Dienstag, 31. Dezember 2019
Erster Anlauf - Ford GT 40 Le Mans 1964 von Spark, 1:43
Die Geschichte, dass Ford Ferrari kaufen wollte und nachdem das nicht klappte, ein Programm startete, um die Italiener im Rennen zu besiegen, dürfte prinzipiell bekannt sein. Interessante Aspekte dazu kann man in John Wyers 1981 erschienener Biographie „The Certain Sound“ finden, der ich die folgenden Fakten entnommen habe.
John Wyer war 1963 noch bei Aston Martin beschäftigt, in dieser Funktion war er in den USA unterwegs und besuchte Carroll Shelby, der für die Briten 1959 den Sieg in Le Mans holte. Shelby war mit Ford für das Cobra-Projekt verbandelt und brachte Wyer mit den für den Rennsport Verantwortlichen in Kontakt. Tatsächlich entstand daraus eine Zusammenarbeit von Wyer mit Eric Broadley, dem Lola-Boss, der bereits einen Mittelmotorsportwagen mit Ford-Triebwerk entwickelt hatte. Das Projekt GT 40 war allerdings unabhängig davon in Amerika entstanden, der Lola diente lediglich als Testfahrzeug. Wyer war insgesamt nicht glücklich, einerseits hakte es in der Zusammenarbeit Broadleys mit Fords Statthalter Roy Lunn, andererseits nahmen die Amerikaner die Testarbeit nicht wirklich ernst, dafür war die PR-Abteilung dauernd bedacht, irgendwelche Sensationsmeldungen zu verbreiten. Auch zeitlich wurde viel Druck gemacht, am liebsten wäre man schon bei den 12 Stunden von Sebring angetreten, was John Wyer verhindern konnte. Immerhin schaffte man es mit zwei GT40 zum Vortraining in Le Mans, leider crashten die Piloten beide Autos. Für die 1.000 km am Nürburgring schaffte es Wyers Team, immerhin einen Wagen rennfertig zu machen, Phil Hill und Bruce McLaren fuhren in der Spitzengruppe mit, bis die Hinterradaufhängung den Geist aufgab. Für Le Mans hatte man dann tatsächlich drei Autos präpariert, die sich durchaus als konkurrenzfähig erwiesen. Die fehlenden Testfahrten rächten sich allerdings, vor allem das Colotti-Getriebe war der Kraft des V8 nicht gewachsen. Nach der Montage eines Frontspoilers war zumindest das Fahrverhalten annehmbar, auf der Mulsanne-Geraden erreichten die Autos 320 km/h und Ginther/Gregory fuhren an der Spitze mit, bis nach vier Stunden die Schaltbox den Geist aufgab. Zu dieser Zeit hatte Nummer zwei schon nach einem Brand das Rennen beendet, eigentlich sollten Attwood/Schlesser es langsamer angehen lassen und auf Ausfälle der Favoriten hoffen. Am längsten hielt die Startnummer 10, nach Vergaserproblemen, die den Ford auf Platz 44 zurückfallen ließen, kämpfte man sich auf Platz vier zurück und Phil Hill konnte den Rundenrekord brechen. In der 13. Stunde war aber auch bei diesem GT40 das Getriebe am Ende. Trotz großen Widerstands seitens Wyer forderte Leo Beebe, der neue Statthalter Fords, einen Einsatz bei den drei Wochen später stattfindenden 12 Stunden von Reims. Das Ergebnis waren weitere zwei Getriebedefekte, John meinte, der dritte blieb nur deshalb aus, weil vorher die Kurbelwelle brach. So endete die erste Saison ohne zählbaren Erfolg. Im Gegensatz zu Wyer, der sehr gute Ansätze erkennen konnte und lediglich die Colotti-Schaltbox durch ein neues ZF-Getriebe ersetzen wollte, waren die Amerikaner unzufrieden und nahmen John Wyers Truppe aus der Entwicklung der Rennautos heraus, sie sollte sich um den Bau von 100 GT40 als Straßenautos kümmern. Das Rennprogramm ging an Carroll Shelby, der in der ihm eigenen Bescheidenheit gleich davon sprach, dass er aus dem Ford einen Siegertypen schaffen wird. Der Erfolg gab ihm recht, bereits in Daytona, wo das Rennen damals nur über 2.000 km ging, konnte sich der GT40 in die Siegerlisten eintragen. Bis zum ersten Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans dauerte es dann noch ein Jahr, inzwischen war der Ford auch mit einem 7 Liter-V8 bestückt. John Wyer fand noch die späte Genugtuung, als er 1968 und 1969 mit dem Gulf-GT40 zweimal in Le Mans triumphierte, bevor er sich mit Porsche verbündete.
Von den ersten Einsätzen des Ford GT gab es bereits vor einigen Jahren durchaus gute Modelle von Bizarre, interessanterweise sind die aktuell erschienen Spark-Miniaturen völlig neu konstruiert. Ich habe mir die Startnummer 10 ausgesucht, also das Auto, mit dem Phil Hill und Bruce McLaren bis zur 13. Stunde durchhielten. Die Grundform des GT40 ist sehr gut getroffen, lediglich die Oberkante der Windschutzscheibe wirkt zu niedrig, noch verstärkt durch den weißen Scheibenrahmen, stattdessen müsste ein schmaler Blendschutz vorhanden sein. Ansonsten die gewohnte Spark-Qualität mit vielen kleinen Details, sauberer Montage, Dekoration und Lackierung. Man beachte die feinen Spoilerecken, die seitlich eingelassenen vorderen Positionsleuchten, die Seitenscheiben mit ausgeprägten Klappfenstern, die fotogeätzten Gitter der Motorhaube, das mit einem gebogenen Blech verkleidete Heck mit der Getriebenachbildung, aber auch die Sitze mit angedeuteten Belüftungslöchern. Lediglich der Sicherheitsgurt des Piloten als Decal ist nicht optimal, aber da muss man schon genau hinsehen. Erfreulich, dass die Speichenräder und die Reifen vorbildgerecht schmal sind, damals hatten die Autos noch keine Walzen.
Schön, dass es zum ersten Le-Mans-Einsatz des Ford GT aktuelle Modelle gibt, was ich mir jetzt von Spark noch wünschen würde, wäre der J-Car, der zwar nie im Rennen fuhr, durch den Tod von Ken Miles bei Tests einen tragischen Beigeschmack hat und aus dem der 1967 siegreiche MK IV entwickelt wurde.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel