Dienstag, 15. Dezember 2020

Mit persönlichen Erinnerungen verknüpft - Fiat 127 3 porte 1972 von Brumm, 1:43

Fiat präsentierte im Frühjahr1969 mit dem 128 sein erstes Frontantriebsauto, dem allerdings bereits Testphasen bei der kleinen, zum Konzern gehörenden Marke Autobianchi vorangingen. Dort gab es ab 1964 die Primula, eine kompakte Steilhecklimousine mit oder ohne Heckklappe sowie ab Oktober 1969 mit dem A112 einen hochmodernen Kleinwagen im Mini-Format, der letztlich der Wegbereiter für den 1971 auf den Markt gebrachten Fiat 127 wurde. Der Fiat nutzte die gleiche Technik, Quermotor, Frontantrieb, auch das Fahrwerk war nahezu identisch, allerdings mit 2,22 m Radstand um 18 cm länger als der superkompakte A 112. Das recht gelungene Design stammte von Pio Manzù, einem leider bereits im Alter von 30 Jahren nach einem Verkehrsunfall verstorbenen italienischen Industriedesigner. Mit dem geräumigeren, etwas magerer ausgestatteten 127 wollte Fiat natürlich einen anderen Käuferkreis ansprechen als mit dem Autobianchi und den noch mit einem Heckmotor versehenen 850 ablösen. Die Heckklappe kam dann erst ein Jahr später und machte den Kleinen zusammen mit der klappbaren Rücksitzbank viel variabler.

Wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann, war das Ergebnis durchaus gelungen, die 45 PS aus dem 900 ccm-Vierzylinder hatten mit den gut 700 kg leichtes Spiel, die sicheren Fahreigenschaften sorgten dafür, dass man um die Schulfreunde, die damals VW Käfer oder ältere Kleinwagen bewegten, Kreise fahren konnte. Technisch waren die kleinen Italiener sehr robust, wenn halt nicht die braune Pest gewesen wäre. Mein weißer 127 war ein Vorführwagen aus der Firma meines Vaters und ging bald an einen Kunden, aber der rote Bruder, das erste Auto meiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau blieb uns länger erhalten und rostete an allen Ecken und Enden, sogar das Dach oberhalb der Heckklappe war durch. Mit der Hilfe unseres Spenglers, vielen Blechen, etwas Spachtel und roter Farbe wurde der Fiat wieder ansehnlich und auf dem privaten Gebrauchtmarkt nach Tutzing verkauft. Ob er übermäßig lange überlebt hat, wage ich zu bezweifeln. Der als Ersatz beschaffte facegeliftete 127 Super mit dem brasilianischen 50 PS-Motor war ebenfalls eine schlimme Rostlaube und wurde bereits nach fünf Jahren durch einen Uno 75 SiE ersetzt, das war dann endlich ein gutes Auto, mit dem wir 13 Jahre sehr zufrieden waren.

Wie alle Fiats zu dieser Zeit überstand auch der 127 mehr oder weniger gelungene Facelifts, seine Ablösung erfolgte 1983 durch den Uno, aber manche Varianten wurden noch bis 1987 gebaut, in Argentinien sogar bis 1997 , auch in Brasilien, Polen, Spanien und sogar in Sambia entstanden Lizenzproduktionen. Mit einer Stückzahl von über 4,5 Millionen war der kleine Fiat ein voller Erfolg.

Von der italienischen Traditionsmarke Brumm kommt natürlich nicht das erste Modell eines Fiat 127, allerdings stellen die meisten die Ursprungsversion mit kleiner Kofferklappe dar. Wenn man, wie ich, den Dreitürer in bestimmten Lackierungen sucht, kommt einem Brumm entgegen, meist werden alle Originalfarbtöne produziert. Schaut man sich den kleinen Fiat an, sieht man durchaus, welche Fortschritte die Modellautohersteller inzwischen gemacht haben, allerdings zog Brumm nicht mit. Man bekommt eine klassische Diecastminiatur mit teils etwas groben Anbauteilen wie Rücklichter oder Scheibenwischer, muss auch mit sichtbaren Befestigungsstiften in den Scheinwerfern leben und eine teils sehr dicke Lackierung akzeptieren. Man ist bei Brumm stolz, zu 100 % in Italien zu produzieren, allerdings entspricht die Fertigungsqualität nicht dem höchsten Level. Natürlich darf man ein 30-Euro-Modell nicht mit den höherpreisigen Miniaturen vergleichen, aber ein wenig mehr Genauigkeit dürfte man schon erwarten. Dazu kommen kleine Schwächen in der Formgebung, die Schnauze wirkt etwas zu stumpf, die seitliche Fensterlinie dürfte hinten etwas mehr ansteigen, was durch die unpräzise Schwärzung des Scheibengummis noch unterstrichen wird. Die Räder sind ok, die Reifen waren auch im Original nur 135/13, nach heutigem Maßstab also Asphaltschneider. Der Innenraum ist gut nachgebildet, das Armaturenbrett ist mit Decals reproduziert, wie auch die seitlichen Innenverkleidungen. Der dürre Schalthebel und das ebenfalls ziemlich magere Lenkrad passt, das sah damals so aus.

Einiges an Kritik also, aber irgendwie sind mir die Brumm-Leute dennoch sympathisch, sie erinnern mich etwas an das kleine gallische Dorf, das allen Widerständen und Bedrohungen von außen trotzt. Und deshalb freue ich mich trotzdem über die beiden 127er für die Sammlung der früheren eigenen Autos.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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