Mittwoch, 17. Februar 2021

Filmreife Geschichte - Scarab Mk IV Nassau Speed Weeks 1963 von Spark, 1:43

Über diesen Rennwagen, seine Geschichte und die handelnden Personen müsste man eigentlich einen Hollywood-Film drehen, Liebe, Geld, Tragik, all das und noch viel mehr wären enthalten.

Lance Reventlow, der Gründer der nach einem Käfer benannten Marke Scarab, kam als Sohn der Woolworth-Erbin Barbara Hutton und eines Grafen Reventlow zur Welt, die Ehe endete in einem furchtbaren Rosenkrieg, letztlich blieb der kleine Lance aber bei seiner Mutter. Mit 18 bewohnte er bereits seine eigene Villa in Hollywood, verkehrte mit allen möglichen Stars und Starlets, war sogar drei Jahre mit der US-Schauspielerin Jill St. John verheiratet und nach einem Besuch in Europa packte ihn das Rennfieber. Er suchte sich die fähigsten Köpfe der Westküste, um seinen eigenen, amerikanischen Sportwagen zu bauen. Dies gelang fast auf Anhieb, der Scarab wurde zu einem der erfolgreichsten Frontmotorsportwagen seiner Zeit, der in den USA noch lange Jahre von Privatteams wie Harry Heuers „Meister Bräuser Team“ eingesetzt wurde. Als weitergehende Lektüre empfiehlt sich das bei Motorbooks erschienene, leider derzeit vergriffene Buch „Scarab - Race Log of the All-American Specials 1957-1965“ von Preston Lerner. Dort findet man auch den unglücklichen Versuch, 1960 in die Formel 1 einzusteigen, was gründlich misslang. Nach 5 Jahren und dem Einsatz von 2 Millionen Dollar, damals eine Riesensumme, verlor Lance Reventlow die Lust am Motorsport, kehrte ihm den Rücken und vertrieb sich die Zeit mit Surfen, Skifahren und Polospielen. Leider kam er bereits 1972 im Alter von 36 Jahren beim Absturz einer Cessna in den Rocky Mountains ums Leben, als er Grund für die Anlage eines Ski-Ressorts erkunden wollte.

Das letzte Produkt unter dem Namen des Käfers war der Mk IV, ein Mittelmotorsportwagen, der auf dem Projekt eines Formula Libre-Chassis für Rennen in Australien basierte. Es entstand ein sehr sauber konstruierter Rennwagen mit einem Buick, später mit einem Oldsmobile V8-Triebwerk, der von der Papierform sicherlich konkurrenzfähig war. Leider zeigte sich, dass das Talent von Lance Reventlow nicht ausreichte, Innes Ireland war bei einer lockeren Testfahrt gleich 3 Sekunden schneller und lobte das Auto in höchsten Tönen. So blieb die Saison 1962 erfolglos, und nachdem Reventlow sowohl die Lust als auch die mütterliche Geldquelle verlor, löste er seine Firma RAI (Reventlow Automobiles Inc.) auf. Da er in den Jahren des Bestehens keinerlei Einnahmen vorweisen konnte, musste er einiges an Steuerersparnissen zurückzahlen. Jetzt trat John Mecom Jr., der Sohn eines texanischen Ölmagnaten in Szene. Er kaufte die Überreste, darunter den zwar vielversprechenden, aber unausgereiften Scarab Mk IV für sein im Wachsen befindliches Rennteam. Als Fahrer engagierte er seinen texanischen Landsmann A. J. Foyt, der zwar einer der damals berühmtesten US-Rennfahrer war, jedoch noch keinerlei Erfahrung mit Sportwagen und Straßenrennen besaß. Die ersten beiden Rennen im Oktober 1963 zeigten, dass das Problem des Scarab nicht der Fahrer, sondern das relativ schmalbrüstige Oldsmobile-4 Liter-Triebwerk war. Mecom erteilte deshalb den Auftrag an die bekannten Tuner Troutman & Barnes, das Auto zu optimieren. Dies geschah durch den Einbau eines Small-Block-Chevy V8 von Traco Engineering und so wurde der Scarab zum nächsten Großereignis, den Nassau Speed Weeks auf den Bahamas, verschifft. Mecom gab sich nicht mit Kleinigkeiten ab, so bestand sein Team für Nassau aus dem Scarab, dem Lola Mk VI Coupé, Roger Penskes Zerex Special, einem Cooper Monaco und drei Corvette Grand Sports. Alle Autos hatten also Chevy-Power und zufällig verbrachten alle möglichen Techniker von General Motors ihren Urlaub auf den Bahamas. . . Mit Foyt, Roger Penske, Augie Pabst, Jim Hall und John Cannon fand sich eine illustre Fahrerrunde und die Erfolge blieben nicht aus: Pabst holte mit dem Lola zwei Siege und Foyt gewann die Hauptläufe, die Governor's Trophy und die Nassau Trophy. Da die Speed Weeks immer im Dezember stattfanden, kamen viele namhafte Teams und Piloten, man hatte einige Rennen, und zusätzlich viel Entspannung, schönes Wetter und gesellschaftliche Ereignisse in exklusiver Umgebung. Mit Shelby Racing und Chaparral waren auch die anderen Texaner am Start, selbst Pedro Rodriguez auf einem NART-Ferrari fehlte nicht. Eine Art Gaudirennen für VW Käfer wurde von Dan Gurney auf einem 56er Ovali-Gebrauchtwagen mit angeblich 250.000 Meilen Laufleistung gewonnen!

