Montag, 15. Februar 2021

Bonniers überlegene Fahrt - Porsche 718 RS60 Targa Florio 1960 von Spark, 1:43

Für 1960 hatte Porsche ein ambitioniertes Programm: Neben den RS Spyder, die auch für Kunden aufgebaut wurden, war man noch mit dem Abarth-Carrerra in der GT-Klasse, in der Europa-Bergmeisterschaft und der Formel 2 aktiv, ein Mammutprogramm! Die Änderungen an den Spydern, die nun als RS60 bezeichnet wurden, waren teils dem Reglement geschuldet, aber auch aus den Erfahrungen des Vorjahrs begründet. So gab es die vorgeschriebene höhere Windschutzscheibe, größere Türen und breiteren Innenraum sowie einen "Gepäckraum" über dem Getriebe. Die Bremsen wurden optimiert, der Radstand um 100 mm verlängert und der Raddurchmesser von 16 auf 15 Zoll verringert, die Reifen waren vorne 5.50er und hinten 5.90er. Die Karosserien kamen wie gewohnt von Wendler, als Triebwerk verbaute man den gewohnten Fuhrmann-Motor mit 1,5 Liter/150 PS oder 1,6 Liter/160 PS.

Nach Platz 3 bei den 1.000 km von Buenos Aires und dem Gesamtsieg bei den 12 Stunden von Sebring kam Porsche mit einem sehr guten Gefühl nach Sizilien, hatte man doch die Targa Florio bereits im Vorjahr mit Edgar Barth und Wolfgang Seidel für sich entscheiden können. Starke Konkurrenz war durchaus vorhanden, Ferrari brachte zwei neue Dino 246S, noch mit Frontmotor, aber mit hinterer Einzelradaufhängung sowie einen Testa Rossa an den Start, von Maserati kam ein neuer Birdcage mit dem italienischen Dreamteam Maglioli/Vaccarella. Porsche setzte mit drei RS60 dagegen, einer davon war das Siegerauto von Sebring mit dem Vorjahressieger Barth und dem späteren Formel 1-Weltmeister Graham Hill, die anderen beiden teilte sich Hans Herrmann mit Olivier Gendebien und Joakim Bonnier, damals konnte man einen Fahrer auf mehreren Autos melden. An der Spitze entwickelte sich ein harter Kampf zwischen von Trips/Ginther auf einem der Dino, dem Maserati und Bonnier auf dem schnellsten Porsche. Nachdem der Tank des Birdcage von einem Stein leck geschlagen wurde, kam Vaccarella wegen eines plötzlich wegen Benzinmangels abgestorbenem Motor von der Strecke ab. Bonnier ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen, in der vorletzten Runde setzte er mit 42,16 Minuten für die rund 72 km die Tagesbestzeit, das entsprach einem Schnitt von 101,8 km/h. Wer die kleine Madonie-Runde in Sizilien kennt, kann diese Leistung einschätzen. Zwei Kuriositäten brachte diese Targa Florio noch, und beide Male betrafen sie den Schwaben Hans Herrmann: Erstens wurde er im Gesamtergebnis sowohl als Sieger als auch Drittplatzierter gewertet, zweitens fuhren er und auch Graham Hill elf statt zehn Runden, weil der Flaggenschwenker im Ziel vergaß, die beiden abzuwinken. Der Rest der Saison brachte Porsche noch den zweiten Platz bei den 1.000 km vom Nürburgring, leider sorgte ein wenig erfolgreicher Auftritt in Le Mans dafür, dass der Weltmeistertitel der Sportwagen mit 30 zu 26 Punkten an Ferrari ging.

Das Siegerauto der Targa Florio 1960 war der erste in diesem Jahr gefertigte RS60 mit der Fahrgestellnummer 718-041, der in Sebring noch mit Motorschaden ausfiel und am Nürburgring Platz 2 belegte. Später ging der Porsche nach den Aufzeichnungen in Rolf Sprengers und Steve Heinrichs Carrera-Buch an den Dachauer Autohändler und Bergspezialisten Sepp Greger, der ihn erstmals am Mont Ventoux in Frankreich einsetzte und Platz 3 belegte. Danach holte er bei den ebenfalls berühmten Bergrennen Trento-Bondone und Freiburg-Schauinsland gute Platzierungen sowie am Gaisberg den Gesamtsieg, was ihm letztlich den zweiten Platz bei der Internationalen Bergmeisterschaft hinter dem Schweizer Heini Walter einbrachte. Beim eigentlich unwichtigen Flugplatzrennen von Klagenfurt in Kärnten verunfallte Greger nach einer Kollision mit David Piper schwer. Der Porsche war ein Trümmerhaufen und Gregers rechter Arm wurde von einem Münchner Professor in Harlaching so zusammengeschraubt, dass er wenigstens das Lenkrad halten und seine Rennkarriere fortsetzen konnte. Das Wrack wurde von Porsche wieder aufgebaut und bis zu Gregers Genesung vom Werk eingesetzt. Ab Juli 1961 konnte der Dachauer wieder an Rennen teilnehmen, dem 718 blieb er treu, bis er sich 1964 einen Elva-Porsche anschaffte. Ob mit den Fahrgestellnummern damals alles mit rechten Dingen zuging, mag angezweifelt werden, scheinbar ist schon irgendwo ein Spyder mit der gleichen Nummer angeboten worden. Definitiv steht heute der Porsche 718 RS60 mit der 718-041 genau in der Optik des Targa-Siegers in der Miles Collier Collection in Naples/Florida.

Vor über zwei Jahren haben wir bereits den Sebring-Sieger von Spark präsentiert, von diesem unterscheidet sich das Targa-Auto natürlich nur in Details. An die etwas rundliche Form habe ich mich inzwischen gewöhnt, im Vergleich zu älteren Minichamps oder Starter sieht das aktuelle Modell auf jeden Fall am besten aus. Die etwas zu breiten Reifen auf eigentlich schönen Rädern sind immer wieder ein Thema, dazu kommt noch eine sehr breite vordere Spur. Das Silber ist im Vergleich zur Sebring-Variante etwas grobkörniger, ob die Rennautos damals wirklich so hochglänzend aussahen, kann ich mir nicht vorstellen. Spark ist da auch nicht konsequent, von seidenmatt bis klarlackiert kann alles vorkommen. Beklebung und Anbauteile sind in Ordnung, viel war ja an diesen Porsches nicht dran. Im Cockpit finden sich feine Details, im Gegensatz zum Sebring-Porsche ist der Boden silber belassen, was mir realistischer scheint, Belege dafür habe ich allerdings nicht gefunden. Die Verarbeitung des Modells ist gut, lediglich eine etwas windige Bodenplatte sowie ein schief angeklebter Auspuff stören das Bild an unserem Fotomuster. Ersteres sieht man allerdings in der Vitrine nicht, das zweite ließ sich nach dem Fototermin korrigieren.

Diese Porsche 718 Spyder sind sicherlich nicht die besten Modelle von Spark, aber man kann schon ganz zufrieden sein, es gibt ja auf diesem Preisniveau auch keine Alternative. Und der 60er Sieger füllt eine schon lange freigehaltene Lücke in der Targa-Sieger-Reihe, jetzt wünscht der Sammler sich sehnsüchtig die beiden erfolgreichen Porsche von 1956 und 1959.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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