Montag, 27. Januar 2020

Bizzarrinis bester? - American Motors AMX/3 von Avenue 43, 1:43

Das Jahr 1969 war für den Ingegnere Giotto Bizzarrini kein gutes. Er hatte ja schon einige Aufs und Abs gemeistert, begonnen mit der Palastrevolution bei Ferrari 1962, die neben Carlo Chiti und anderen auch ihm den Job kostete. Das Abenteuer ATS, wiederum gemeinsam mit Chiti, endete ziemlich schnell, wie auch die eigentlich erfolgreiche Zusammenarbeit mit ISO Rivolta, der auch der Grifo zu verdanken war, keinen langen Bestand hatte. Bizzarrinis beste Zeit war sicherlich Mitte der 60er, als sein Frontmotorsportwagen auf Basis des Grifo viele kaufkräftige Interessenten brachte. Um größer zu werden, schuf Giotto den 1900 Europa, einen wunderschönen kleinen GT mit Opel-Triebwerk. Um aber erst einmal in die Produktion zu investieren, brauchte es Geldgeber. Diese kamen aus den USA, leider stellte sich heraus, dass sie Bizzarini geschickt betrogen und 1968 folgte der Konkurs, der ihn um alles brachte, was er besaß.

Seinen Mut verlor er aber nicht, und seine gute Reputation weltweit führte dazu, dass American Motors, damals der kleinste der vier Autokonzerne in den Staaten, ihn mit dem Projekt eines Mittelmotorsportwagens beauftragte, um der Marke etwas mehr Aufsehen zu bringen. Da Bizzarrini selbst keine Räumlichkeiten besaß, verbündete er sich aufs Neue mit seinem langjährigen Karosseriebauer Salvatore Diomante, in dessen Officina das Auto entstehen sollte. Der Entwurf stammte von keinem der großen italienischen Maestri, sondern von Dick Teague, dem damaligen Designboss von AMC. Bizzarrini nutzte die Erfahrung, die er mit dem Mittelmotorsportwagen P 538 gemacht hatte. Ein Semi-Monocoque mit einem Zentralträger, an das die Karosserie geschweisst wurde, sorgte für Stabilität, unabhängige, rennwagenähnliche Aufhängungen, innenbelüftete Scheibenbremsen und eine breite Spur sorgten für exzellente Fahreigenschaften, wie auch Pete Coltrin in einem Fahrbericht für Road & Track feststellte. Bizzarrini selbst ist der Ansicht, dass der AMX/3, wie das Auto heißen sollte, in Bezug auf Fahrwerkstechnik und Straßenlage seine beste Schöpfung war. Am ursprünglichen Entwurf wurden noch einige Modifikationen vorgenommen, die Sicht wurde durch eine etwas größere Windschutzscheibe verbessert, auch die Öffnungen für die Kühlung wurden optimiert. Interessanterweise gab es damals Kontakte von American Motors zu BMW, deshalb wurde ein Teil der Tests in München durchgeführt. Nahezu gleichzeitig wurden 1970 zwei amerikanische Mittelmotorsportwagen präsentiert: Der von Ford unterstützte De Tomaso Pantera und eben der AMX/3. Da die Pantera günstiger angeboten werden konnte und AMC zu dieser Zeit in wirtschaftliche Schwierigkeiten taumelte, wurde das Projekt AMX/3 1971 nach nur sechs gebauten Fahrzeugen (+ 2 unvollendete Fahrgestelle) gecancelt, Bizzarrini bekam kein Geld mehr aus Amerika. Man fand dann zu einer Einigung, Bedingung war, dass die sechs gebauten AMX/3 zerstört werden sollten, was die Italiener nicht taten. Deshalb existieren sie alle noch in mehr oder weniger gutem Zustand, sogar die beiden Fahrgestelle wurden inzwischen komplettiert, das letzte als Spider. Übrigens dachte Bizzarrini über eine Eigenproduktion unter dem Namen Sciabola (= Säbel) nach, aber dazu fehlten die Mittel. Und noch eine Anekdote gibt es zum AMX/3, Rick Teague, der den Befehl zur Zerstörung der sechs Autos gab, flog später nach Italien und kaufte zwei von ihnen, darunter #3, das Vorbild des Avenue 43-Modells, das noch in seinem Besitz ist und in San Diego im Museum steht (Stand 2017). Auch Salvatore Diomante hat eines der Autos behalten. Übrigens sieht jeder AMX/3 etwas anders aus, typisch Kleinstserie, wo ständig noch nachgebessert wird.

Die Antriebstechnik ist natürlich eher schlicht, ein AMC-V8 von 6,4 Liter Hubraum mit einem Vierfachvergaser sollte 340 PS bringen, die über ein Vierganggetriebe auf die Hinterräder gebracht wurden. 5,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und 256 km/h Spitze könnten realistisch gewesen sein.

Avenue 43 zeigt wieder einmal ein Herz für solche Exoten, mit der italienischen Abstammung ist das Modell für mich natürlich besonders interessant. Die Wiedergabe der Form gefällt mir gut, die breite Spur mit vorbildgerechten nicht so breiten Reifen und die geduckte Silhouette mit relativ langer Schnauze und kurzem Heck sind auf ihre Weise attraktiv. Die mattschwarzen Absetzungen auf den Hauben sind sehr zeitgeistig, wirken aber in diesem Fall organisch, nicht aufgesetzt. Die Detaillierung ist rundum mit vielen Ätzteilen fein ausgeführt, die Makroaufnahmen zeigen allerdings kleine Ungenauigkeiten im Bereich der Windschutzscheibe und der Rückleuchten, mit freiem Auge wirkt das lange nicht so wild. Im meist schwarzen Cockpit findet sich ein filigranes Lenkrad, netter Gag ist der mehrfarbig ausgeführte Luftfilterdeckel, den man durch die Heckscheibe sieht. Das darunter liegende Triebwerk ist nur im Relief angedeutet, allzuviel davon sieht man sowieso nicht.

Der AMX/3 passt also perfekt in eine Sammlung italienischer Exoten, aber auch der Freund von US-Cars kann ihn in die Vitrine parken.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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