Sonntag, 3. November 2019

Fiats kleiner Ferrari - Dino Spider 2000 1967 von Laudoracing, 1:18

Schuld am Entstehen des Fiat Dino war das neue Reglement für die Formel 2 ab 1967. Erlaubt war die Verwendung eines Basistriebwerks, das aus einem Auto kam, von dem in einem Jahr mindestens 500 Exemplare entstehen mussten. Ferrari wollte an der Serie teilnehmen und hatte mit dem kleinen Dino-V6 einen konkurrenzfähigen Motor, aber auf keinen Fall die Kapazitäten, 500 Autos in der verlangten Zeit zu fertigen, geschweigedenn zu verkaufen. Da trat die große Mutter Fiat auf den Plan. Da man bereits an der Sportwagenschmiede beteiligt war, schloss man einen Vertrag über die Fertigung der gewünschten 500 Fahrzeuge. Nach sehr kurzer Entwicklungszeit präsentierte Fiat 1966 auf dem Turiner Salon gleich zwei sportliche Spider: den von Tom Tjaarda für Pininfarina gezeichneten 124 Spider und den Dino Spider, ebenfalls ein Pininfarina-Entwurf. Wegen der drängenden Termine griff man auf manche bereits vorhandene Baugruppen zurück, so stammte das Getriebe ebenso wie die Hinterachse vom Fiat 2300 S Coupé, ein fünfter Gang und doppelte Stoßdämpfer brachten etwas Fortschritt. Das ursprüngliche Renntriebwerk wurde bei Fiat durch den berühmten Motorkonstrukteur Aurelio Lampredi alltagstauglicher gemacht, die Fertigung lag ebenfalls bei Fiat. Die Karosserien des Spider und des später vorgestellten Coupés wurden bei Pininfarina und Bertone produziert. Insgesamt wurden vom Dino Spider 2000 1133 Stück gebaut, dazu kamen noch 425 Stück der späteren Dino 2400 Spider mit optischen Retuschen, unabhängiger Hinterradaufhängung und 180 PS aus dem mit einem Graugußblock versehenen 2,4-Liter-Triebwerk. Vom Coupé hingegen entstanden insgesamt über 6000 Exemplare. Für einen Großserienhersteller wie Fiat waren das Peanuts, so fand der Dino auch nach 1972 keinen Nachfolger. Da die Autos meist in Liebhaberhände gerieten, existieren immerhin noch ca. die Hälfte der Spider und ein Drittel der Coupés, was man am durchaus vorhandenen Angebot bei Händlern und auf Messen sehen kann. Natürlich sind die Preise aufgrund der noblen Verwandtschaft inzwischen ziemlich abgehoben. Vor 10 Jahren lag ein Spider im Zustand 2 bei rund 40.000 Euro, heute gibt die italienische Fachzeitschrift Ruoteclassiche 70.000 Euro als Quote an, die von Händlern geforderten Preise liegen aber eher im Bereich von 100.000 Euro und darüber!

Mit 160 PS bei 7.200 1/min war der Zweiliter nur ein leicht gezähmter Rennmotor, wie ich als 18-Jähriger bei einer Probefahrt mit einem Kundenauto feststellen durfte, dieser weiße Dino Spider bleibt mir bis heute in Erinnerung und ist auch der Grund für meinen "Ausrutscher" in den Maßstab 1:18.

Die Marke Laudoracing kommt zwar aus dem Elsass, hat sich aber auf italienische Vorbilder spezialisiert, die als relativ preisgünstige Resineminiaturen in 1:18 direkt oder über den Fachhandel vermarktet werden. Der Dino Spider wurde bereits im Frühjahr in den Farben gelb und rot produziert, zur Messe in Padua zeigte man erstmals die weiße Variante, die in einer Stückzahl von 150 aufgelegt wurde. Die Grundform ist aus meiner Sicht hervorragend getroffen, vor allem stimmen die Dimensionen der Räder und ihre Position in den Radkästen. Die Lackierung meines Musters ist perfekt und hochglänzend. Sehr schön sind die Scheinwerfer und Rücklichter nachgebildet, die vorhandenen Chromteile sind von guter Qualität, leider sind die Stoßstangen bei meinem Dino etwas schief montiert, sie sollten eigentlich in der Seitenansicht horizontal stehen. Dann fällt noch auf, dass die Schwellerzierleiste nur bedruckt ist, die an sich guten Leichtmetallräder nicht durchbrochen sind sowie das Fiat-Logo im Zentralverschluss nicht schwarz ausgelegt ist. Die Fiat-Dino-Schriftzüge mit dem Pininfarina-Logo entsprechen dem Vorbild, könnten aber wesentlich feiner gezeichnet sein. Die Fiat-Logos vorne und hinten sowie der Schriftzug am Heck sind hingegen fein reproduziert. Die Windschutzscheibe und ihr Rahmen passen perfekt, neben den Scheibenwischerarmen findet man sogar die Waschdüsen, allerdings sollte das Gehäuse des Innenspiegels nicht verchromt, sondern schwarz sein. Überhaupt sieht man beim Innenraum, dass Laudoracing eben keine Premium-Modelle herstellt. Die Sitze sehen ganz gut aus, aber der Cockpitboden ist nur nacktes, schwarzes Plastik und das Decal der Mittelkonsole wirkt billig, vor allem das Radio. Der Innenraum entspricht übrigens mit dem Holzlenkrad und den Holzblenden an Armaturenbrett und Mittelkonsole einem späten Dino 2000, anfangs war das Lenkrad schwarz und das Armaturenbrett silber. Auch diverse Schalter sowie die Heizungsbetätigung neben dem Handbremshebel entsprechen der späteren Version. Ob dazu aber die Räder mit Zentralverschluss passen, bleibt zweifelhaft, meines Erachtens waren sie zumindest nicht mehr serienmäßig. Die Bodengruppe ist nur angedeutet, schön, dass die zweiflutige Auspuffanlage vorhanden ist. Neben dem geöffneten Verdeck liefert Laudoracing auch ein geschlossenes, das allerdings nicht nach meinem Geschmack ist.

Ich gebe gerne zu, dass ich bei diesem Vorbild sehr pingelig bin, deshalb einiges an Kritik, vor allem, was die Innenraumgestaltung betrifft. Aber natürlich darf man bei einem 100-Euro-Modell nicht die Maßstäbe anlegen, die bei einer High-End-Miniatur erwartet werden. Fakt ist, dass Laudoracings Fiat Dino Spider ein schönes Modell ist, das vor allem die Form des Vorbilds hervorragend wiedergibt und in der Vitrine prächtig aussieht, und darauf kommt es ja in erster Linie an. Ich habe den Kauf in keiner Weise bereut und freue mich auf weitere Modelle dieses Herstellers, mein größter Wunsch wäre natürlich ein Fiat 500C Giardiniera.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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