Dienstag, 15. Dezember 2020

Im Regen bis auf Position 2 - BMW M1 Marlboro Le Mans 1980 von Spark, 1:43

Die Le Mans-Karriere des BMW M1 begann bereits 1979, der 6. Platz für das Andy-Warhol-Artcar klang überzeugend, wenn er auch durch die Begleitumstände wie Ausfälle schneller Autos und Wetterkapriolen nach vorne gespült wurde. Im nächsten Jahr nahm man einen neuen Anlauf. Zwei M1 wurden in München nach IMSA-Regeln aufgebaut, was ihnen im Vergleich zu den Procars vor allem breitere Kotflügel, modifizierte Aufhängungen sowie einen größeren Frontspoiler bescherte. Die Motoren wurden bei Paul Rosche vorbereitet, der Sechszylinder-Sauger konnte mit immerhin 470 PS aufwarten. Ein Auto wurde an BMW France übergeben, das war das bekannte Carte de France-Design mit einer über die Karosserie gelegten Landkarte, derzeit übrigens auch als Spark-Modell produziert. Das zweite Fahrzeug wurde offiziell privat vom Franzosen Dominique Lacaud eingesetzt, aber natürlich stand Dieter Stapperts BMW Motorsport-Truppe für beide M1 bereit. Den eigentlichen Werkseinsatz dokumentieren auch die Fahrer, neben Lacaud kamen auf dem Marlboro-M1 Hans-Joachim Stuck und der junge Hans-Georg Bürger zum Einsatz, auf dem Frankreich-M1 neben Marcel Mignot so illustre Größen wie Dieter Quester und Didier Pironi.

Mit Startplatz 23 stellte Stuck den Marlboro-M1 in die Mitte des Feldes, von 55 Teilnehmern, aber das furchtbare Regenwetter kam dem Strietzel gerade recht, innerhalb kurzer Zeit katapultierte er den BMW an die zweite Position im Gesamtklassement, wo er sich bis zur 3. Stunde aufhielt. Als dann Harald Grohs auf einem Porsche 935 zur Überrundung anstand, begann das Unheil. Die beiden kollidierten, was dem BMW wesentlich weniger gut tat, Stuck kam mit dem havarierten Auto noch in die Box, wo der Frontspoiler, der Kühler und die Windschutzscheibe getauscht werden mussten. Zwei sehr interessante Fotos hierzu finden sich auf Hayo Herrmanns Webseite minerva endurance, er hatte das Glück, live dabei zu sein. Nach dieser ausführlichen Reparatur schaffte man es zurück bis auf Position sieben, aber der Wechsel der Bremsscheiben, ein defekter Schwingungsdämpfer an der Kurbelwelle sowie eine nicht mehr funktionierende Kupplung ließen den BMW bis auf Platz 15 zurückfallen. Das Schwesterauto lief auch nicht problemlos, kam aber eine Position vor dem Marlboro-M1 ins Ziel. Dass in diesem Rennen 30 der gestarteten 55 Autos ausfielen, verdeutlicht die schwierigen Umstände.

Verschiedene M1 traten noch bis 1986 in der Sarthe an, bemerkenswert vielleicht der zweifache Gruppe B-Sieg 1984 und 1985, aber eine Platzierung wie im ersten Jahr und eine Show wie 1980 gelang nicht mehr, trotzdem war dieser BMW sicherlich einer der attraktivsten Rennsportwagen seiner Zeit.

Wie gesagt, hat Spark aktuell sowohl das Carte de France-Auto, als auch den Marlboro-M1 aufgelegt. Der dritte im Bunde wäre dann der „Ja zum Nürburgring“-BMW, mit dem Stuck und Nelson Piquet Platz 3 beim 1000 km-Rennen in der Eifel belegten. Diese drei waren mit den breiteren Kotflügeln ausgestattet, leider wurde das von Minichamps vor einigen Jahren nicht beachtet, da hat man einfach die Procar-Karosserie übernommen. Spark tut sich in Resine mit solchen Modifikationen naturgemäß leichter, deshalb steht jetzt ein M1 mit dicken Backen vor uns. Die Grundform ist meiner Meinung nach bestens getroffen, das fast seidenmatte leuchtorange wirkt gut, die Beklebung entspricht dem Zustand beim Start, wie gewohnt, muss der Sammler noch selbst Hand anlegen, was bei sechs Marlboro-Schriftzügen und dem spitzen Dreieck auf der Fronthaube überschaubar ist. Die Detaillierung ist wie üblich mit feinsten Kleinteilen ausgeführt, auch Räder und Reifen können überzeugen, wobei Regenpneus wohl besser zum Wetter in Le Mans gepasst hätten.

Bei soviel Licht finde ich leider auch etwas Schatten: Bei den Fahrernamen sind die Pünktchen beim Ü von Bürger vergessen worden, genauso wie die Türschlösser unterhalb der Griffe. Die weiße Umrandung des Kühlereinlasses im Frontspoiler scheint mir zu breit und bei der Fronthaube fehlen die hinteren Sicherungen. Wäre der Heckflügel beim Original so steil gestellt wie beim Modell, wäre die Höchstgeschwindigkeit auf der Mulsanne-Geraden mit Sicherheit nicht konkurrenzfähig gewesen.

Insgesamt überwiegt aber das Positive und die Freude, einen M1 in der IMSA-Spezifikation in die Vitrine stellen zu dürfen. Interessierte Sammler sollten nicht zu lange warten, sowohl der Marlboro, als auch der BMW France dürften schnell ausverkauft sein.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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