Dienstag, 6. August 2019

Der Schwarzfahrer - ATS Penske PC4 Formel 1 GP Deutschland 1977 Hans Heyer von Spark für Raceland, 1:43

Bei deutschen Formel 1-Piloten der 70er Jahre fallen einem sicherlich zu allererst Rolf Stommelen, Hans-Joachim Stuck und Jochen Mass ein, später kam noch Manfred Winkelhock dazu. Aber dass der Tourenwagenspezialist Hans Heyer ein einziges Mal bei einem Grand Prix mitfuhr, ist schon eine ganz besondere Geschichte. Das Modell dazu ist soeben in Racelands Gold Edition erschienen, Grund genug, davon zu erzählen.

Der Bad Dürkheimer Günter Schmid war in den 60er Jahren als Hobbyrennfahrer in der Formel V unterwegs, sein Job beim Felgenhersteller ATS sorgte für Reichtum und die Möglichkeit, größer in den Rennsport einzusteigen. Nach einer nicht besonders guten Formel 2-Saison 1976 bekam er die Möglichkeit, das Team des Amerikaners Roger Penske zu übernehmen, der sich aus der Formel 1 zurückzog. Ursprünglich sollte Strietzel Stuck als Fahrer verpflichtet werden, der bekam aber statt des bei einem Flugzeugabsturz umgekommenen Carlos Pace das zweite Brabham-Cockpit. So zauberte man den sehr unsteten Franzosen Jean-Pierre Jarier aus dem Hut, der tatsächlich beim Debutrennen des Teams in Long Beach mit Platz 6 den ersten WM-Punkt holte, das sollte allerdings auch der letzte bleiben. Das in der Formel 1 unerfahrene Team, der fehlende Konstrukteur und der schwierige Charakter des Teamchefs ergaben eine schlechte Kombination, auch das Verhältnis zum Fahrer Jarier war gelinde gesagt ausbaufähig. Nachdem Jarier bis zum GP Deutschland als Einzelkämpfer unterwegs war, meldete ATS für das Heimrennen mit Hans Heyer einen deutschen Fahrer, der auch etwas Bargeld von seinem Sponsor Mampe mitbrachte. Der Mann mit dem Tirolerhut bestritt dort den einzigen Formel 1-Grand Prix seiner Karriere, aber war er wirklich dabei? Fakt ist, dass er gemeldet war, auch dass er am Qualifikationstraining teilnahm und als drittes Reservefahrzeug benannt wurde, nachdem er die erforderlichen Zeiten nicht erreicht hat. Im Gegensatz zu den beiden vor ihm liegenden Nichtteilnehmern zog Heyer seine Rennklamotten an, machte sich startbereit, und irgendwie gelang es ihm, aus der Boxengasse dem Feld hinterherzufahren, wobei angeblich der eine oder andere gute Bekannte unter den Funktionären und Streckenposten nicht gerade hinderlich waren. Leider ging der wilde Ritt nur neun Runden gut, der eher an rustikale Technik gewohnte Hans schaffte es, das Schaltgestänge des Formel 1-Penske-ATS zu ruinieren. Erst durch den Ausfall bemerkten die Rennkommissare, dass einer zuviel unterwegs war, und Heyer wurde als unrechtmäßig gestartet aus der Wertung genommen. Man kann jetzt darüber streiten, ob der Wegberger zu den deutschen Formel 1-Fahrern zu zählen ist. Dass es das Modell zu dieser heißen Geschichte gibt, ist aber toll. Für Heyer blieb es, wie gesagt, der einzige Einsatz in der Königsklasse. ATS hielt noch bis 1984 durch, ab 1983 sogar mit BMW-Turbo-Power, die magere Ausbeute waren 9 WM-Punkte in acht Jahren. Günter Schmid versuchte sich 1988/89 erneut mit Rial Racing in der Formel 1, bevor er sich komplett zurückzog.

Seit einigen Jahren ist Spark auch bei historischen GP-Rennern der Marktführer, erstaunlich, welche Exoten bereits miniaturisiert wurden. Man hat große Routine in der Nachbildung der feinen Details eines Monoposto gewonnen, vor allem die Radaufhängungen sind recht filigran und plastisch, da sie größtenteils nicht aus Ätzteilen bestehen. Persönlich nehme ich etwas zu dicke Streben eher in Kauf als die nur zweidimensionalen Fotoätzteile. Das Cockpit mit der schön dekorierten Fahrerfigur, die originalgetreuen Räder und der unter der Abdeckung ziemlich verborgene Cosworth-V8 ergeben ein feines Modell. Die Flippers vorne und der Heckflügel besitzen geätzte Endplatten, schön auch die feinen Gitter in den Seitenkästen. Die Dekoration ist gewohnt gut, bei unserem Fotomuster ist allerdings der Mampe-Schriftzug auf dem rechten Frontflügel leicht fehlerhaft, das dürfte aber ein Einzelfall sein. Dieser ATS Penske wäre eine nette Ergänzung für das Thema Hans Heyer, eines der erfolgreichsten Tourenwagenpiloten aller Zeiten.

Unser Fotomuster kommt von Raceland, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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