Zum Hauptrennen, der Nassau Trophy über 56 Runden / 252 Meilen traten 60 Fahrer an. Nach 20 Runden hatte Penske auf seinem Zerex Special bereits das ganze Feld überrundet, nur Foyt auf dem Scarab und Rodriguez auf Ferrari 250P konnten einigermaßen mithalten. Ein geplatzter Wasserschlauch, die folgende Reparatur und weitere Probleme führten jedoch zu Penskes Ausfall, so dass A.J. Foyt den Sieg vor dem Mexikaner nach Hause brachte. Der Scarab wurde noch bis 1965 von Mecom eingesetzt und weiterentwickelt. 1965 kaufte ihn schließlich Augie Pabst, der ihn neben einem Scarab Mk I heute noch bei historischen Rennen vorführt.

John Mecom Jr. feierte 1966 mit Graham Hill im von ihm eingesetzten Lola einen Sieg bei den 500 Meilen von Indianapolis, beendete aber 1967 seine Rennaktivitäten, erwarb stattdessen das Football-Team New Orleans Saints, das er 1985 wieder verkaufte. Ende der 90er Jahre unterstützte er die US-Rennamazone Danica Patrick auf ihrem Weg in die Indycar-Serie.

Bereits vor über sieben Jahren konnten wir den ersten Scarab Mk IV von Spark präsentieren, die Variante des 250 Meilen-Rennens von Daytona im Februar 1964. Jetzt also der Sieger der Nassau Trophy, als der Scarab noch weniger Modifikationen über sich ergehen lassen musste. An Sparks Interpretation gibt es nichts zu kritisieren, die interessante Linie des kleinen Zweisitzers ist perfekt reproduziert und die Details stimmen. Die Lackierung ist einwandfrei, die Beklebung bis auf kleine Ungenauigkeiten der weißen Flächen an der Schnauze und am Heck ebenfalls. Das Cockpit ist vorbildgerecht, das Lenkrad sehr filigran. Die Räder haben vor allem die richtigen Dimensionen, die etwas improvisierten Schläuche für die Bremsenkühlung vor den Hinterrädern wurden nicht vergessen. Wenn man allerdings die Originalfotos anschaut, ist das Modell viel zu schön, der echte Scarab hatte bereits im Training und beim ersten Rennen allerhand Kampfspuren kassiert, bedingt durch mehrere Ausflüge A.J. Foyts in die Botanik. Aber mir persönlich ist ein sauberes Modell lieber als so manche After-Race-Version. Ein Wort noch zur Fertigungsqualität, auch wenn man in der neuen Produktionsstätte in Madagaskar sicherlich bemüht ist, fallen immer noch so manche Kleinigkeiten auf. Neben den erwähnten Ungenauigkeiten bei den Decals war bei unserem Fotomuster die Windschutzscheibe rechts nicht richtig befestigt, da war Nacharbeit nötig. Bei einem anderen Modell stand das Lenkrad zu flach im Cockpit. Wenn ich als Sammler das Modell vorbestellt habe, habe ich das Problem, dass Ersatz oft nicht mehr zu bekommen ist. Andererseits sind Händler und Sammler aufgrund der produzierten Stückzahlen darauf angewiesen. Hoffen wir, dass Spark an der Qualität weiter arbeitet und es letztlich egal sein kann, wo das Modell hergestellt wurde.

Und wenn wir schon bei Wünschen sind, dann wären es weitere Modelle aus dieser Zeit und vom Team John Mecom, wie den Zerex Special, den Hussein oder wenigstens den Scarab in seiner Version von Nassau 1964.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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