Samstag, 30. Mai 2020

Hybrid à la Bolognese - Lamborghini Sián FKP 37 von Bburago, 1:18

Nun ist auch bei Lamborghini das Hybridzeitalter angebrochen. Nach dem vollelektrischen Concept Car „Terzio Millennio“ stellte man auf der IAA 2019 mit dem Sián FKP 37 den ersten Seriensportwagen mit Hybridantrieb vor. Aber natürlich ist der Sián meilenweit von alltagstauglicher Spritspartechnik und Vernunftzwängen entfernt. Den Hauptteil des Hybridsystems bildet, ganz nach Ferruccios alter Sitte, ein satter Zwölfzylinder. Im konkreten Fall ist es der 6,5 Liter große V12 aus dem Aventador SVJ, der zu den 819 PS des Supersportlers 785 Pferdchen beiträgt. Die weiteren 34 PS liefert ein, von einem Superkondensator gespeister, Elektromotor, der direkt auf das Getriebe wirkt und insbesondere das Ansprechverhalten des Antriebs verstärkt und bei niedrigen Geschwindigkeiten zum Einsatz kommt. Von 0 auf 100 km/h sprintet der bis dato leistungsstärkste Lamborghini aller Zeiten in unter 2,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird jenseits von 350 km/h liegen.

Das Design des Sián ist, wie bei Lamborghini in letzter Zeit üblich, mit „expressiv“ schon fast zurückhaltend beschrieben. Lackierte Verbundmaterialien lösen sich mit nacktem Karbon ab, Kanten, Schlitze, Aeroelemente verbinden sich zu einer wilden Mischung aus Aventador und Terzo Millennio - und wer genau hinschaut findet auch das eine oder andere Detail, das vom Countach inspiriert wurde. Schön? Keine Ahnung. Aber beeindruckend ist er schon. Der Name hat übrigens nichts mit einem Kampfstier zu tun, sondern bedeutet „Blitz“ in einem bolognesischen Dialekt - ein Hinweis auf die neue Antriebstechnik. Die angehängten Kürzel FKP 37 sind natürlich eine Hommage an den kurz vor der Präsentation verstorbenen Ferdinand Karl Piëch und dessen Geburtsjahr. Der langjährige Vorstandsvorsitzende und spätere Aufsichtsvorsitzende des Volkswagen-Konzerns war maßgeblich für die Übernahme Lamborghinis durch Audi im Jahre 1998 verantwortlich - die Rettung für das seinerzeit schwer angeschlagene Unternehmen aus Sant’ Agata Bolognese. Der Sián wird in 63 Exemplaren entstehen (dies ist dann wiederum eine Hommage an das Jahr der Firmengründung) und zur IAA wurde bereits kolportiert, dass alle schon verkauft seien.

Das erste 1:18-Modell des Lamborghini Sián kommt nicht etwa als hochpreisige Resineminiatur, nein, es kommt für knapp 40 EUR von Bburago! Die exklusive Ferrari-Lizenz wird eher stiefmütterlich behandelt, dafür kommt der neue Supersportler der Konkurrenz mit dem Stier im Wappen. Aber schon auf den ersten Blick kann der Bburago-Sián überzeugen. Das Finish des matten Lackes in dem merkwürdigen grünolivebronzenen Farbton ist hervorragend und der Kontrast zu den schwarzen Kunststoff-Bereichen mit gravierter Karbonstruktur funktioniert perfekt. Das Modell ist, wie bei Bburago üblich, eine Kombination aus Diecast und Kunststoff und verfügt über öffnende Türen (mit Seitenscheiben!) und Hauben. Die Spaltmaße sind prima, aber bei den wilden Formen würden größere Spalten vermutlich auch nicht weiter auffallen (maßstäblich ist der Sián übrigens ok, nur um den Punkt auch abzuhaken).

Unter der Fronthaube gibt es große Scharniere und ansonsten viel schwarzes Plastik. Nicht allzu aufregend, aber vielleicht vorbildgerecht? Besser sieht es da im Interieur aus, wo Drucke und Lackierungen den Look des Vorbildes nachahmen. Wenn man nun noch eine mattere Oberfläche erreichen könnte, dann wäre ich noch etwas glücklicher. Aber insgesamt macht der Sián hier eine gute Figur. Der Motor hingegen ist nur teilweise zu sehen - das ist beim Vorbild nicht anders - und Bburago bemüht sich hier mit farblichen Akzenten und viel Karbonoptik um ein korrektes Erscheinungsbild. Das gelingt auch ganz gut und noch mehr Details zu verlangen ist in dieser Preisklasse nun wirklich überzogen. Außen gibt es gute Leuchten vorne und hinten (die sechseckigen Rückleuchten finde ich besonders abgefahren) und ich bin ehrlich beeindruckt von den vielen Flügelchen, Zierleisten, Flaps und anderen Elementen, die das zerklüftete Vorbild so hergibt und die Bburago detailgetreu nachbildet. Es gibt natürlich keine durchbrochenen Gitter oder Ätzteile und die schönen Bremsscheiben sind nicht aus Metall - aber es sieht alles wirklich sehr gut aus. Nur die geschlossenen Endrohre sind etwas unbefriedigend. Da trösten dann aber die wunderbaren Felgen samt bedruckter Reifen locker drüber hinweg. Ein großartiges Modell für kleines Geld, das den Sammler ob seines Preis-Leistungs-Verhältnisses nachdenklich zurücklässt.

Edit: Ein Leser hat mich darauf hingewiesen, dass man den Heckspoiler des Modelles tatsächlich ausfahren kann! Es ist ein wenig knifflig, ich empfehle es, bei geöffneter Motorhaube von dort aus den Spoiler vorsichtig nach oben zu ziehen. Ein weiteres schönes Feature dieses Modelles!

Fotos und Text: Georg Hämel

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