Mittwoch, 4. November 2020

Verpasste Chance - Porsche 936 Essex Le Mans 1979 von Spark, 1:43

Der relativ schnell und 1976 gewissermaßen als Verlegenheitslösung entwickelte Porsche 936 wurde für Porsche ein Erfolgsmodell. Im Premierenjahr und auch 1977 konnte man die 24 Stunden von Le Mans als Sieger beenden, 1978 gab es eine knappe Niederlage gegen Renault, aber immerhin Platz 2. Damit sollte die Karriere des Autos eigentlich beendet sein, Porsche wollte 1979 werkseitig pausieren, offiziell, weil die Konkurrenz fehlte und Martini als Hauptsponsor aufhörte. Sicherlich war aber das Indianapolis-Projekt der Hauptgrund. David Thieme, Chef von Essex Petroleum und bereits Sponsor des Lotus-Teams in der Formel 1, unterbreitete den Stuttgartern dann ein Angebot, das sie kaum ablehnen konnten: Er würde alle Kosten für den Le Mans-Einsatz übernehmen, wenn Porsche Fahrzeuge und Team stellen würde. Also nahmen Norbert Singer und Helmut Flegl im März das Projekt auf, um bis Juni zwei konkurrenzfähige Autos am Start zu haben. Zwei der bereits eingemotteten 936 wurden rennfertig gemacht und mit einigen kleineren Modifikationen versehen. Anschließend wurden die beiden Renner in Essex-Farben lackiert, zur besseren Unterscheidung wurden die blauen und roten Flächen jeweils getauscht. 936/001 hatte dann einen Testlauf anlässlich der 6 Stunden von Silverstone, der sich zum Debakel entwickelte. Zwar war das Auto absolut überlegen, aber Probleme mit der Reifen-Felgen-Kombination führten zu einem Unfall gegen Ende des Rennens und einem ziemlich ramponierten Porsche. Durch ausführliche Tests wollte man das Problem in den Griff bekommen und baute den lädierten 936 wieder auf. Auch die Verpflichtung geeigneter Piloten war um diese Zeit schwierig, so hatte Jacky Ickx bereits bei Mirage zugesagt, entschied sich aber doch für Porsche, was für etwas böses Blut sorgte. Mit Ihm fuhr Brian Redman, das zweite Auto ging an Hurley Haywood und Bob Wollek, den man gegen eine nicht ganz kleine Gebühr von Georg Loos „auslieh“.

So trat man also in der Sarthe an, von der Papierform waren die beiden Porsche absolut überlegen und besetzten die erste Startreihe. Allerdings hatte es bereits im Training einen erneuten Zwischenfall gegeben, Wollek erlebte auf der Hunaudiéres-Geraden erneut einen Reifenschaden, konnte aber das Auto mit nicht ganz so großen Schäden retten. Das Rennen selbst entwickelte sich für Porsche zum Drama in vielen Akten, unter anderem mit einem erneuten Reifenschaden, Zündaussetzern und Bremsproblemen. Der 936/003 mit der Startnummer12 von Ickx/Redman blieb letztlich auf freier Strecke stehen, weil der Antriebsriemen der Einspritzpumpe defekt war. Der Belgier konnte den an Bord befindlichen Ersatzriemen montieren, allerdings nicht korrekt, deshalb riss er kurze Zeit später wieder. Ein vom Team zum Auto geschmuggelter weiterer ersatz führte zur Disqualifikation, die Kommissare hatten aufgepasst. Der verbliebene 936/001 von Haywood und Wollek kämpfte schon länger mit Zündaussetzern, lief dann nur noch auf fünf Zylindern und musste letztlich um 8:15 Uhr am Sonntagmorgen weggeschoben werden. So endete ein auf Sieg gesetzter Einsatz als Debakel. Die beiden 936 wurden dann wieder eingemottet, ohne sie zu reparieren, aber wie wir wissen, war die Geschichte noch nicht zu Ende . . .

Wie Porsche hat wohl auch Spark das Vorjahresauto hergenommen und umdekoriert, was ja kein Fehler ist. An dem Modell gibt es meiner Meinung nach nicht sehr viel auszusetzen, Grundform und Detaillierung sind einwandfrei, die blau/rote Essex-Dekoration ist sauber aufgebracht, im Cockpit fallen schöne Gurtnachbildungen angenehm auf, Räder und die Reproduktion des Triebwerks und des Rahmens im Heckbereich gefallen mir gut. Einen groben Schnitzer hat Spark sich allerdings bei den seitlichen Lufteinlässen erlaubt, die müssten eigentlich links rot und rechts blau ausgelegt sein, das war bei beiden Autos so. Das dürfte eigentlich nicht passieren, beim etwas älteren Modell von Trofeu war es richtig! Dennoch ist dieser 936 eine nette Abwechslung zwischen all den Martini-gestreiften Kollegen. Wer lieber das Auto von Ickx/Redman in die Sammlung stellen will, muss sich noch kurz gedulden, die Nr. 12 sollte demnächst lieferbar sein.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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