Donnerstag, 14. Januar 2021

Vorbote der Gruppe C - Lola T 600 Le Mans 1981 von Spark, 1:43

Die 1958 von dem britischen Ingenieur Eric Broadley gegründete Rennwagenmarke Lola war über viele Jahre in allen möglichen Rennformeln tätig, von der Formel Junior bis zu großen Rennsportwagen wie dem berühmten T70 war alles dabei, was man sich vorstellen kann. Der Gründer musste seine Firma 1997 an den irischen Unternehmer und Rennfahrer Martin Birrane verkaufen, ein Formel 1-Abenteuer mit eigenem Team wurde für Broadley zum finanziellen und sportlichen Desaster. Unter neuer Leitung produzierte man Standardchassis und Rennwagen für diverse Serien. Ein erneuter Versuch, 2010 in die Formel 1 zu kommen, war erfolglos, zwei Jahre später folgte eine erneute Insolvenz, die zum Ende des Unternehmens führte.

Auslöser für die Entwicklung des Sportwagens T 600 war die Idee des Rennfahrers Brian Redman, ein Team für die Teilnahme an der damals neuen IMSA-GTP-Serie aufzubauen. Mit Unterstützung von Carl Haas trat man an Lola heran, daraus entwickelte sich der erste Rennwagen der Marke mit einem Aluminium-Honeycomb-Monocoque und Ground Effect nach modernsten Erkenntnissen. Die Aerodynamik wurde vom französischen Experten Max Sardou verantwortet, der unter anderem später auch das Peugeot 905-Projekt betreute. Ursprünglich waren die T 600 für die IMSA vorgesehen und liefen dort mit dicken Chevrolet-V8-Triebwerken. Diese Einsätze waren durchaus erfolgreich und Brian Redman errang 1981 den Fahrertitel. Im Folgejahr löste ihn John Paul Jr. ab, der einige Punkte mit dem Lola errang, die meisten allerdings mit seinem Porsche 935. Interessant, dass auch in Deutschland ein Lola T 600 aktiv war, der Privatier Karl-Heinz Becker bestritt damit viele Läufe der DRM und später der Interserie, allerdings ohne zählbaren Erfolg. Insgesamt entstanden 12 Lola T 600, im Werk verblieb die Chassisnummer HU3, das war auch das einzige Auto mit dem Cosworth DFL 3,3 Liter-Triebwerk, der speziell für Langstreckenrennen entwickelten Variante des damaligen Standardmotors für die Formel 1.

1981 setzte Lola diesen T 600 als Werkswagen in der Markenweltmeisterschaft ein, die Einsätze wurden allerdings von GRID Racing durchgeführt, einem von Giuseppe Risi, dem heutigen Teambesitzer von Risi Racing, und dem früheren Lotus-Mann Ian Dawson gegründeten Team. Als Fahrer wurden die Formel 1-Hinterbänkler Guy Edwards und Emilio de Villota engagiert, sicherlich auch aufgrund einiger Sponsoren, die beide mitbringen konnten. Lola trat erst zum vierten Saisonrennen in Monza an, dort zeigte sich, dass der T 600 einfach zu langsam war, mit verursacht durch die hohe Effektivität des aerodynamischen Konzepts, später in Le Mans erreichte man zum Beispiel auf der Mulsanne-Geraden in der längsten Übersetzung 318 km/h, das war im Konkurrenzvergleich viel zu wenig. Die üblichen Kinderkrankheiten und Fehler beim Team kamen dazu, die ersten beiden Rennen kam man nicht ins Ziel. Erst bei den unglücksseligen 1000 km am Nürburgring wurde der Lola gewertet, nach dem Rennabbruch wegen des tödlichen Unfalls des Schweizers Herbert Müller blieb Platz 8 mit großem Rückstand.

Für den Höhepunkt der Saison, die 24 Stunden von Le Mans ergänzte man das Fahrerteam durch Juan Fernandez Garcia, einen weiteren Spanier. Immerhin errang man den 12. Startplatz, aber im Rennen ging es dann nach mehreren Problemen bis ans Ende des Feldes, unter anderem wegen einer dreistündigen Reparatur, eine Dichtung im Schmiersystem war defekt. Aufgrund der hohen Ausfallquote, von 55 Startern kamen nur 18 in Wertung, rettete sich der Lola mit 67 Runden Rückstand auf Platz 15 ins Ziel. Ein zweiter T 600 kam übrigens aus den USA, aber Cooke-Woods-Racing schafften mit dem für Le Mans mit einem 3-Liter Porsche Turbo-Triebwerk ausgerüsteten Lola nicht einmal die Qualifikation. Das Werksteam erreichte im Verlauf der Saison noch zwei Siege in Enna und Brands Hatch, für 1982 kam der neue T 610 zum Einsatz. Der Werks-T 600 existiert noch und wurde 2017/18 zum Verkauf angeboten.

Über die Ankündigung von Spark, diesen Lola in 1:43 zu produzieren, habe ich mich sehr gefreut, war allerdings über die ersten Vorserienfotos erstaunt, zeigten sie das Auto ohne hintere Radabdeckungen, ein für dieses Design doch sehr typisches Merkmal. Aber alles gut, die Produktionsversion entspricht dem T 600, wie man ihn von den meisten Originalfotos kennt, auch was die Sponsorschriftzüge betrifft. Wer genau hinschaut, sieht auf den Heckflossen einen kleinen Tenariv-Aufkleber, von diesem Kithersteller gab es den Lola bereits in den 80er Jahren, formal gar nicht schlecht, allerdings mit ziemlich miesen Decals. Vom aktuellen Spark-Modell bin ich richtig begeistert. Grundform, Lackierung und Beklebung sind erstklassig, wenn auch die leise Kritik an den vor allem an den Flanken vorhandenen Trägerfolien nicht ausbleibt. Ansonsten fallen die feinen Details im oben offenen Cockpit und im Heckbereich sowie die schönen verkleideten Scheinwerfer auf. Die Vorderräder sind vorbildgerecht, von den hinteren sieht man naturgemäß nicht viel.

Aufgrund seiner interessanten Form und der ansprechenden Dekoration ist dieser Lola T 600 ein Blickfang für die Le Mans-Sammlung und historisch als Vorläufer der Gruppe C-Autos wichtig. Mal sehen, ob Spark auch noch US-Versionen plant, das gelbe Auto von Cooke-Woods-Racing oder der schwarze Interscope-Renner wären durchaus interessant. Und Karl-Heinz Beckers Langzeitauto wäre ja vielleicht eine Idee für Raceland?

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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