Sonntag, 22. September 2019

Letztes Aufbäumen - Brun C91 Judd Magny Cours 1991 von Spark für Raceland, 1:43

Für 1991 wurde das Reglement der Sportwagenweltmeisterschaft entscheidend verändert. Die bisher dominierenden Turbomotoren wurden durch lächerlich hohe Gewichtshandikaps eingebremst, dafür sollten die Neukonstruktionen mit hochdrehenden 3,5-Liter-Saugmotoren bevorzugt werden. Allerdings gab es viel zu wenige der neuen Fahrzeuge und die Lust der Teams, mit "alten" Autos, hinterherzufahren, war nicht allzu groß, was zu sehr übersichtlichen Starterfeldern führte. Von den Werken waren noch Peugeot, Jaguar und Mercedes dabei, so traten zu den ersten Saisonrennen gerade mal 15 bis 17 Autos an. Der Schweizer Walter Brun, der gerade sein unglückliches Formel 1-Engagement beendet hatte, stürzte sich ins Abenteuer einer Eigenkonstruktion. Der Designer Steve Ridgers konstruierte ein in England bei Advanced Composites produziertes Kohlefaserchassis, das ursprünglich mit einem in Österreich entwickelten Neotech-Zwölfzylinder angetrieben werden sollte. Daraus wurde allerdings nichts, deshalb griff man auf den auch im Eurobrun-Formel 1 eingesetzten Judd V8 zurück, der für die längeren Distanzen leistungsmäßig eingebremst werden musste. Leider verzögerte sich das Projekt immer weiter, so dass Brun bei den ersten Saisonrennen gar nicht oder mit dem nicht mehr konkurrenzfähigen Porsche 962 antreten musste. Erst im August erschien der Brun C91 zum Training für den lauf am Nürburgring. Allerdings funktionierte das Getriebe nicht, so konnten Larrauri/Foitek nicht an den Start gehen, das gleiche Schicksal ereilte ja den anderen Newcomer, den Konrad Lamborghini, dessen Modell wir kürzlich präsentierten. In Magny Cours trat der Brun erstmals zum Rennen an, Oscar Larrauri musste das Auto aber bereits nach fünf Runden mit Motorschaden parken. Man unternahm dann noch die kostspieligen Reisen nach Mexiko und Japan, leider sah der Brun auch dort nicht die Zielflagge. Für die letzte Saison der Sportwagen-WM zog Brun die Meldung zurück, das Team ging in Konkurs. Der Schweizer Besitzer zog sich aber nicht aus der Verantwortung, sondern arbeitete zehn Jahre lang seine Schulden ab. Heute betreibt der inzwischen 76-jährige Walter Brun das Restaurant Allmendhuisli im schweizerischen Stans und tritt regelmäßig mit seiner Band, den Swinging Boys auf, wo er Klavier und Saxophon spielt.

Ich finde es sehr erfreulich, dass Raceland immer wieder interessante Vorbilder aussucht und Spark davon überzeugen kann, diese in 1:43 zu verwirklichen. Der Brun C91 ist dazu auch noch ein sehr attraktiver Rennwagen, auch wenn der Erfolg ausblieb. Die geduckte Silhouette mit dem schmalen Cockpit, den eingezogenen Flanken und dem riesigen Doppelheckflügel mit seiner filigranen Aufhängung ist hervorragend reproduziert, der Splitter an der Front und die Karbonteile an den Schwellern fehlen nicht. Die Dekoration ist präzise wiedergegeben, auch die nicht ganz geraden Abschlusslinien der weißen und farbigen Streifen. Cockpit, Seitenscheiben und Räder zeigen keinerlei Schwächen. Die Beurteilung des Farbtons der Karosserie ist anhand der historischen Aufnahmen sehr schwierig, aber ich denke, dass er so stimmt.

Für mich ist der Brun C91 eine wichtige Bereicherung der Gruppe C-Kollektion und ich meine, dass bei der doch recht zahlreichen Fangruppe für das Schweizer Team die 300 Exemplare relativ flott ausverkauft sein werden. Die beiden Eurobrun Formel 1 von Raceland waren jedenfalls ganz schnell weg vom Markt. Bedenkt man noch den alten Preis von 69,95 €, ist dieser Brun fast schon ein Schnäppchen.

Unser Fotomuster kommt von Raceland, vielen Dank für die Unterstützung. Wer mehr über Brun Racing aus Sicht des Modellautosammlers und Modellbauers wissen will, findet einen tollen Artikel auf minerva-endurance.de

Fotos und Text: Rudi Seidel

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