Freitag, 10. April 2020

Ein neuer Regenmeister - Mirage M1 Spa 1967 von Spark, 1:43

Nachdem John Wyer etwas unsanft aus dem Ford GT40-Rennprogramm geschoben wurde und sich in England lediglich um den Bau von Straßenversionen kümmern sollte, ließ ihm das natürlich keine Ruhe. Zusammen mit John Willment gründete er JW Automotive, praktisch, dass beide Chefs die gleichen Initialen besaßen! Dazu kam ein gewisser Grady Davis, zufälligerweise Vizepräsident der Gulf Oil Company und seit 1966 Besitzer eines Ford GT 40 Road Version, den er bei Wyers vorheriger Firma Ford Advanced Vehicles (FAV) erworben hatte. Dieser Ford mit der Fahrgestellnummer 1049 war das erste Rennauto, das 1967 in Daytona und Sebring mit Gulf-Werbung auflief, damals war die Grundfarbe allerdings noch dunkelblau metallic, aber der orangene Streifen war immerhin schon da und in Daytona sprang sogar ein 6. Platz heraus. Aber John Wyer hatte natürlich ganz andere Ambitionen und beauftragte den Konstrukteur Len Bailey, den GT 40 in ein modernes, siegfähiges Rennauto weiterzuentwickeln. Im Gegensatz zu Shelby, der auf die Kraft des Siebenliter-V8 vertraute, wurde das auf den Namen Mirage getaufte Fahrzeug in erster Linie schlanker und aerodynamischer gestaltet. Die seitlichen Lufteinlässe wurden durch zwei relativ kleine NACA-Einlässe im extrem schlanken und niedrigeren Dach ersetzt, auch das Heck wurde geglättet, während die Front nahezu unverändert blieb. Drei Mirage M1 wurden produziert, die Rennkarriere verlief natürlich aufgrund des Verbots der Prototypen über 3 Liter Hubraum ziemlich kurz. Lediglich die M100 01 durfte, nachdem sie an Malcolm Guthrie weiterverkauft wurde, noch bis 1969 in Südafrika an einigen Läufen der Springbock-Serie und sogar am Norisring in Nürnberg teilnehmen, das wäre doch ein Modell für Racelands Gold Edition! Am erfolgreichsten war die M100 03, die neben den 1.000 Km von Spa auch noch in Karlskoga und bei den 1.000 Km von Paris gewinnen konnte. Überhaupt ist dieses Chassis ein absoluter Sieger, nach dem Rückbau zu einem GT 40 bekam es die Nummer 1075, und das wurde der Doppelsieger von Le Mans 1968/69, ausserdem war man damit 1968 in Brands Hatch, Spa und Watkins Glen sowie 1969 in Sebring als erster im Ziel, woran meist der damals blutjunge Jacky Ickx großen Anteil hatte.

Der erste Auftritt der neuen Mirage kam bei den Le Mans-Testtagen, immerhin war man mit dem klassischen 4,7 Liter V8 schneller als die GT 40. Die 1.000 Km von Monza zeigten einige Kinderkrankheiten, trotzdem riskierte man bei den nur eine Woche später stattfindenden 1.000 Km von Spa den Einsatz des extrem aufgebohrten, aber empfindlichen 5,7-Liter V8. Jacky Ickx, der seine Hausstrecke natürlich gut kannte, setzte sich auf den 2. Startplatz, lediglich Phil Hill mit dem Chapparral 2F war schneller. In Abwesenheit der Werks-Ford waren der einzige Ferrari aus Maranello, verstärkt von Maranello Concessionaires aus England und dem belgischen Nationalteam die härtesten Gegner. Am Renntag herrschte gewohntes Ardennenwetter und der Belgier Ickx konnte dank seiner Fahrzeugbeherrschung im Regen der Konkurrenz davonziehen und gab die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab, am Ende hatte er alle Gegner überrundet. Allerdings hätte ein dummer Fehler den Triumph gefährden können: Ickx blieb neun Minuten länger als die erlaubten drei Stunden am Steuer, da sein Copilot Dick Thompson nicht rechtzeitig bereit war. Die Regel sagte aber auch, dass nur bei einem gegnerischen Protest eine Strafe auszusprechen wäre, und Porsches Rennleiter Huschke von Hanstein wollte das Rennen nicht auf diese Weise gewinnen, so blieb seinem 910 mit Siffert/Herrmann Platz 2. Für Jacky Ickx war dieser Sieg der Start einer glanzvollen Karriere, vor allem in den Sportwagenrennen gehört er zu den Größten aller Zeiten.

Vor einigen Jahren gab es bereits eine ganz passable Mirage M1 von Bizarre, das Spark-Modell ist aber keine Reedition, sondern eine völlig neue Form. Über die grundsätzliche Machart dieses Herstellers braucht man kaum Worte verlieren, gute Fertigungsqualität und Verarbeitung, feine Details und saubere Dekoration zeigen das hohe Niveau. Zwei Dinge sind mir nicht ganz klar, erstens die Farbe der kleinen seitlichen Frontspoiler, zweitens die Farbe des Innenteils der Räder. Dass die Spoiler nicht lackiert sind, könnte möglich sein, aber ob die Räder wirklich nicht orange waren, wie bei allen späteren Rennen, kann ich kaum glauben. Leider findet man in der Literatur und auch im www keine aussagekräftigen Fotos, was auch am miesen Wetter liegen könnte. Für Hinweise von Lesern wäre ich dankbar!

Schlimmer ist allerdings, dass mich die Form des Modells nicht überzeugen kann. Meines Erachtens müsste der Dachaufbau noch stärker eingezogen und die Windschutzscheibe niedriger sein, damit das Verhältnis zwischen der wuchtigen Frontpartie und dem zierlichen Dach stimmt. Zusätzlich saß mein Muster vor allem an der Vorderachse zu tief, was ich nach dem Fototermin relativ leicht korrigieren konnte. Die Diskussion um den richtigen Gulf-Farbton möchte ich nicht vertiefen, auf jeden Fall passt das etwas blasse blau zu den anderen Spark-Modellen. Die beste Interpretetion der Mirage M1 dürfte bisher von Marsh Models aus England kommen, leider sind diees Kleinserien als Kit bereits nicht billig und als Fertigmodelle richtig teuer und schwer zu erhalten.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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