Dienstag, 3. Dezember 2019

Empfindlicher Kraftprotz - BMW 3.5 CSL Turbo Silverstone 1976 von Spark, 1:43

Der Start der Marken-WM für Gruppe-5-Silhouette-Autos lief nicht gerade optimal. Von den beiden Hauptinitiatoren Ford und BMW kamen keine konkurrenzfähigen Fahrzeuge, Ford nahm überhaupt nicht teil und die Münchner wollten das Geld für Jochen Neerpaschs Projekt eines Mittelmotorsportlers nicht lockermachen. So blieb ausgerechnet Porsche übrig, die Zuffenhausener waren eigentlich nicht begeistert, hatten aber mit dem 935 ein absolutes Siegerauto in petto. Lancia kam mit dem Stratos Turbo nicht in die Gänge, der Rest waren chancenlose Privatiers mit alten Autos. Neerpasch konnte immerhin vier CSL-Coupés für Schnitzer, Faltz-Alpina, Hermetite und Peter Gregg aufbauen, die allerdings mit 470 PS und höherem Gewicht keine realistische Chance gegen die Porsche hatten. So blieben die ersten beiden Rennen in Mugello und Vallelunga leichte Beute für die 935er. Zum dritten Rennen in Silverstone präsentierte Neerpasch den lang erwarteten Turbo, für dessen Entwicklung er den Motorenguru Josef Schnitzer engagiert hatte. Aus nur noch 3200 ccm Hubraum holte man mit zwei KKK-Turboladern 750 PS heraus, die mit Hilfe von 19 Zoll breiten Hinterrädern auf die Straße gebracht werden sollten, was nicht gerade einfach war, selbst im vierten Gang hinterließ das Monster 70 m lange Gummispuren auf dem Asphalt! Für den ersten Einsatz wurden die beiden schwedischen Formel 1-Piloten Ronnie Peterson und Gunnar Nilsson auf das Auto gesetzt. Mit Gewalt stellte Ronnie das Coupé in die erste Startreihe neben den Werks-Porsche 935. Im Rennen schaffte er es, bereits nach 14 Runden mit völlig ruinierten Reifen in die Box zu kommen. In der 43. Runde folgte der nächste Stopp, Gunnar Nilsson musste allerdings nicht mehr übernehmen, das Getriebe war der Gewalt des Turbotriebwerks nicht gewachsen. Aber auch der Werksporsche bekam Probleme, so dass tatsächlich der Hermetite-BMW von John Fitzpatrick und Tom Walkinshaw nach 6 Stunden ganze 20 Meter vor dem Kremer-935 von Wollek/Heyer durchs Ziel ging.

Während die BMW Coupés noch zweimal von Porsche-Ausfällen profitierten und Siege am Nürburgring sowie am Österreichring holten, gewann Porsche die restlichen Rennen und die Meisterschaft. BMWs Turbomonster kam nur noch zweimal zum Einsatz, bekam dafür aber ein Künstleroutfit verpasst und wurde zu einem der berühmten Art Cars. Im Original sieht das Millimeterpapier-Coupé von Frank Stella spektakulär und toll aus, leider lässt sich dieses Design in 1:43 nicht wirklich reproduzieren, die Linien werden einfach zu dick und das Auto wirkt zu dunkel. Dazu kommt, dass BMW keine Lizenzen für die Artcars in 1:43 vergibt. Bei seinem ersten Einsatz bei den 24 Stunden von Le Mans war der Stella-BMW eine Sensation und brachte BMW jede Menge Publicity. Allerdings hielt das Coupé gerade einmal 30 Runden, eine gerissene Ölwanne stoppte Brian Redman und Peter Gregg. Für den letzten Lauf der WM in Dijon holte Jochen Neerpasch das Turbo-Coupé aus dem Werksmuseum, das 500 000,- DM wertvolle Kunstwerk durfte tatsächlich noch einmal auf die Piste. Inzwischen hatte man dem Turbo 850 PS entlockt, damit war das Auto gnadenlos schnell, aber das Getriebe hielt immer noch nicht, nach 39 Runden war Schluss für Peterson/Nilsson. Damit war auch die große Zeit der Coupés vorbei, BMW konzentrierte sich auf den 320 Gruppe 5 und träumte vom M1.

Spark präsentiert uns in seiner Deutschlandserie das auf 600 Stück limitierte Turbo-Coupé von Silverstone. In weiß mit den typischen BMW-Motorsport-Streifen sieht das Modell sehr dynamisch aus, die voluminösen Verbreiterungen und die aerodynamischen Hilfsmittel tun ihr übriges. Vor allem der weit ausladende Heckflügel, der Frontspoiler und die Trittbretter fallen auf. Die Gesamtform des Modells gefällt mir sehr gut, die Fertigungsqualität und die Detaillierung sind gewohnt fein. Auffallend sind die extrem breiten Hinterräder mit (vorbildgerechten??) blauen Felgensternen, im Cockpit fehlt nichts, allerdings sieht man aufgrund der schwarzen Farbe wenig davon. Und so kann man ein perfektes Modell des BMW Turbo-Monsters in die Vitrine stellen, auch wenn man insgeheim davon träumt, dass es doch noch gelingt, den Stella-BMW in 1:43 umzusetzen.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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