibe mit Scheibenwischer (!?) sowie ein Rückspiegel komplettierten den Spider, der den Spitznamen „Esquife Voador“ erhielt, so ähnlich wie fliegendes Boot, auch die Italiener hatten ja diesen Begriff für kleine offene Sportwagen als „Barchetta“. Die blaue Lackierung trug übrigens auch ein noch extremeres Rennauto des Teams, ein Prototyp namens Bianco Furia, der ebenfalls mit BMW-Triebwerk fuhr. Zusätzliche Lüftungsschlitze in der Motorhaube und ein Insektenabweiser davor komplettierten den kleinen BMW-Spider.

Nach einigen weiteren Rennen kam die Firma CEBEM in neue Hände, und Esquife Voador wurde von einem Privatmann erstanden, der den BMW zerlegte und in Sao Paolo aufbewahrte, von wo er allerdings irgendwann verschwand. So bleiben nur einige Fotos von einem der kuriosesten Rennwagen mit dem weiß-blauen Propellerlogo.

Eine genaue Recherche, wie der BMW bei den 1.500 km von Interlagos aussah, erweist sich als nahezu unmöglich, aber soweit ich es beurteilen kann, hat Spark einen feinen Job gemacht. Die Beklebung dürfte passen, wenn auch auf manchen Bildern zusätzliche Werbeaufschriften am Heck zu sehen sind. Das kann aber auch von späteren Einsätzen kommen. Die notwendigen Details wurden reproduziert, auch der irgendwie sinnlos wirkende Scheibenwischer. Imposant sieht die Front aus, die Zusatzscheinwerfer, zusätzlichen Lufteinlässe und kleinen Spoileransätze verändern das Aussehen des 02ers deutlich. Die weißen Streifen an der Gürtellinie zeigen an den Ecken minimale Falten, was aber mit freiem Auge kaum auffällt. Bei solchen Bastelkonstruktionen war sicherlich auch im Original nicht alles vom Feinsten. Die hübschen Räder sitzen satt unter den Verbreiterungen und auch im schlichten, hauptsächlich schwarzen Cockpit fehlt es an nichts.

Der Fan kurioser Rennautos kommt an diesem BMW kaum vorbei, bleibt die Frage, ob wir hoffen oder befürchten sollen, dass Spark in Südamerika nach weiteren Vorbildern sucht, mit das extremste war zum Beispiel ein Karmann-Ghia mit Ford Galaxie V8-Triebwerk!

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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