Freitag, 20. November 2020

Der schnellste Sauger: BMW 320 Gr. 5 GS Norisring 1979 von Spark für Raceland, 1:43

Das Freiburger Team von GS Tuning war in der Deutschen Rennsportmeisterschaft sehr engagiert, bis zu vier der BMW 320 für die kleine Division waren aufzubauen und für die Läufe zu präparieren. Das spektakulärste Auto war sicherlich der Jägermeister-Turbo für den österreichischen Senkrechtstarter Markus Höttinger, das längst ausverkaufte Raceland-Modell haben wir bereits vor über vier Jahren präsentiert. Neben einem hellblauen 320 im Fruit of the Loom-Dekor und einem weiteren orangen Auto, das gelegentlich vom Jägermeister-Motorsportbetreuer und Hobbyrennfahrer Eckhard Schimpf bewegt wurde, blieb noch Höttingers Vorjahresauto. Durch guten Zuspruch des jungen Österreichers und einiger weiterer Freunde bei GS-Boss Gerhard Schneider konnte Hans-Georg „Schorsch“ Bürger, den Höttinger vom R5-Cup gut kannte, dieses Cockpit bekommen. Dazu half natürlich auch Sponsorgeld von BASF, die später auch seinen BMW M1 in der Procar-Serie unterstützten. Der 320 wurde rot/weiß lackiert und mit Werbung für den Kühlerfrostschutz Glysantin beklebt. Natürlich war der Saugmotor-BMW den Turbos unterlegen, vor allem Markus Winkelhocks Schnitzer-320 und die beiden Zakspeed-Capri von Hans Heyer und Harald Ertl waren außer Reichweite, wenn sie problemfrei durchkamen. Damit war die Division II allerdings so hart umkämpft, dass der Meister in dieser Saison bei den „Großen“ zu finden war, Klaus Ludwig war mit dem Kremer-Porsche 935 nahezu unschlagbar.

Schorsch Bürger zeigte jedenfalls über die ganze Saison sein Talent, wenn er ins Ziel kam, war er meist der beste Sauger-Pilot. Der Höhepunkt war sicherlich Platz 3 in Zolder und der Sprung aufs Siegerpodest. Am Norisring blieb beim BMW-Festival Platz 4, neben den üblichen Verdächtigen Winkelhock und Höttinger hatte auch der Privatier Karl-Heinz Becker die Nase vorn. Die 320er belegten die ersten neun Plätze! In der Gesamtwertung der DRM reichte es für Bürger nicht unter die ersten zehn, aber seine Leistungen brachten ihm für 1980 ein Cockpit für die Procar-Serie und Einsätze in Tim Schenkens Formel 2-Team Tiga ein. So waren die beiden Kumpels aus alten R5-Cup-Zeiten wieder gemeinsam unterwegs, BMW setzte große Hoffnungen in sie, insgeheim dachte man schon an die Formel 1. Aber leider kam alles anders, eine schreckliche Duplizität der Ereignisse. Nachdem der Österreicher beim Formel 2-Rennen in Hockenheim im April von einem abgerissenen Rad tödlich getroffen wurde, rutschte Schorsch Bürger drei Monate später beim Warmup in Zandvoort in die Fangzäune, ein Pfahl traf ihn am Kopf und spaltete seinen Helm, er hatte keine Überlebenschance, zwei Tage später starb er in der Klinik. So verlor der Rennsport zwei seiner kommenden Stars, Höttinger war fast 24, Bürger 28 Jahre alt geworden. Erinnerungen von Rainer Braun zum Thema findet man auf Zwischengas oder auf youtube.

Fleißige Sammler von Racelands Gold Edition haben bereits den Sieger und den Zweitplatzierten vom Norisring in der Vitrine, jetzt kommt eben mit dem Glysantin-BMW auch der Vierte dazu. Wie immer haben die Dietenhofener zusammen mit Spark eifrig recherchiert und korrigiert, bis das Modell dem Vorbild bestmöglich entspricht. Ein paar Details wurden leider doch übersehen: Der Verlauf der weißen Ecken vorne links und rechts müsste steiler sein, das linke Seitenfenster hatte keine Strebe, sondern nur verschiebbare Makrolon-Scheiben und die Heckform weicht vom Original ab, das hat man beim Jägermeister-BMW von Höttinger besser hinbekommen. Auffallend die gewohnt feinen Anbauteile wie Haubensicherungen, Hauptschalter, Rückspiegel, Spoilerstreben usw. Auch die Scheiben sind gut eingepasst, hier hat der Hersteller inzwischen ein besonderes Augenmerk auf die Qualitätsverbesserung der neuen Fertigung auf Madagaskar gelegt, wie uns Raceland-Boss Friedrich Lämmermann erzählte, war Spark-Chef Hugues Ripert wieder persönlich vor Ort. Der Kunde soll letztendlich keinen Unterschied feststellen! Die Lackierung und Beklebung entsprechen dem Standard des Herstellers, wie auch die oft kritisierten Trägerfolien, die aus manchem Winkel nicht optimal aussehen. Und ob wirklich jeder Aufkleber stimmt, ist eine Wissenschaft für sich, zwischen Training, DRM-Lauf und den 200 Meilen von Nürnberg gab es Änderungen, die leider nirgends zu 100 % dokumentiert sind. Komplettes Cockpit, passende Räder, deren geätzte Felgensterne etwas weniger filigran wirken, als üblich, allerdings kann da die rote Lackierung eine Rolle spielen. Die Bodenfreiheit und der Abstand des Frontspoilers zur Fahrbahn erscheinen mir zu hoch, ich habe nach dem Fototermin die Feile zur Hand genommen und die Achshalterungen etwas nachbearbeitet. Zu beachten ist, dass der Bürger-BMW in Nürnberg im Rennen tatsächlich ohne Dachspoiler unterwegs war, da hat man gut aufgepasst.

Sicherlich ist dieser BMW 320 nicht das wichtigste Auto in der DRM-Historie, aber ein sehr schönes Modell und eine Erinnerung an einen sehr talentierten und sympathischen Rennfahrer, der leider zu früh gehen musste.

Unser Fotomuster kommt von Raceland in Dietenhofen, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel, Dank an Florian Stempfhuber für die Hilfe bei der Recherche.

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.