Montag, 24. Februar 2020

Frustrierender Brite - Aston Martin DBS Superleggera von Top Speed, 1:18

Große, leistungsstarke GT-Coupés in klassischem Zuschnitt für gepflegtes Reisen sind traditionell eine Stärke von Aston Martin und die aktuelle Spitze dieses Segmentes im Programm der Briten bildet dabei seit 2018 der DBS Superleggera. Als Ablösung des Vanquish basiert das Coupé auf der Plattform des DB11, ist allerdings an vielen Stellen deutlich weiterentwickelt worden. Gegenüber dem DB11 legt der in der Front eingebaute Zwölfzylinder an Leistung zu und bringt es auf 725 PS. Das Chassis ist deutlich verschärft worden, der DBS Superleggera soll ein sportlicheres Fahrerlebnis bieten, die Höchstgeschwindigkeit gibt Aston Martin mit 340 km/h an. Der Beiname "Superleggera" (= "Leichtgewicht") ist dabei äußerst irreführend, denn mit einem Leergewicht von 1845 kg liegt er beispielsweise über 200 kg jenseits des Gewichtes des Ferrari 812 únd gegenüber dem DB11 ist er trotz Einsatz von Leichtbaumaterialien wie kohlefaserverstärktem Kunststoff kein bisschen leichter - im Gegenteil. Aber die Zielgruppe wird das nicht weiter interessieren, da könnte eher schon die etwas antiquierte Innenraumgestaltung mit dem alten "Comand"-System aus dem Mercedes-Benz-Teilefundus abschrecken. Rein äußerlich jedenfalls ist der DBS Superleggera aus meiner Sicht eine attraktive Erscheinung, besonders in der "OHMSS Special Edition", die an das 50. Jubiläum des einzigen James-Bond-Auftrittes des ersten DBS erinnern sollte, in "Im Geheimdienst Ihrer Majestät". Das Sondermodell trug den olivgrünen Metalliclack des Filmautos, spezielle Schmiederäder und einen geänderten Frontgrill mit Querstreben - sehr elegant.

Als 1:18-Modell ist der Aston Martin DBS Superleggera nun bei Top Speed erschienen. Ursprünglich als günstiges Resinelabel von TSM Model gestartet, hat man die Preise in den letzten Jahren stramm angezogen und liegt inzwischen mit 160 EUR auf dem Niveau von Spark und Cult Scale. Ein Horror ist für mich immer noch die übergroße Verpackung, kein sonstiger 1:18-Hersteller verpackt seine Modelle in derart überflüssig voluminöse Kartons. Das sollte man endlich abstellen! Positiv ist bei Top Speed festzustellen, dass man die Formen der Vorbilder meist perfekt trifft und der DBS Superleggera macht da keine Ausnahme. Die muskulösen Linien des 1:1 gibt das Modell hervorragend wieder. Das Lackfinish ist gut, auch die zweifarbige Gestaltung mit dem abgesetzten Dach ist sauber umgesetzt. Schöne, mehrfarbig gestaltete Felgen in korrekten Proportionen mit ebenso schönen Bremsen dahinter sind ebenfalls als klarer Pluspunkt zu verbuchen. Aber dann wird es leider auch schon schwierig, denn je genauer man hinschaut, desto deutlicher wird die unbefriedigende Verarbeitung.

Angefangen bei Kleberesten rings um die Fenster, die man mühsam entfernen kann, die aber für den Preis inakzeptabel sind, ergeben sich immer mehr Probleme. Der Innenraum ist ok, aber für 160 EUR packen andere Hersteller da auch noch mehr Details und Decals auf Mittelkonsole etc. Ich verstehe, dass man die komplex geformten Kühlergitter moderner Sportwagen (der Grill des DBS Superleggera ist da ein gutes Beispiel) nicht mit flächigen Ätzteilen nachbilden kann, aber warum werden die Lufteinlässe auf der Motorhaube mit Metallteilen ohne großartige Tiefenwirkung nachgebildet (um die herum gibt es dann auch wieder ein paar Kleberückstände zu beseitigen)? Die Leuchten vorne und hinten sind schön gestaltet, aber die Glasabdeckungen furchtbar entgratet. Die Metallsticker für Logos sind schön, aber was bitte hat man sich bei den Endrohren der Abgasanlage gedacht, die ohne jegliche Tiefe einfach nur eine platte Fläche zeigen - wären einige Millimeter Tiefe mehr wirklich so schwierig gewesen? Man merkt, am Ende überwiegt bei mir der Frust. Die Basis des DBS Superleggera ist durchaus vielversprechend, perfekte Formen und gutes Lackfinish. Aber durch Lieblosigkeit im Detail und Schludrigkeit in der Verarbeitung steht am Ende ein Modell vor mir, das den aufgerufenen Preis leider nicht rechtfertigen kann und dem exklusiven Vorbild nicht gerecht wird. Das muss besser werden, so hat Top Speed auf längere Sicht im harten und übervollen 1:18-Markt keine Zukunft.

Mein Fotomuster stammt von unserem Fachhandelspartner modellauto18.de - vielen Dank für die Unterstützung!

Fotos und Text: Georg Hämel

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