Samstag, 25. April 2020

Der Fast-Sieger - Ford Mk II Le Mans Miles/Hulme 1966 von Spark, 1:43

Der 2019 in die Kinos gekommene Film „Le Mans 66 - Gegen jede Chance“ Hat Spark wohl bewogen, einige Modelle aus dieser Saison wieder aufzulegen. Neben den Siegfahrzeugen von Daytona, Sebring und Le Mans sind darunter auch die beiden Ford Mk II, die bei den 24 h in der Sarthe das Siegerpodest komplettierten.

Nach unbefriedigenden Ergebnissen in den ersten beiden Jahren wollte Ford 1966 nichts mehr dem Zufall überlassen. Nicht weniger als 15 Meldungen gingen beim Veranstalter, dem Automobile Club de l'Ouest (ACO) ein, von denen aber nur acht akzeptiert wurden. So starteten im Juni tatsächlich acht der neuen Ford Mk II, je drei wurden von Shelby American und Holman & Moody, einem amerikanischen NASCAR-Spitzenteam, gemeldet, zwei kamen von Alan Mann Racing aus Großbritannien. Statt der traditionellen US-Rennfarben trug jeder der Mk II eine eigene Lackierung, teilweise noch durch Markierungen in Dayglo-Kontrastfarben auf den vorderen Kotflügeln aufgepeppt. Von den vorgesehenen Piloten fielen einige im Vorfeld aus: Walt Hansgen überlebte einen Unfall im Vortraining nicht, Jackie Stewart und A. J. Foyt waren ebenfalls durch Unfallfolgen verhindert und Lloyd Ruby hatte eine Bruchlandung mit einem Kleinflugzeug. So setzte Carroll Shelby auf das Auto mit der Nr. 1 den jungen Neuseeländer Denis Hulme zu seinem Stammpiloten Ken Miles. Der in den USA lebende Brite Miles war mitverantwortlich für das Testprogramm, das den Ford zum Sieg führen sollte und hatte zusammen mit Ruby bereits in Sebring und Daytona gewonnen. Mit unter anderem Dan Gurney, Graham Hill, Mario Andretti, Mark Donohue, Bruce McLaren sowie Chris Amon hatte Ford ein illustres Fahrerfeld für seine Mk II versammelt, dazu kamen noch fünf GT 40 mit den 4,7-Liter-V8. Ferrari setzte dagegen 14 Autos, drei davon nagelneue 330 P3 Werkswagen. So war ein spektakuläres Langstreckenrennen gewährleistet. Maranello hatte allerdings keine guten Voraussetzungen, Streiks verhinderten eine perfekte Vorbereitung und als dann noch kurz vor dem Rennen ihr bester Fahrer John Surtees im Streit das Team verließ, sanken die Hoffnungen auf Erfolg auf ein Minimum. Für die Ferrari-Prototypen endete Le Mans bereits in der 17. Stunde, als der letzte P3 mit Motorschaden aufgeben musste. Von den 13 Ford waren allerdings auch nur noch drei im Rennen, die lagen aber auf den Podestplätzen. Gefahr drohte nicht mehr, der vierte, ein Porsche Carrera 6, lag 21 Runden zurück, so konnte man den Dreifachsieg heimfahren. Aber wer sollte gewinnen? Bucknum/Hutcherson auf der goldenen 5 lagen 12 Runden zurück, also musste die Entscheidung zwischen den führenden Miles/Hulme auf der 1 und den Neuseeländern McLaren/Amon auf der schwarzen 2 fallen. Jetzt betrat der Ford-Sportchef Leon Bebee die Szene und ordnete an, dass die drei Mk II im Fotofinish über die Ziellinie fahren sollten, um den anwesenden Firmenchef Henry Ford II zu erfreuen. Wie das ganze lief, wird von unterschiedlichen Quellen differenziert gesehen. Carroll Shelby war der Meinung, dass der Rennausgang seine Schuld war, eigentlich hätten die lange Zeit führenden Miles/Hulme gewinnen sollen. Er hatte aber aus Unwissenheit über die Regeln dem gewünschten Fotofinish zugestimmt, so wird er jedenfalls in Dave Friedmans Buch „Shelby GT40“ zitiert. Anderen Publikationen ist zu entnehmen, dass die Offiziellen das Team durchaus in Kenntnis gesetzt hatten, dass ein Ex-aequo-Finish nicht regelkonform sei. Letztlich rächte sich, dass Miles/Hulme in der Startaufstellung auf Platz 2, McLaren/Amon auf 4 standen. Und nach 24 Stunden zählte die zurückgelegte Strecke, also die ca. 8 Meter am Start! Ken Miles hätte sonst die (inoffizielle) Triple Crown, also Siege in den wichtigsten Langstreckenrennen innerhalb eines Jahres geholt. Schlimmer noch, dass er zwei Monate später bei Tests mit dem J-Car, dem Vorläufer des 1967 in LM erfolgreichen Ford Mk IV, tödlich verunglückte. Ford hingegen wiederholte den Erfolg in Le Mans, Dan Gurney und A. J. Foyt sicherten auf dem Mk IV den gewünschten rein amerikanischen Sieg, danach verkündete man den Abschied von den Sportwagenrennen, auch bedingt durch die Hubraumbeschränkung für die Prototypen auf 3 Liter. Wie es dennoch weiterging, sollte bekannt sein . . .

Sparks Ford Mk II ist ein schönes Modell, allerdings auch mit einigen Schwächen. Die Gesamtqualität, Fertigung, Lackierung, Dekoration ist auf hohem Niveau,, die mattroten Markeirungen auf den Vorderkotflügeln fallen positiv auf. Räder, Cockpit, Scheiben sind sehr schön nachgebildet. Sogar der Wischerarm in Wagenfarbe wurde nicht übersehen, allerdings ist die Ruhestellung des Scheibenwischers bei der #1 auf der linken Seite, wie viele Originalfotos zeigen. Beim Filmauto liegt er rechts, wie auf dem Plakat zu sehen ist. Mir persönlich laufen die Hauptscheinwerferabdeckungen etwas zu spitz zu, aber die Hauptkritik betrifft das Heck: Unter dem Lüftungsgitter sollte auf Breite des blauen Hilfsrahmens keine so hohe durchgehende Traverse in Wagenfarbe sein, ausserdem müsste das Getriebe weiter in den Rahmen ragen. Dazu gibt es wirklich genügend Detailfotos vom Original. Tipp dazu ist das bei Geramond erschienene Buch Ford GT von Preston Lerner und Dave Friedman, das derzeit für 19,90 Euro erhältlich ist. Die Übersetzung ins Deutsche ist eher mau, aber das Fotomaterial sehr interessant.

So bleibt wieder einmal das Fazit, dass man bei Spark schöne Modelle zu nach wie vor akzeptablem Preis fertigt, aber dass man sich einfach noch mehr Sorgfalt bei der Recherche wünschen würde. Andererseits ergibt sich die Frage, wo gibt es Alternativen oder Konkurrenz? Die IXO- bzw. CMR-Ford Mk II sind es für mich nicht.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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