Sonntag, 12. April 2020

Moby Dick in den USA - Porsche 935 L Andial 1983 von Spark, 1:43

Der 1978 präsentierte Porsche 935 war sicherlich die extremste Gruppe 5-Interpretation aus Zuffenhausen bzw. Weissach. Nur das Dach und wenige Blechteile blieben vom Ursprungstyp 911 übrig, ein Rohrrahmen zeigte reinste Rennwagentechnik und die breite und lange Karosserie brachte dem Porsche den Spitznamen „Moby Dick“ ein. Die FIA forderte Änderungen, vor allem an den ursprünglich vollverkleideten Türen, nach einigen Modifikationen wurde der 935 in der Gruppe 5 homologiert. Nach einem Sieg beim ersten Einsatz in Silverstone folgten in Le Mans, Vallelunga und am Norisring eher ernüchternde Ergebnisse, und der Rückzug von Porsche aus der Marken-WM am Ende des Jahres beendete die kurze Karriere dieses Über-911, der dann ins Museum wanderte. Ein zweites, damals nicht komplettiertes Chassis wurde übrigens 2010 vom Spezialisten Manfred Freisinger in ein fertiges Auto verwandelt, so existieren jetzt zwei „echte“ Porsche-Moby Dick.

Die Originalpläne des dicken 935 wurden zuerst an Reinhold Joest weitergegeben, der zwei Replicas anfertigte. Mit der ersten trat Jochen Mass dreimal bei der DRM an, bevor das Auto an Gianpiero Moretti verkauft wurde, der damit in Europa und den USA noch bis Ende 1983 aktiv war. Der zweite 935 ging an John Fitzpatrick, leider verunglückte Rolf Stommelen mit diesem Fahrzeug in Riverside 1983 tödlich.

Letztlich entstand auch in den USA bei Alvin Springers Firma Andial ein langer 935 mit Gitterrohrrahmen, auffallend an diesem Auto waren vor allem die vollverkleideten Türen mit oben ausgeschnittenen NACA-Einlässen. Im April 1982 wurde der Porsche unter der Meldung seines ersten Besitzers Howard Meister zweiter bei seinem Debüt in Riverside, neben Al Holbert war Harald Grohs am Volant. Erst zum Saisonende tauchte der 935 wieder auf, inzwischen im Besitz von Preston Henn, der ihn wohl immer noch besitzt. Seinen Höhepunkt erlebte der Porsche in Daytona 1983, das Team Wollek/Ballot-Lena/A. J. Foyt sowie der Besitzer konnten den 24 Stunden-Klassiker siegreich beenden. In der weiteren Rennlaufbahn kam immerhin im Folgejahr ein zweiter Platz wieder in Daytona und einige passable Ergebnisse zusammen, 1985 startete man nochmals in Daytona und Sebring, fiel aber beide Male aus. Inzwischen war der 962 das Mass aller Dinge, und der 935 L durfte in Pension gehen.

Mit dem Daytona-Sieger von 1983 hat Spark bereits eine schöne Miniatur dieses Porsche abgeliefert, in der USA-Länderserie schiebt man jetzt 400 Stück vom Einsatz bei den 6 h von Riverside nach, wo die amerikanischen Haudegen A. J. Foyt, Bill Whittington und Mario Andretti allerdings nach einem Ausfall nur an Platz 37 gewertet wurden. Der Aufdruck auf der Sockelplatte suggeriert Platz 5, da hat man bei Spark wohl die Startnummern 09 und 9 verwechselt. Selbst in Jürgen Barths 935-Bibel stehen falsche Angaben mit der Startnummer 6 und anderen Fahrern. Auf jeden Fall wirkt der Porsche in weiß mit den dezenten blauen Streifen und relativ sparsamer Beklebung eleganter als das Daytona-Auto, Details wie die Lufthutze im hinteren rechten Seitenfenster oder der zweiteilige Splitter am Frontspoiler wurden nicht übersehen. Der Gesamteindruck ist gewohnt positiv, besonders fein sind das Cockpit und die Motornachbildung unter dem Langheck gelungen. Richtig ist auch, dass der Heckflügel anders aussehen muss als bei der Daytona-Variante, aber, wenn man mit den wenigen auffindbaren Fotos vergleicht, stimmen die Endplatten trotzdem nicht so ganz.

Die Vielfalt an Porsche 935-Varianten ist schier unglaublich, kein Wunder, wenn man sieht, wie lange diese Autos im Einsatz und sogar konkurrenzfähig waren. Mir persönlich gefallen vor allem die Autos, die in der IMSA unterwegs waren, deshalb darf dieser Moby Dick in die Sammlung einparken.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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