Samstag, 2. Januar 2021

Erster Sieg für Darniche/Mahé - Lancia Stratos HF Tour de France 1975 von Spark, 1:43

Die Tour de France Automobile wurde bereits 1899 zum ersten Mal ausgetragen, damals wollte man die Tauglichkeit dieses neuen Fortbewegungsmittels für lange Strecken beweisen. Nach den dunklen Jahren des Zweiten Weltkriegs organisierte der Automobilclub von Nizza und der Côte d'Azur für 1951 den Neubeginn. Jetzt bestand der Wettbewerb aus einer Rundfahrt durch Frankreich, gespickt mit allen möglichen Sonderprüfungen auf Rundstrecken oder Bergstraßen. Die Teilnehmerfelder waren bunt gemischt, vom Kleinwagen bis zu Rennsportboliden wie OSCA, Gordini oder Ferrari ging alles an den Start. Von 1956 bis 1964 war die Tour eine Domäne für Ferraris 250-GT-Varianten sowie für die Jaguar-Limousinen in der getrennten Tourenwagenwertung. Von 1965 bis 1968 fand die Veranstaltung nicht statt, aber ab 1969 gelang es Bernard Consten, dem mehrfachen Tourenwagen-Sieger, eine Neuauflage zu initiieren. Ab 1970 kam der Höhepunkt, Boliden wie die Matra 650 oder der Ferrari 512 auf öffentlichen Straßen, das war schon ziemlich verrückt. Ab 1972 sollten dann nur GT und Tourenwagen dabei sein, die ersten Sieger waren Ferrari 365 GTB4, Lancia Stratos und Ligier JS2. Ein wichtiger Schritt war 1977 die Aufnahme in die Rallye-Europameisterschaft. Leider blieben aber internationale Teilnehmer eher aus und die Veranstaltung wurde immer mehr zu einer konventionellen Rallye, bis die Tour 1986 endgültig das letzte Mal stattfand. Interessant blieben die Starterfelder bis zuletzt, immerhin zwei Siege für den Ferrari 308 GTB, aber auch Boliden wie BMW 3.0 CSL oder M1 waren dabei. Mal sehen, was den Entwicklern bei Spark noch so alles dazu einfällt . . .

Auf jeden Fall folgte kurz auf das Siegerfahrzeug von 1977, das wir kürzlich hier vorgestellt haben, der bereits avisierte Lancia Stratos, der 1975 erfolgreich war. Der 1942 geborene Franzose Bernard Darniche gehörte ab den 70er Jahren zur Elite der französischen Rallyepiloten, immerhin gelang ihm bereits 1970, damals noch auf der kleinen Alpine A110, der Sieg bei der Tour de Corse. Diese Rallye konnte er insgesamt sechsmal für sich entscheiden und ist damit Rekordsieger zusammen mit Didier Auriol. Der 1979 errungene Triumph bei der Rallye Monte Carlo und drei französische sowie zwei europäische Meistertitel zeugen von der Qualität des aus der Gegend von Bordeaux stammenden Franzosen. Bei der Tour de France konnte er erstmals 1974 brillieren, mit dem Ligier JS2 gelang zusammen mit seinem Copiloten Jaubert der zweite Rang hinter den Teamkollegen Larousse/Nicolas/Rives. Für 1975 bekam Darniche die Möglichkeit, zusammen mit seinem Stammbeifahrer Alain Mahé einen Lancia Stratos zu bewegen, allerdings nur in der Zwölf-Ventil-Version für Kunden und dementsprechend mit etwas weniger Leistung. Das Auto gehörte Bob Neyret, selbst Zahnarzt und Renn- und Rallyefahrer, der später mit der von ihm produzierten Zahnpasta Aseptogyl ein Vermögen machte. Bekannt auch sein Team Aseptogyl, mit den weiß/rosa/roten Autos wurden grundsätzlich nur Damenteams bei Rallyes und Rennen eingesetzt. Für die Vorbereitung des Stratos war Claudio Maglioli zuständig, der Bruder des Rennfahrers Umberto Maglioli und absoluter Spezialist für das Tuning von Lancia-Fahrzeugen. Vor Ort kümmerten sich die Leute von Chardonnet, dem französischen Lancia-Importeur, um den Einsatz. Diese Umstände dürften dafür verantwortlich sein, dass der Stratos nicht im gewohnten blau an den Start ging, sondern in rot. Dazu fällt mir eine Anekdote aus alten Sammlerzeiten ein: Damals baute man noch Solido-Modelle in andere Versionen um, Kits waren Mangelware, immerhin gab es mehr oder weniger gute Decals von Grand Prix Models aus England. Fotos des Wunschmodells fand man mit viel Glück in Autozeitschriften, allerdings oft nur in schwarz/weiß und eine Beklebungs- oder Lackierungsanweisung gab es auch nicht. Also machten sich Freund Gerhard und ich gemeinsam an den Umbau, vor allem das Heck benötigte einiges an Spachtel und wir versuchten, uns dem Vorbild anzunähern. Lackiert wurde natürlich in blau, schließlich waren alle uns damals bekannten Chardonnet-Stratos so. Einige Zeit, nachdem wir voller Freude unsere Umbauten in die Vitrine gestellt hatten, tauchte ein briefmarkengroßes Farbbild in Autosprint oder Auto Hebdo auf, und siehe da, der Stratos war rot! Der falsche Umbau überlebte und steht heute noch im Modellautomuseum . . .

