Samstag, 8. Juni 2019

Süße Maus - Fiat 500 "Topolino" 1936 von Laudoracing, 1:18

Obwohl 1:18 nicht mein Maßstab ist, gibt es doch einzelne Ausnahmen, wenn das Vorbild für mich besondere Bedeutung besitzt und das Modell mir gefällt. Der Fiat 500 von Laudoracing ist so ein Fall.

Im Jahre 1933 stellte der Fiat-Chef Senator Agnelli dem Ingenieur Antonio Fessia die Aufgabe, einen Kleinwagen zu konstruieren, der nicht mehr als 5.000 Lire kosten sollte. Dieser gab diese Forderung an den jungen, begabten Ingenieur Dante Giacosa weiter, der sich sofort an die Entwicklung machte. Unter dem Projektnamen Zero A entstand ein kleines Fahrzeug mit eher konventionellem Aufbau. Ein längsliegender Vierzylinder, der allerdings vor der Vorderachse platziert wurde, um Innenraum zu gewinnen, trieb die Hinterräder an, die leichte Rahmenkonstruktion erbrachte zusammen mit der Stahlblechkarosserie die notwendige Stabilität, Querblattfeder/hydraulische Stoßdämpfer vorne und Viertelelliptikfedern hinten sorgten für Federung und Dämpfung gleichzeitig, die Bremsen waren hydraulisch, nicht mit Seilzügen wie noch beim frühen VW Käfer. Von Anfang an verbaute man eine 12-Volt-Elektrik. Um Gewicht einzusparen, wurde das Triebwerk so einfach wie möglich konstruiert: zwei Kurbelwellenlager, stehende Ventile, weder Wasser- noch Benzinpumpe waren notwendig. Auch die Reifendimension war ungewöhnlich, mit 4,25-15 verbaute man für damals kleine, aber auch schmale Räder. Bereits erste Testfahrten verliefen erfolgreich, so dass nach einiger Feinarbeit am 15. Juni 1936 der Fiat 500 seine Premiere feiern konnte. Der Preis war allerdings von den ursprünglich geplanten 5.000 auf 8.900 Lire gestiegen, aber der Kleinwagen von 535 kg Gewicht mit 569 ccm Hubraum und 13,5 PS war in der Lage, zwei Personen und 50 kg Gepäck bei einem Verbrauch von rund 6 Litern/100 km mit bis zu 85 km/h zu befördern.Hatte der erste Prototyp noch moderne, in die Kotflügel integrierte Scheinwerfer, griff man beim Produktionsmodell doch wieder auf kostengünstigere und leichter einzustellende aufgesetzte Exemplare zurück.

Bald kam der kleine Fiat zu seinem berühmten Spitznamen, Topolino, italienisch für Mäuschen, passte hervorragend zu dem putzigen, aber dennoch elegant geformten Auto. Da Disneys Mickey Mouse in Italien den gleichen Namen trug, lag diese Namensgebung auch im englischsprachigen Raum nahe und auch im deutschsprachigen wird der Fiat 500 gerne als Mäuschen bezeichnet.

Der Topolino wurde nahezu unverändert bis 1947, natürlich unterbrochen von den Kriegsjahren, gebaut, erst dann kam mit dem 500 B eine Weiterentwicklung, die einen Motor mit hängenden Ventilen, eine verbesserte Federung und einen zweiten Scheibenwischer bekam. Die Kombiversion Giardiniera wurde ebenfalls 1948 präsentiert. Ein Jahr später wurde der B schon durch den C abgelöst, der neben technischen Weiterentwicklungen eine modernere Form erhielt. 1955 wurde die Produktion beendet, der Fiat 600, nun mit Heckmotor und vier Sitzen, übernahm den Platz im Fiat-Programm. Der zwei Jahre später vorgestellte Nuova 500 war mit seinem Zweizylindertriebwerk deutlich darunter angesiedelt.

Lizenzproduktionen gab es unter anderem bei Simca in Frankreich, NSU-Fiat in Deutschland, aber auch in Polen und den Niederlanden. Fiat selbst produzierte insgesamt 519.847 Fiat 500 aller Baureihen und Versionen, davon bis 1947 113.083 des Ursprungsmodells.

Laudoracing bietet sowohl den 500 als auch den 500 B in jeweils zwei Varianten an, einmal mit Blechdach, aber auch als Cabriolimousine, beim Modell liegen Austauschteile für offenes und geschlossendes Verdeck bei, die gut passen, allerdings müssten bei offenem Verdeck Teile des Gestänges sichtbar sein, das hat man sich erspart. Unser Fotomuster ist die Ursprungsausführung in Amarant/Schwarz mit Klappverdeck, den B gibt es in grün und beige, vorbildgerecht einfarbig, lediglich die Räder heben sich dann ab. Details findet man auf der Website des Herstellers, wo man auch die Verfügbarkeit ab Werk nachschauen kann.

Das Resinmodell begeistert auf Anhieb durch seine Formwiedergabe und die Fertigungs- und Lackqualität, wenn man erst einmal die üble Styroporverpackung geöffnet hat. Vor allem die kleinen Details wie das Fiat-Logo, die Winker an der A-Säule, Türgriffe, Haubenverschlüsse, Scheinwerfer und Rücklicht sind genau reproduziert.Die feine Umrandung des Kühlergrills, die Nummernschilder sowie die Radkappen mit Fiat-Schriftzug komplettieren den positiven Eindruck. Der Innenraum ist einfach, aber sehr wirkungsvoll dargestellt, als kleines Detail seien die Innentüröffner erwähnt. Die Fenstereinsätze sind glasklar, allerdings sind die Schiebefenster in den Türen nicht reproduziert, sondern nur durch eine aufgedruckte Trennlinie angedeutet. Der Unterboden ist eher simpel, das Fahrgestell ist nur als Relief grob dargestellt. Immerhin ist die Auspuffanlage als Extrateil wiedergegeben, vorbildgerecht endet sie vor der Hinterachse. Räder und Bereifung entsprechen dem Original, schön, dass man dem häufigen Trend moderner Modellautos zu Breitreifen nicht gefolgt ist. Auf einen kleine Fehler weist uns unser italinischer Leser Paolo Satta Puglia hin: Das Verbindungsblech zwischen den Vorderkotflügeln unterhalb des Kühlergrills müsste schwarz lackiert sein, nicht in der Karosseriefarbe, danke für den Hinweis.

Letztendlich viel Licht und wenig Schatten, rund 110,- Euro fordert der Fachhandel für diese gelungene Miniatur. Ich würde mir dazu eine passende Kunststoffvitrine wünschen, aber das gibt wohl die Kalkulation nicht her. Wer sich jetzt auch einen Topolino für die Sammlung wünscht, sollte nicht zu lange zögern, 250 Stück pro Version ist nicht gerade viel. Über weitere Versionen des Fiat 500, vor allem den C Giardiniera, würde ich mich natürlich riesig freuen, vielleicht tut uns Laudoracing den Gefallen.

Unser Besprechungsmuster kommt von Supercars in München, danke für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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