Montag, 18. Februar 2019

Schicker Belgier - MGB Berlinette Jacques Coune von Autocult, 1:43

Der 1924 geborene Jacques Coune gehörte zu den wichtigsten Autoleuten im Belgien der 50er und 60er Jahre, wie seine vielen Aktivitäten beweisen. Mitte der 50er gründete er einen Fachbetrieb für hauptsächlich exklusive Automobile wie Jaguar, Aston Martin und später Werksvertretungen für Abarth und ISO. Da sein Ausstellungsraum im gleichen Gebäude lag wie die berühmte Garage Francorchamps, waren Ferrari und Rennsport nicht weit weg. Anfang der 60er gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Ecurie Nationale Belge, die vor allem Abarth- und Ferrari-Rennautos zum Einsatz brachte. Für dieses Team schuf er sogar einen allerdings erfolglosen Formel 1-Boliden, der mit einem Emeryson-Chassis und einem Maserati-Triebwerk 1963 von Lucien Bianchi gefahren wurde.

Da Coune einige Karosseriespezialisten aus Italien in seiner Werkstatt beschäftigte, lag die Idee nahe, Sonderaufbauten zu fertigen. Von Volvo 122-Cabrios und -Roadstern über sehr eleganten Kombiwagen auf Basis der BMW 700 und 1800 sowie des Mercedes 300 SE bis hin zu Hardtops für Fiat 1500, MGB oder DKW 1000 Sp reichte die Bandbreite. Counes bekannteste Schöpfung bleibt sicherlich die 1964 beim BrüsselerAutosalon präsentierte und immerhin in 56 Exemplaren produzierte MGB Berlinette, ein recht schickes Fließheckcoupé auf Basis des Serienroadsters. Die Gesamtlinie wurde durch verkleidete Frontscheinwerfer, einen zierlichen Dachaufbau und ein Kammheck gegenüber der Basis stark verändert. Front- und Heckscheibe und die Rücklichter kamen aus der französischen Serie von Simca und Renault, dieser Vorgehensweise bedienten sich damals eigentlich alle Schöpfer von Einzelstücken oder Kleinserien. Im Heck blieb nur eine kleine Kofferklappe oberhalb der Abrisskante übrig. Leider konnten sich die Verantwortlichen bei der British Motor Corporation nicht zu einer Zusammenarbeit mit Coune durchringen, ob es am eigenen Projekt MGB GT, einem Coupé mit Heckklappe lag? Coune präsentierte 1966 sogar noch einen Targa namens Gemini Spider auf MGB-Basis, dies blieb ein Einzelstück. Der Verlust der fähigen italienischen Blechkünstler, die inzwischen in ihrer Heimat bessere wirtschaftliche Verhältnisse vorfanden, führte 1970 zur Schließung der Karosseriebausparte.

Schon als kleinem Jungen fiel mir 1964 in Werner Oswalds Katalog "Auto-Modelle" ein Foto der Coune-Berlinette angenehm auf, schön, dass Autocult eine Miniatur dieses Fahrzeugs produziert. Wie gewohnt, steht eine sehr präzise gefertigte, mit extrem feinen Details ausgestattete Replik des kleinen MGB vor uns, selbst die kleinen "Jacques Coune"-Logos an der C-Säule sind mit der Lupe lesbar! Die rote Innenausstattung gibt einen hübschen Kontrast zur perfekten metallicblauen Lackierung. Leider bleiben zwei Kritikpunkte: Die schönen Speichenräder sind leider mit zu breiten Reifen bestückt, damals waren 165/14 aufgezogen. Was mich persönlich allerdings viel mehr stört, sind die Proportionen, die mir nicht ganz gelungen scheinen. Im Vergleich zu Originalfotos ist das Heck zu kurz, das Fließheck und die Windschutzscheibe zu steil und der Dachaufbau insgesamt zu hoch. Das nimmt dem Modell die Eleganz des Originals, was schade ist.

Wer bereit ist, mit genannten Mängeln zurechtzukommen oder vielleicht meine persönliche Meinung nicht teilt, bekommt ein fein produziertes Modell eines der nicht so zahlreichen Beispiele belgischer Sonderkarosserien bzw. Kleinserien.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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