Samstag, 15. August 2020

Favoritensieg - Lancia Stratos Chardonnet Tour de France 1977 von Spark, 1:43

Die Tour de France Automobile wurde bereits 1899 zum ersten Mal ausgetragen, damals wollte man zuallererst die Tauglichkeit dieses neuen Fortbewegungsmittels für lange Strecken beweisen. Nach den dunklen Jahren des Zweiten Weltkriegs organisierte der Automobilclub von Nizza und der Côte d'Azur für 1951 den Neubeginn. Jetzt bestand der Wettbewerb aus einer Rundfahrt durch Frankreich, gespickt mit allen möglichen Sonderprüfungen auf Rundstrecken oder Bergstraßen. Die Teilnehmerfelder waren bunt gemischt, vom Kleinwagen bis zu Rennsportboliden wie OSCA, Gordini oder Ferrari ging alles an den Start. Von 1956 bis 1964 war die Tour eine Domäne für Ferraris 250-GT-Varianten sowie für die Jaguar-Limousinen bei den Tourenwagen. Von 1965 bis 1968 fand die Veranstaltung nicht statt, aber ab 1969 gelang es Bernard Consten, dem mehrfachen Tourenwagen-Sieger, eine Neuauflage zu initiieren. Ab 1970 kam der Höhepunkt, Boliden wie die Matra 650 oder der Ferrari 512 auf öffentlichen Straßen, das war schon ziemlich verrückt. Ab 1972 sollten dann nur GT und Tourenwagen dabei sein, die ersten Sieger waren Ferrari 365 GTB4, Lancia Stratos und Ligier JS2. Ein wichtiger Schritt war 1977 die Aufnahme in die Rallye-Europameisterschaft. Leider blieben aber internationale Teilnehmer eher aus und die Veranstaltung wurde immer mehr zu einer konventionellen Rallye, bis die Tour 1986 endgültig das letzte Mal stattfand. Interessant blieben die Starterfelder bis zuletzt, immerhin zwei Siege für den Ferrari 308 GTB, aber auch Boliden wie BMW 3.0 CSL oder M1 waren dabei. Mal sehen, was den Entwicklern bei Spark noch so alles dazu einfällt . . .

Das Jahr 1977 sah einen klaren Favoriten: Der Sieger von 1975, Bernard Darniche auf einem werksunterstützten Lancia Stratos des französischen Importeurs Chardonnet hatte wenig ernsthafte Konkurrenz zu befürchten, unter den 112 Teilnehmern waren zumindest einige schnelle Porsche Carrera der Gruppe 4 mit guten Fahrern. Der Stratos hatte vor allem den Vorteil, dass man die Getriebeübersetzungen problemlos auf die verschiedenen Etappen abstimmen konnte und lief perfekt, während die Porsche-Meute durch diverse Ausfälle und Pannen nie entscheidend eingreifen konnte. Am schnellsten war überraschenderweise ein Gruppe-3-Carrera, der von den damals noch nicht so bekannten Damen Michèle Mouton/Francoise Conconi bewegt wurde. Die junge Französin bewies schon damals ihr großes Talent, war doch der Porsche für sie Neuland. Am Ende fuhr der Favorit Darniche mit seinem Copiloten Mahé einen ungefährdeten Sieg nach Hause, Mouton/Conconi auf Platz 2 führten die verbliebenen Porsche an, auf Rang 5 landete ein BMW 3.0 CSL, der damit die Tourenwagenwertung holte. Für Darniche und den Stratos sollte es nicht der letzte Sieg bei der Tour de France sein, 1979 und 1980 folgten weitere Erfolge. 1978 gewannen übrigens Mouton/Conconi, aber auf einem Fiat 131 Rally.

Nachdem Spark bereits einige eher spezielle Stratos-Modelle produziert hat, wie die Le Mans-Teilnehmer oder den Targa-Florio-Sieger von 1974, startete man jetzt mit den typischen Gruppe 4-Rallyeversionen. Nach dem bei der Rallye Monte Carlo 1977 siegreichen Alitalia-Auto nun also der Gewinner der Tour de France 1977 (die rote Version von 1975 steht schon in den Startlöchern) im typischen Chardonnet-Blau. Natürlich haben die meisten Sammler bereits Modelle dieser Autos von anderen Herstellern, bei mir finden sich diverse Minichamps, die für ihre Zeit durchaus gute Modelle sind. Dennoch ist der Spark-Stratos natürlich um einiges feiner reproduziert und meiner Meinung nach formal sehr gelungen. Im Vergleich mit Originalfotos stimmt jedes Detail, Kleinigkeiten wie die besonders geformten Zusatzscheinwerfer, die offenen Seitenscheiben oder das geprägte Nummernschild am Heck zeigen, wie sauber man recherchiert hat. Etwas Unsicherheit kommt bei der Farbe der Felgen auf, ich habe Fotos, auf denen die Hinterräder rot lackiert sind. Vielleicht hatte man verschiedene Reifensätze? Die Qualität der Lackierung, der Dekoration und der Montage ist einwandfrei, auch bei der aus manchem Blickwinkel störenden Trägerfolie zwischen den Decals hat man sich zurückgehalten. Anders wäre aber eine saubere Platzierung der oft winzigen Aufkleber in der Fertigung kaum machbar. Von den üblichen Rallye-Stratos unterscheidet sich diese Version vor allem durch den tiefen Frontspoiler, der bei anderen Wettbewerben wahrscheinlich nicht lange überlebt hätte, das gibt diesem Modell noch einen besonderen Reiz.

Ich bin gespannt, welche Varianten Spark noch produzieren wird, bei der Aktivität des Herstellers kann man sich einerseits freuen, andererseits könnte man fast schon ein wenig Angst bekommen, was Vitrinenplatz und Kontostand betrifft.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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