Zum Verlauf der Tour 1975 kann man feststellen, dass aufgrund furchtbaren Regenwetters am ersten Tag bereits 28 von den gestarteten 137 Teilnehmern ausfielen, darunter einige mitfavorisierte Porsche Carrera. Das Zwischenklassement führten so fünf Teams der Gruppen 1 und 2 an, die noch bessere Verhältnisse antrafen. Darniche lag mit dem Stratos auf Platz 6, arbeitete sich aber immer weiter vor und hatte das Glück, weniger Probleme mit seinem Auto zu haben als die Kontrahenten. Letztlich gelang ihm ein leichter Sieg vor zwei Porsche Carrera mit den eher unbekannten Fahrerpaarungen Mas/Célerier und Rouget/Lefèbvre. Bernard Darniche und der Lancia Stratos schrieben in den folgenden Jahren eine wahre Erfolgsgeschichte mit drei Siegen 1977, 1979 und 1980 sowie zum Abschluss einem zweiten Platz 1981. In den Folgejahren versuchte sich der Franzose noch mit Autos wie Lancia Rally, Audi Quattro und BMW M1 bei der Tour, immerhin sprang 1983 noch ein dritter Platz mit einem Lancia Rally heraus.

Wie ich bereits feststellte, gefällt mir die Grundform des Spark-Stratos sehr gut und die Details sind fein wiedergegeben. Die Konfiguration mit tiefem Frontspoiler, Dachspoiler und Schmutzfängern an der Hinterachse entspricht den Vorbildfotos, wie auch die Beklebung. Es gibt zwar auch Bilder mit dem großen Lampenkasten und einem Marlboro-Logo davor, sowie mit anderer Beschriftung des Frontspoilers, aber das waren wohl Umbauten im Rennverlauf. Feinheiten sind die offenen Seitenfenster und das geprägte Kennzeichen am Heck. Ob die Räder so stimmen, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Während der Tour wechselte man wohl sehr oft, passend zur jeweiligen Anforderung, aber schlecht sehen die goldfarbenen Campagnolos sicher nicht aus. Die Marlboro-Schriftzüge müssen wieder vom Sammler aufgebracht werden, dabei ist aber größte Vorsicht geboten! Die Decals sind extrem dünn und bleiben sofort dort kleben, wo man sie hinschiebt, Korrekturen sind nahezu unmöglich. Bei einem solchen Versuch zerstörte ich leider einen der beiden winzigen Schriftzug auf dem Dachspoiler, mal sehen, wie ich für Ersatz sorgen kann. Eine Anfrage bei Spark läuft.

So kommt nach rund 40 Jahren endlich ein schöner Stratos von der TdF 1975 in richtiger Lackierung in die Vitrine, man muss eben warten können . . .

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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