Sonntag, 10. November 2019
Ziemlich daneben - Veritas RS Rennsport von Matrix Scale Models, 1:43
Unter der Bezeichnung Veritas gründeten drei BMW-Urgesteine 1947 eine Firma, die auf Basis des Vorkriegssportwagens 328 Renn- und Sportwagen bauen wollte. Ernst Loof, ehemals Rennleiter, Schorsch Meier, Motorrad-Europameister und Lorenz Dietrich, ein Flugmotorenspezialist starteten eine kleine Produktion, zuerst in Sigmaringen, später im badischen Meßkirch. Die Form des Veritas RS erinnerte an die bei Touring in Italien eingekleideten Mille-Miglia-Autos von 1940, dank der immer noch konkurrenzfähigen 328-Basis waren die Fahrzeuge höchst erfolgreich. Es entstanden auch Formel-2-Monoposti und einige wenige Coupés, der Mangel an BMW-Triebwerken führte zur Eigenkonstruktion eines Vierzylinders, der bei Heinkel gefertigt wurde. Später versuchte man sich auch mit eleganteren Straßensportwagen und zog in die Nähe des Nürburgrings um. Bereits 1953 war dann endgültig Schluss, insgesamt dürften unter 80 Autos die Hallen der Firma Veritas verlassen haben. Loof starb bereits 1956 im 49. Lebensjahr an einem Hirntumor.
Viele Sammler hätten sich bestimmt eine originale Rennausführung dieses erfolgreichen Nachkriegssportwagens gewünscht. Das Team von Matrix hat sich aber nach dem vor vier Jahren präsentierten Coupé für eine Art Straßenversion mit zwei Windschutzscheiben und nicht abgedecktem Beifahrersitz entschieden, wie sie derzeit in restauriertem Zustand zu sehen sind und bei historischen Events zum Einsatz kommen. Aufgrund diverser Details wie Rückspiegel oder Räder konnte ich das Modell keinem existierenden Auto sicher zuordnen, aber das ist nicht so wichtig. Es bleibt also weiterhin der Wunsch nach einem Modell des sogenannten Aerosaurier mit abgedecktem Beifahrersitz, Radabdeckungen an den Hinterrädern sowie durch die Benzintanks bedingten kleineren Türen und Lüftungsschlitzen an den Flanken.
Leider bleibt abgesehen davon auch die beim Coupé geäußerte Kritik nicht aus: Ein eigentlich schönes Resinmodell mit vielen gelungenen Details wird durch missratene Proportionen zur Enttäuschung. Viel zu breit, die Spurweite gleich um rund 4 mm zu groß und der Radstand um rund 3 mm zu kurz. Auch der Kühlergrill und die Scheinwerfer wirken überdimensioniert, das Kühlergitter dürfte schon durchbrochen sein, außerdem finde ich die Form des Lufteinlasses nicht gut reproduziert. Die bei unserem Muster saubere Montage, die feinen Ätzteile und das schöne Interieur sind nur ein schwacher Trost. Ich kann die mangelnde Recherche, Maßstäblichkeit und Vorbildtreue von Matrix absolut nicht nachvollziehen, unter Scale Models verstehe ich jedenfalls etwas anderes. Schade um die Arbeit, die sich die chinesischen Fabrikarbeiter damit machen müssen. Na ja, wenigstens passt der Rennsportwagen in den Proportionen zum Coupé des gleichen Modellherstellers . . .
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel