Samstag, 16. November 2019

Colin Chapmans erster GT - Lotus Elite Le Mans 1959 von Spark, 1:43

Mit dem Lotus Elite präsentierte Colin Chapman seinen ersten GT-Sportwagen, bei dem man von einer nennenswerten Serienproduktion sprechen konnte. Wie gewohnt, war extremer Leichtbau angesagt, der Elite war das erste Auto mit selbsttragender Kunststoffkarosserie. Lediglich zwei Hilfsrahmen wurden verwendet, einer für das Triebwerk, der andere als Verstärkung von Windschutzscheibenrahmen und A-Säulen, um dort die Türen aufzuhängen. Möglich wurde diese Konstruktion durch die Verwendung eines Glaswolle-Kunststoffmaterials mit Epoxidkleber. Dazu kam eine mit cW = 0,29 strömungsgünstige, aber auch schnittig-elegante Form, mit dem aus einem Feuerspritzentriebwerk entwickelten Coventry Climax-Vierzylinder mit 1216 ccm Hubraum und 76 bis 104 (!) SAE-PS waren bei einem Leergewicht von 580 kg Spitzenwerte von 190-200 km/h kein Problem. Die Karosserien entstanden bei Bristol, für die Produktion gründete man eine neue Gesellschaft in Cheshunt, Hertfordshire. Allerdings lief die Produktion der rund 1.000 Exemplare von 1958 bis 1963 nie problemlos. Die Fertigungsqualität war grenzwertig,, Komfort war im Elite Mangelware, im Innenraum war es extrem laut, und da die Seitenfenster fest montiert waren, wurde es auch sehr heiß. Die Karosserie neigte zu Rissbildungen, sicherlich auch aufgrund der direkt einlaminierten Hinterradaufhängung. Lotus zahlte bei jedem Elite so kräftig drauf, dass die Firma am Rande des Ruins war und nur der Erfolg des Nachfolgers Elan sie rettete. Aus den Problemen mit der Konstruktion des Elite hatte man zumindest gelernt, dass es doch nicht ganz ohne Rahmen ging.

Aber hier soll es vor allem um die Einsätze in Le Mans gehen. Bereits 1959 meldeten verschiedene Bewerber vier der ziemlich neuen Elites für die 24 Stunden. Während ein Auto bereits bei der Rückfahrt vom Training verunfallte, gingen drei Coupés an den Start: #41 wurde vom Briten Bill Frost gemeldet und von seinen Landsleuten Peter Lumsden und Peter Riley gefahren, #42 war ein vom Team Border Reivers gemeldetes Werksauto mit keinem geringeren als dem späteren Weltmeister Jim Clark zusammen mit dem Tourenwagen-Könner Sir John Whitmore am Lenkrad. Dazu kam noch eine private, rot lackierte Elite der Equipe Los Amigos mit der Startnummer 38. Dieses Auto brannte allerdings in der zehnten Stunde nach Motorüberhitzung ab, die Kunststoffkarosserie gab den Flammen reichlich Futter. Die beiden Peters hatten mit der Frost-Elite keinerlei Probleme, schafften 270 Runden, die den achten Platz gesamt, den Klassensieg sowie zweite und fünfte Plätze in den beiden Indexwertungen brachten. Die kommenden Stars Clark und Whitmore hatten hingegen einige Schwierigkeiten, vor allem mit einem Anlasserritzel, das nicht ausrückte und zusehends Zähne verlor, aber auch beim letzten Stopp ließ sich der Lotus noch starten, so blieb immerhin Platz 10. Aston Martin feierte einen Doppelsieg, es sollte bis heute der einzige Triumph bleiben, die Elites retteten das Ergebnis für Lotus, nachdem alle Sportwagen der Marke ausfielen, das gleiche widerfuhr auch Ferrari, wo vier GTs die Plätze 3 bis 6 belegten, obwohl alle Testa Rossa nicht ins Ziel kamen. Noch bis 1964 traten Lotus Elites in Le Mans an, neben einigen Klassensiegen war sicherlich der erste Platz im Thermal-Efficiency-Index 1960 der größte Erfolg. Kurioserweise bekam das falsche Team den Preis, man hatte einen Tankstopp übersehen. Das offizielle Ergebnis wurde aber nicht mehr korrigiert, lediglich das Preisgeld nochmals ausgeschüttet.

Meiner Meinung nach hat Spark das schlichte, zierliche Coupé sehr gut umgesetzt, die vergleichsweise wenigen Details sind sauber reproduziert und auch die Unterschiede zu anderen Elites berücksichtigt. So hatte #41 zum Beispiel keine Stoßstangen und eine Ansaughutze auf der Motorhaube. Zusatzscheinwerfer, Startnummernbeleuchtungen und Tankverschlüsse fehlen nicht, die Speichenräder sehen ganz fein aus. Lackierung und Dekoration sind fein ausgeführt, wie auch die gewölbten Seitenfenster. Vielleicht wäre es ein netter Gag gewesen, die Dreiecksfenster geöffnet darzustellen, so waren die Autos meist unterwegs, die Hitze im Cockpit soll, wie auch der Lärm, immens gewesen sein. Am Unterboden sind nur Ölwanne und Auspuffanlage angedeutet, am Heck findet man zwei Endrohre.

Kleine GTs wie der Lotus Elite gehören sicherlich in jede Le Mans-Sammlung, für Spark eröffnet sich noch einiges Potential an zukünftigen Modellen, vor allem der echte und der falsche Indexsieger von 1960 wären interessant.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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