Donnerstag, 29. Oktober 2020

Baby, you can drive my car - ISO Rivolta Fidia John Lennon 1968 von Kess Scale Models, 1:43

Die Firma ISO wurde in den 50er Jahren durch Zweiräder, Lastendreiräder und die Entwicklung der später unter anderem von BMW in Lizenz gebauten Isetta bekannt. Der Gründer Renzo Rivolta wollte allerdings hoch hinaus und präsentierte 1962 seinen ersten Luxussportwagen, den ISO Rivolta GT, dem ein Jahr später das zweisitzige Coupé Grifo folgte. Leider erlag der Commendatore Rivolta im Alter von nur 55 Jahren einem plötzlichen Herzversagen, so musste sein 26jähriger Sohn Piero 1966 das Ruder übernehmen. Unter seiner Ägide präsentierte ISO zur IAA 1967 eine viertürige, sportlich angehauchte Limousine, den S4, der zum Modelljahr 1969 in Fidia umbenannt wurde. Das Prinzip blieb, der Radstand wuchs um 15 cm auf 285 cm, die Karosserie zeichnete Giorgetto Giugiaro, der damals in den Diensten der Carrozzeria Ghia stand. Sicherlich darf man sagen, dass der Fidia nicht gerade sein Meisterwerk darstellte, auch die potentiellen Kunden sahen das Design kontrovers. ISO trat mit den nach eigener Aussage „vier schnellsten Sesseln der Welt“ direkt gegen Maserati an, deren Quattroporte sah klassisch-elegant aus und hatte den hauseigenen V8, während ISO wieder auf amerikanische Großserientechnik vertraute. Es wurden zwei Leistungsstufen des 5,4-Liter-Triebwerks angeboten, mit 304 oder 355 PS, natürlich nach SAE-Norm, die den 1,6-Tonner durchaus zügig bewegten, wenn auch die Werksangaben von 220 bzw. 230 km/h nie erreicht wurden. Verbräuche von 20 und mehr Litern auf 100 km waren damals noch normal. Während der „Serienfertigung“ von insgesamt 192 Exemplaren gab es zahlreiche Überarbeitungen, 1970 ein neues Interieur, runde statt der quadratischen Scheinwerfer, andere Räder und 1973 den Übergang von GM- zu Ford-Triebwerken. Im gleichen Jahr verkaufte Piero Rivolta seine Firmenanteile an ein amerikanisches Unternehmen, das große Pläne hegte, die sich allesamt als Fata Morgana entpuppten. 1974 wurde der Konkurs über ISO verhängt, Vater und Sohn Pera, die vermeintlichen Retter, waren untergetaucht. Spätere Versuche, wieder Sportwagen unter dem Namen ISO anzubieten, blieben im Projektstadium stecken.

Über die Beatles braucht man eigentlich keine Worte verlieren, viele ihrer Lieder bleiben sicherlich für die Ewigkeit. Die vier waren aber auch Autofans, das nötige Kleingeld war vorhanden. So besaß Ringo Starr zum Beispiel einen Facel Vega Facel II, Paul McCartney einen Aston Martin DB 6, George Harrison einen Dino 246 GT und John Lennon unter anderem zwei ISO Rivolta Fidia. Den ersten kaufte er auf der britischen Automesse im Earl's Court in London, der zweite, das Vorbild des Kess-Modells war sozusagen ein Dienstwagen von Apple Records, der bandeigenen Plattenfirma. Lennon ließ später das manuelle Vierganggetriebe in Italien durch eine Zweigang-Automatik ersetzen, beim Drehmoment des V8 sicher eine Option, die aber dem Temperament nicht förderlich war. Johns Können am Lenkrad dürfte ziemlich gegensätzlich zu seinem musikalischen Talent gewesen sein, man kann über seine Fahrweise sehr erschreckende Geschichten lesen. Auffällig an seinem ISO Fidia sind neben der Rechtslenkung das Vinyldach mit integriertem Schiebedach. Ansonsten findet man die Merkmale der ersten Version, so die quadratischen Scheinwerfer vom Fiat 125 und die Räder mit Zentralverschluss.

Von Kess Scale Models sind wir ja oft enttäuscht worden, weder der Maßstab noch die Gesamtform waren manchmal in Ordnung. Der ISO Fidia ist so gesehen eine angenehme Überraschung. Das Modell ist präzise in 1:43 und die etwas eigenartigen Proportionen des Originals sind sehr gut getroffen. Auch die Räder passen und an der Karosserie finden sich jede Menge feine Details wie Zierleisten, Schriftzüge, Logos, Rücklichter und Scheinwerfer. Auch das blaue Interieur ist vollständig reproduziert und es werden sehr feine Fenstereinsätze und Scheibenrahmen montiert. Da stoßen aber die Produzenten an ihre Grenzen, die Verarbeitung der seitlichen Rahmen und der Zierleiste darüber sind bei unserem Fotomuster nicht gut gelöst. Aber vielleicht sind andere Modelle besser montiert, eine genaue Inspektion lohnt sich auf jeden Fall. Man muss aber auch sagen, dass das Ganze auf den Fotos schlimmer aussieht als mit freiem Auge und dass die rechte Dachzierleiste mit einem winzigen Tröpfchen Kleber wieder am richtigen Platz sitzt. Fraglich ist allerdings, wie diese Anbauteile den Lauf der Zeit überstehen, da gibt es leider sehr oft Probleme. Ein weiterer, wesentlich geringfügigerer Kritikpunkt sind die schwarz ausgelegten Öffnungen an der Flanke und am hinteren Kotflügel, da müsste in der Seitenansicht mehr Grundlack zu sehen sein.

Abgesehen von den erwähnten Verarbeitungsmängeln hat Kess eine überzeugende Miniatur auf die Räder gestellt, bisher gab es von diesem Auto nur ein Diecastmodell aus den 60/70ern von Mebetoys. Wer auf das Vinyldach und John Lennon verzichten will, kann den ISO von Kess übrigens auch in blau metallic bekommen, das ist dann die spätere Version mit runden Scheinwerfern und anderen Rädern. Ob dem Sammler dieses Modell 90 Euro wert ist, muss er für sich entscheiden, eine Alternative wird es kaum geben . . .

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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