Mittwoch, 25. September 2019

Kriegserklärung an Maranello - Shelby Cobra 289 Sebring + Targa Florio 1964 von TSM, 1:43

Es war im Jahr 1963, als der Texaner Carroll Shelby seinen Angriff auf die Weltmeisterschaft der GT-Fahrzeuge startete, die zu dieser Zeit von Ferrari mit dem 250 GTO dominiert wurde. Dazu wurde aus dem AC Cobra, der Kombination eines englischen Chassis mit einem Ford-V8 ein Rennauto entwickelt, das allerdings in der ersten Zeit lediglich als nicht gerade aerodynamisch günstiger Roadster existierte, richtig ging es erst mit dem Daytona Coupé zur Sache, aber diesmal geht es nur um die offenen Fahrzeuge, von denen uns TSM vier verschiedene Varianten liefert. Dazu vielleicht ein Zitat aus Shelbys Vorwort zu Michael Shoens grandiosem Buch "The Cobra Ferrari Wars", das bereits 1990 veröffentlicht wurde:

„Ich wollte nicht in die Geschichte eingehen, man macht etwas, weil man meint, es tun zu müssen, weil man es liebt. Und wenn es in die Geschichte eingeht, ist es auch recht. Der Grund, warum ich diese Autos baute, war, weil ich den Corvettes und Ferraris in den Arsch treten wollte. Gottseidank gab es die Phil Remingtons, Pete Brocks und Ken Miles und hunderte anderer Leute, die dabei waren. Und dann ist es eben passiert. . . Ich bin kein Ingenieur, ich bin kein guter Geschäftsmann, eigentlich bin ich in nichts richtig gut. Aber wenn man ein paar gute Leute zusammenbringt und sie das machen lässt, was sie beherrschen und dann das Schiff auf Kurs hält, können aufregende Dinge geschehen.“

Und so kam es dann auch, 1963 war noch ein Jahr des Herantastens, aber 1964 wagte man das volle Programm. Die Roadster wurden weiterentwickelt, vor allem neue Goodyear-Reifen auf breiten Halibrands brachten Fortschritte, die Kotflügel mussten dafür ebenfalls verbreitert werden. Je nach Tuningstufe holte man 330 bis 370 PS aus dem 4,7-Liter-Triebwerk. Parallel arbeitete man bereits am Daytona Coupé, das vor allem auf schnellen Strecken zum Einsatz kommen sollte. Die 2.000 km von Daytona begannen ernüchternd, Johnson/Gurney blieb mit einem Roadster nur Platz 4 hinter drei Ferrari GTO, der erste Auftritt des Coupés brachte einen Ausfall. Bei den 12 h von Sebring führten Johnson/Gurney bis kurz vor Schluss, als Bob Johnson bei der Boxeneinfahrt einen schlecht beleuchteten Alfa Romeo rammte und der Roadster in Flammen aufging. Beide Fahrer kamen ohne größere Blessuren davon. Als der unglückliche Johnson in die Box zurückkam, sagte Shelby als erstes zu ihm, dass er morgen eine Rechnung für das Auto bekäme. Gurney und sein Co wurden noch auf Platz 10 gewertet, aber drei Cobras gewannen die GT-Wertung gegen Ferrari, damit übernahm man aufgrund des höheren Wertungskoeffizienten die Führung im Championat. Diese Koeefizienten reichten von 1.0 bis 2.0 für die 24 h von Le Mans. Die nächste Herausforderung für die Cobras war die Targa Florio in Sizilien, so ziemlich das ungeeigneteste Betätigungsfeld für die Roadsters mit ihren doch eher primitiven Fahrwerken. Die holprigen Straßen forderten ihren Tribut, Bei den Cobras von Phil Hill und Dan Gurney brachen Teile des Fahrwerks, letztlich war Gurney der einzige, der seinen waidwunden Roadster auf Platz 8 ins Ziel brachte, nachdem er komfortabel in Führung bei den GTs lag. So konnte kurz vor Schluss doch noch ein Ferrari vorbeiziehen und den Sieg holen. Der Rest der Saison war ein einziges Auf und Ab, immerhin holte sich Shelby den Sieg beim wichtigsten Rennen, den 24 h von Le Mans, konnte aber nicht verhindern, dass am Ende Ferrari ganz knapp vorne lag. Erst 1965 sollte sich das ändern, allerdings waren dann keine Werks-Ferrari GTO mehr am Start.

Auf zeitgemäße Modelle des Cobra Roadsters von 1964 warte ich schon lange, TSM hat meine Geduld wieder einmal auf eine harte Probe gestallt. Aber das Warten hat sich gelohnt, die Miniaturen sind sehr gut gelungen. Für die Vorstellung habe ich zweimal Autos von Dan Gurney ausgewählt, Sebring und die Targa Florio. Im Prinzip sind beide Modelle identisch, aber alle Details sind beachtet worden. Die Grundform und die Lackierung finde ich perfekt, wie auch die Beklebung. Dabei ist hervorzuheben, dass bei der Targa-Version vobildgerecht jede Startnummer etwas anders aussieht, die waren ja schließlich handgemalt. Räder und Reifen sehen toll aus, wenn auch die Halibrands fast ein wenig zu tief wirken. An der Front gibt es Unterschiede, der Sebring-Roadster besitzt zwei Zusatzscheinwerfer und einen Schutzbügel, wo das Targa-Auto nur eine Querstrebe zeigt, dafür hat dieses Modell noch einen Windabweiser auf der Fronthaube und eine kalifornische Zulassungsnummer am Heck. Auch die sogenannten FIA-Ecken im Kofferdeckel, die der vorgeschriebenen Unterbringung eines Normgepäckstücks dienten, wurden nicht vergessen, hätten allerdings etwas prägnanter ausgeformt werden können. Das Sebring-Auto unterscheidet sich auch noch durch das Holzlenkrad, das im Griffbereich schwarz ist, beim Original wurde es mit Klebeband umwickelt, wahrscheinlich wegen der Griffigkeit. Ansonsten gibt es im Cockpit nicht viel zu sehen, aber alles, was dazugehört, ist am richtigen Platz. Ich habe übrigens bei der Nr. 11 mit sanftem Druck die feine Windschutzscheibe etwas flacher angestellt, wie es auch das Team wegen der verbesserten Aerodynamik gemacht hat. Die Bodenplatte zeigt die wichtigsten Elemente im Relief, die Auspuffanlagen sind extra eingesetzt. Auffallend, dass die Platte baugleich mit früheren Cobras von Spark ist, das deutet stark darauf hin, aus welcher Fabrik die Cobras kommen. Leider muss man sich deshalb auch wieder fragen, warum man für die TSM-Modelle 25 Euro mehr bezahlen soll, aber was soll man machen, wenn man auf solche Autos steht und man ganz bestimmte Versionen in der Sammlung haben will. Und wie heißt der alte Satz: "Die Qualität bleibt bestehen, wenn der Preis längst vergessen ist."

Unsere Fotomuster kommen von Supercars in München und Raceland in Dietenhofen, herzlichen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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