Montag, 18. März 2019

Licht und Schatten - Ferrari 456 GT von GT-Spirit, 1:18

Seit dem Produktionsende des 412 im Jahr 1989 hatte es keinen "großen Ferrari" gegeben, diese Lücke sollte der auf dem Pariser Salon 1992 erstmals vorgestellte 456 GT schließen. Nach dem streng geometrischen, klaren und linearen Design des 412 und seiner Vorgänger, setzte Pininfarina für den neuen 2+2-Sitzer auf elegantere, fließende Linien. Man griff bewußt Formen und Proportionen aus der Ferrari-Historie auf, besonders der legendäre "Daytona" ist in einigen Details klar als Vorlage zu erkennen. Ergebnis war ein überaus elegantes und dezentes Coupé in bester Tradition der großen GT-Berlinettas. Zu seiner Markteinführung 1993 war der 456 GT der einzige Frontmotor-Ferrari und stieß auf allgemeine Begeisterung. Das Design wurde positiv aufgenommen und die Fahrleistungen waren beeindruckend, der 5,5 Liter große Zwölfzylinder konnte den 456 auf 302 km/h beschleunigen, was ihn seinerzeit zum schnellsten Viersitzer-GT aller Zeiten machte. Der 456 GT bekam 1996 mit dem 456 GTA eine Variante mit Automatikgetriebe, 1998 kam dann der überarbeitete 456M, eine leichtes Facelift mit verschiedenen Gewichtseinsparungsmaßnahmen. Der Motor hatte etwas mehr Leistung bekommen und die Aerodynamik war noch ausgefeilter als beim Ursprungsmodell. Bis 2004 wurde der 456M produziert, knapp 3.300 Exemplare der verschiedenen Varianten wurden produziert.

Bereits kurz nach der Vorstellung des Originales gab es schon das erste Modell im Maßstab 1:18 zu kaufen, das kam damals natürlich von Bburago. In seinen verschiedenen Farbvarianten wurde das Diecast-Modell in zigtausenden Exemplaren verkauft - und das völlig zu Recht, der 456 GT war eine der besten Miniaturen des italienischen Herstellers. Inzwischen ist es dann allerdings doch ein wenig in die Jahre gekommen und so war die Ankündigung eines neuen 456 GT in 1:18 aus dem Hause GT Spirit durchaus willkommen. Natürlich handelt es sich bei dem französischen Newcomer um ein Resinemodell, im Gegensatz zum Bburago-Klassiker fällt hier also der Blick auf das Modell des Zwölfzylinders weg, alle Türen und Hauben bleiben geschlossen. Das GT-Spirit-Modell zeigt sich in der Lackierung jenes Autos, das Ferrari für die Pressebilder verwendete: dunkel-metallicblauer Lack und braunes Interieur - zeitlose italienische Eleganz halt. Doch leider erscheint mir die Form nicht richtig getroffen. Das Dach empfinde ich als zu gerade, der Knick im Übergang zum Kofferraum ist zu stark, die Frontscheibe zu flach - aber das sind alles nur persönliche Eindrücke. Der Lackauftrag ist auf jeden Fall herausragend und hochglänzend.

Das Interieur ist auf den ersten Blick sehr schön, auf den zweiten Blick irritieren allerdings die simpel per Decals dargestellten Luftauslässe am Armaturenbrett und die ebenso einfach nachgebildeten Elemente der Mittelkonsole. Immerhin ist der verchromte Schalthebel einzeln eingesetzt und die Schaltkulisse ist ein Ätzteil. Sicherheitsgurte gibt's auch, aber die gab es auch schon bei Bburago. Insgesamt passt aber alles, wenn auch die Trennkante zwischen dem schwarzen und dem braunen Teil des Armaturenbrettes etwas unsauber ist. Außen gibt es Frontleuchten mit viel Tiefe und einem schwarzen Rahmen, der aber bei meinem Muster nicht richtig exakt sitzt und oben etwas Chrom durchschimmern lässt. Der Frontgrill ist ein Ätzteil, dessen Rahmen seitlich umlaufend bedruckt wird, um ihn zu kaschieren - das Vorbild hatte nämlich keinen. Das Ätzteil ist natürlich schön filigran, aber ihm fehlt die Tiefenwirkung des echten typischen Ferrari-Kühlergrilles, die trifft z.B. der 365 GTC4 von KK-Scale wesentlich besser. Hinzu kommt, dass der dünne Ätzgrill beim Einbau in die leicht gebogene Front leicht verbogen werden kann und viel Präzision beim Einbau braucht - und Präzision ist bei der Verarbeitung meines Modelles leider nicht das große Thema gewesen, aber dazu komme ich noch. Die Rückleuchten und die typischen Chromendrohre machen einen guten Eindruck, auch die Felgen sind sehr schön. Das Scuderia-Wappen an der Seite trug der 456 ab Werk allerdings nicht, als schneller, aber komfortbetonter GT passt es zu dem Vorbild auch nicht so recht.

Etwas Schatten wirft auch die Verarbeitung auf das Modell, rund um die Leuchten gab es einige Kleberrückstände (die nicht so toll passenden Rahmen wurden schon erwähnt), der linke Spiegeleinsatz saß nicht richtig, in den Karosseriespalten fand sich ein weißer Rückstand, vermutlich von irgendeiner Polierpaste. Das Modell saß sehr stramm in seiner Verpackung, was bei der Entnahme eine gewisse Beschädigungsgefahr mit sich bringt - und durch die Schraubbefestigung gab es reichlich Resinestaub, der auf dem Modell für viel Freude beim Fotografieren sorgte. Das ist natürlich alles nicht katastrophal, aber mit 120 EUR sind die GT-Spirit-Modelle inzwischen auch nicht mehr so günstig, dass schludrige Verarbeitung akzeptabel ist. Insgesamt hinterlässt der 456 GT bei mir somit einen etwas lieblosen Eindruck.

Text und Fotos: Georg Hämel

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