Montag, 21. Dezember 2020
Vergebliche Mühe - Citroen SM Training Le Mans 1972 von Spark, 1:43
Citroen und Rundstreckenrennen, das ist eine ganz seltene Kombination. Eine Ausnahme stellt der SM dar, mit dem Guy Verrier vergeblich versuchte, sich 1972 für Le Mans zu qualifizieren. Spark präsentiert uns ein Modell dieses seltenen Vogels.
Nachdem Citroen die Mehrheit der italienischen Sportwagenmarke Maserati übernommen hatte, konnte man deren V6-Triebwerk als Basis für ein Oberklasse-Coupé verwenden. Dieses SM genannte Auto war technisch mit der DS-Reihe verwandt, besaß also Frontantrieb, Hydropneumatik-Federung sowie Servounterstützung für Bremsen und Lenkung. Der V6 mit dem eher für einen V8 passenden Zylinderwinkel von 90 Grad holte aus 2670 ccm 170 PS, ab 1972 bot man eine Einspritzerversion mit 178 PS an. Das extravagante Design stammte von Robert Opron und wird heute noch als sein Meisterwerk beurteilt. Vor allem die Front mit sechs Scheinwerfern und dem Kennzeichen unter einer Glasverkleidung sowie die sich nach hinten stark verjüngende Karosserielinie blieben nahezu einzigartig. Citroen produzierte das sportlich-luxuriöse Coupé allerdings nicht selbst, die Aufbauten kamen vom Karosseriewerk Chausson, während die Endmontage bei Ligier stattfand, die ja das gleiche Triebwerk für ihren Mittelmotorsportwagen JS2 nutzten. Bis 1975 entstanden 12.924 Citroen SM, wobei der Verkauf zum Ende der Produktionszeit stark zurückging. Der Verkauf von Maserati 1975 tat sein übriges, das große Coupé verschwand vom Markt. Interessant wäre noch, dass die Frontantriebskonstruktion des SM längere und kürzere Varianten möglich machte. Vom Präsidentencabrio bis zur extrem zugeschnittenen Rallyevariante gab es sozusagen nichts, was es nicht gab!
Der 1928 in Salins-les-Bains im französischen Jura geborene Guy Verrier begann ab 1960, sich einen Namen in der nationalen Rallyeszene zu machen, bestritt aber ab 1962 achtmal die 24 Stunden von Le Mans auf Fahrzeugen von Charles deutsch, Alpine und Porsche, ein 11. Platz 1971 auf einem 911er war seine beste Ausbeute. Nach seiner aktiven Karriere wurde er 1980 Sportchef bei Citroen, gestorben ist er 2019 im Alter von 91 Jahren in Cancun/Mexiko.
Im Jahr 1972 hatte Verrier die Idee, mit einem Citroen SM bei den 24 Stunden von Le Mans anzutreten. Vom Werk kam keine Unterstützung, man befürchtete eine Blamage. Mit Hilfe des Motorölherstellers Yacco kaufte der Franzose einen SM und präparierte ihn für die Sarthe. Statt der Kurvenscheinwerfer wurden unter der Glasabdeckung vier Zusatzscheinwerfer eingebaut, ein Überrollbügel war Pflicht, die hinteren Radabdeckungen wurden demontiert und der Auspuff anders verlegt. Ob der Motor im Serienzustand oder getunt war, lässt sich heute nicht mehr recherchieren, mehr als 180 bis 200 PS waren sicherlich nicht drin. Trotz des Versuchs, etwas Gewicht zu sparen, brachte der SM stolze 1380 kg auf die offizielle Waage, die härtesten Konkurrenten in der Klasse, die Werks-Ford Capri wogen nur zwischen 917 und 1048 kg. Damit waren die Voraussetzungen denkbar schlecht, und so lief das Training auch. Der beste Rundenschnitt des SM lag bei 157,789 km/h, das war der schlechteste aller 66 Teilnehmer. Der langsamste, der die Qualifikation schaffte, war der Dino 246 GT des North American Racing Teams, er war mit 167,134 km/h fast 10 km/h schneller. So endete die Geschichte des Citroen SM in Le Mans, bevor sie eigentlich richtig anfing.
Es freut mich sehr, dass Spark auch solche Themen aufgreift, gibt es doch bei den Nichtqualifizierten in Le Mans ganz besondere Exoten, wie diesen fast serienmäßigen SM. Am Modell findet man die besprochenen Modifikationen und natürlich auch die fehlenden Radkappen. Die Lackierung ist sauber, die sparsame Beklebung ist ok, die Trägerfolie fällt auf dem weiß nicht so auf. Die Detaillierung ist fein ausgeführt, vor allem die Scheinwerfer und das Kennzeichen unter der Glasabdeckung und das Heck mit den feinen Schriftzügen machen Freude. Die Form ist gut getroffen, der Citroen liegt sozusagen satt auf der Straße. Die seitlichen Scheibenrahmen sind fotogeätzt, bei dem Rahmen der Scheinwerferabdeckung sowie der Front- und Heckscheibe hat man leider mit einer Art Bare Metal Foil gearbeitet, und das nicht gut. Dieser Qualitätsmangel zieht ein ansonsten schönes Modell etwas hinunter, diese Teile sehen sehr uneben aus und stören den Gesamteindruck. Leider ist zu befürchten, dass die angekündigten SM von den 24 Stunden von Spa sowie von der Tour de France genauso produziert werden. Dafür hatte Spark schon viel bessere Lösungen!
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel