Sonntag, 24. Mai 2020

Beauty and Beast - Ferrari 288 GTO von KK-Scale, 1:18

Nach einigen erfolgreichen Jahren verzeichnete Ferrari Anfang der 1980er Jahre sinkende Verkaufszahlen und eine wachsende Enttäuschung der Kundschaft. Diese rührte zum einen aus der Tatsache, dass die Konkurrenz in Sachen Leistung auf- bzw. teils sogar überholt hatte, zum anderen lag es an der sinkenden Exklusivität der Sportwagen aus Maranello - der Fluch guter Verkaufszahlen. Enzo Ferrari wünschte sich daher eine Neubelebung der „alten Zeiten“, in denen Ferrari-Sportwagen exklusiver und aufregender waren. "Wir sollten eine neue Version der Berlinetta bauen und wir sollten sie GTO nennen." - so ungefähr lautete der Legende nach Enzos Briefing für seine Ingenieure. Denn in den Überlegungen für den neuen Sportwagen war Ferrari auf die damals neue Gruppe B der FIA aufmerksam geworden und wollte die neue Berlinetta für diese Motorsportklasse homologieren lassen um darüber eine Rückkehr in den Sportwagen-Rennsport einzuläuten. Dafür war eine Produktion von nur noch 200 Straßen-Exemplaren erforderlich, die vorherige Gruppe 4 hatte noch 400 Fahrzeuge verlangt.

Die neue Berlinetta feierte auf dem Genfer Salon 1984 ihre Premiere. Das, wie gewünscht, auf den Namen „Ferrari GTO“ getaufte Fahrzeug sah auf den ersten Blick aus, wie ein verlängerter und verbreiterter Ferrari 308, war allerdings tatsächlich ein weitgehend neuentwickeltes Fahrzeug. Die aus leichten Verbundmaterialien gefertigte Karosserie ruhte auf einem Gitterrohrrahmen, das Chassis war gegenüber dem 308 deutlich verlängert, denn der neue Motor wurde nun längs und nicht mehr (wie im 308) quer eingebaut. Der Hubraum musste gegenüber dem 308 etwas verringert werden, um dem Gruppe-B-Reglement zu entsprechen. Dafür gab es zwei große, wassergekühlte IHI-Turbolader, die den V8 auf 400 PS brachten und in Verbindung mit der leichten Karosserie und dem neuen Chassis auf 300 km/h beschleunigen sollte. Innen gab es im GTO ein recht komfortables Cockpit, das sogar elektrische Seitenscheiben und eine Radioanlage bot. Bei der Klientel kam der Wagen hervorragend an, die Produktionsstückzahl wurde sogar noch etwas erhöht, letztendlich entstanden 272 Exemplare. Doch leider wurde die Rennkarriere des GTO schon im Keim erstickt. Gerade als die Homologation erfolgt war und man mit der Entwicklung der reinen Rennsportversion GTO Evoluzione begonnen hatte, wurde die Gruppe B nach den verheerenden Unfällen im Rallyesport wieder abgeschafft. Somit konnte der GTO seine rennsportlichen Qualitäten nie unter Beweis stellen, der GTO Evoluzione bildete immerhin die Basis für den Nachfolger F40. Dennoch hatte der GTO seinen festen Platz in der Ferrari-Historie eingenommen, dafür war nicht zuletzt, neben den Leistungswerten, die hinreißende Karosserielinie aus der Feder von Pininfarinas Leonardo Fioravanti verantwortlich. Für mich (und für viele andere Ferrari-Fans) eines der schönsten Produkte aus Maranello überhaupt.

Modelle des Ferrari GTO - heute meist zur besseren Unterscheidung als „288 GTO“ bezeichnet - sind nicht selten, allerdings sind gute Modelle des GTO tatsächlich nicht leicht zu finden. Im Maßstab 1:18 gab es natürlich als erstes Modell ein Exemplar von Bburago, das allerdings nicht zu deren besten gehörte. Es gab ein unschön aufgesetztes Plastikdach, unpassende Felgen und eine Chromwüste im Motorraum. Nach Erwerb der exklusiven Ferrari-Lizenz baute Mattel Hot Wheels eine überarbeitete Version des Bburago-GTO, die viele der Schwachpunkte gekonnt abstellte. Die Felgen waren besser, das Plastikdach verschwunden und Motor und Innenraum präsentierten sich nun vorbildgerecht eingefärbt. Plötzlich konnte man erkennen, dass die Bburago-Entwickler viele schöne Details modelliert hatten, die vorher im Chrom untergegangen waren. Der GTO wurde dann auch im Rahmen der „Elite“-Serie von Hot Wheels in nochmals verfeinerter Form mit vereinzelten Ätzteilen und noch besserer farblicher Gestaltung aufgelegt, bis heute das beste Modell dieses Typs in klassischer Diecast-Bauart mit öffnenden Teilen. Vor einigen Jahren entdeckten dann die Resinemodell-Produzenten den 1980er-Klassiker für sich, sowohl bei Looksmart als auch bei BBR entstanden feine Modelle mit schönen Details (wenn auch eben ohne öffnende Teile) allerdings auch zu Preisen zwischen (seinerzeit) 150 und 200 EUR. Diese Modelle sind längst nicht mehr verfügbar, aber nun hat KK-Scale das Marktpotenzial für ein Modell des GTO erkannt und zur Freude vieler Fans ein solches auf den Markt gebracht. Der Ferrari GTO von KK-Scale in 1:18 folgt dabei dem üblichen Zuschnitt aller Modelle des Herstellers: geschlossene Diecast-Karosserie, lenkbare Vorderräder, recht günstiger Preis von knapp 70 EUR. Es gibt drei Varianten: Rot, Gelb und Schwarz. Letztere Farben trugen einzelne umlackierte Vorbilder, ab Werk gab es den GTO nur in Rot.

Die Karosserie des KK-Scale-GTO passt aus meiner Sicht sehr gut. Die Heckschürze könnte vielleicht etwas tiefer gezogen sein, aber insgesamt erscheint er mir gelungen. Die (an sich schönen) Räder sind einen Tick zu groß, wobei ich finde, dass dieses Problem auf Bildern stärker wirkt, als im direkten Augenschein. Die Leuchten vorne und hinten sind gelungen, auch die kleinen Blinker seitlich sind aus Klarsichtteilen nachgebildet. Das schlicht-schwarze Interieur passt farblich, allerdings fehlen in der Mitte die drei kleinen Rundinstrumente und insgesamt hätte man auch an der Mittelkonsole mit etwas Farbeinsatz noch mehr Realismus ins Cockpit bringen können. Sehr schön ist hingegen, dass die typische geschlitzte Motorhaube durchbrochen dargestellt wird und dass man darunter tatsächlich Andeutungen von Ladeluftkühlern und anderen Elementen des Motors erkennen kann. Super! Am Heck ist das Pferdchen in silber aufgedruckt, müsste aber schwarz sein. Das sichtbare Getriebe ist etwas simpel dargestellt, da bot schon das Bburago-Modell mehr Details. Perfekt ist er nicht, der GTO von KK-Scale, aber ein absolut ordentliches Modell zu einem attraktiven Preis. Für Ferrari-Fans, die nicht bereit sind, die explodierten Preise der Elite-, Looksmart- oder BBR-GTO zu zahlen (und vielleicht auch nicht unbedingt 700 EUR für den GTO von Amalgam anlegen wollen) ist das KK-Modell eine sehr empfehlenswerte Alternative!

Mein Fotomuster stammt von unserem Fachhandelspartner modellauto18.de - vielen Dank für die Unterstützung!

Fotos und Text: Georg Hämel

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