Sonntag, 10. Februar 2019

Der Grashüpfer - Alpine A 110 GT4 Le Mans 1965 von Spark, 1:43

Die von Jean Rédélé 1955 in Dieppe gegründete Marke Alpine konstruierte kleine Sportwagen mit Renault-Komponenten. Ab 1963 beteiligte sich die Firma auch an den prestigeträchtigen 24 Stunden von Le Mans, natürlich hatte man es nur auf Klassen- und Indexsiege abgesehen, mehr wäre mit dem vorhandenen Material nicht möglich gewesen. Die kleinen Rennberlinettes zeichneten sich weniger durch Leistung, als durch Spritökonomie und gute Aerodynamik aus. Nachdem 1963 keine der drei M63 (M für Le Mans, 63 für das Jahr) das Ziel sah, errang im Folgejahr eine der M64 Berlinettes den Klassensieg bis 1150 ccm und den sogenannten Indice au Rendement Energétique. 1965 trat man mit einer Streitmacht von sechs Autos an und erlebte ein komplettes Desaster, keine Alpine kam ins Ziel. Am längsten war noch das Vorbild unseres Modells im Rennen, in der 21. Stunde kam das Aus in Form eines Kupplungsschadens.

Diese Alpine war im Gegensatz zu den anderen Berlinettes kein richtiges Rennauto mit Gitterrohrrahmen, sondern auf der Bodengruppe des Viersitzer-Coupés GT4 basierend, dem eine M64-Karosserie angepasst wurde. Auf diese Weise konnte der A 110 GT4 getaufte Zwitter als GT starten. Der 1108-ccm-Vierzylinder mit ungefähr 95 PS sorgte dafür, dass der GT4 die langsamste Alpine in Le Mans war, dazu kam, dass man serienmäßige 14- oder 15-Zoll-Stahlfelgen mit ebensolchen, sehr schmalen Michelin-Reifen verwendete. Die daraus resultierenden Fahr- und Bremseigenschaften führten dazu, dass das Auto von den Fahrern den Spitznamen „Sauterelle“, das ist französich für Grashüpfer, bekam. Wie gesagt, war die Alpine unter den Fahrern Jacques Cheinisse und Jean-Pierre Hanrioud eines der langsamsten Autos im Rennen und jagte auf diese Weise das ganze Feld vor sich her, bis sich drei Stunden vor der Zieldurchfahrt die Kupplung endgültig verabschiedete, nachdem sie schon länger Ärger gemacht hatte.

Der Grashüpfer war dann noch bei den 12 Stunden von Reims dabei, hier gelang immerhin ein 13. Platz, beim Coupe du Salon in Monthléry erreichte Jean-Pierre Hanrioud sogar Platz 9 und den GT-Sieg, dann verschwand die Alpine erst einmal in der Versenkung. Für die Saison 1967 wurde das Auto kräftig modifiziert, das Fahrwerk wurde für die Verwendung von 13-Zoll-Leichtmetallrädern umgebaut und der 1100er durch ein 1,3-Liter-Triebwerk ersetzt. Nach zwei Rallye-Einsätzen in Frankreich ging es zum Vortraining in die Sarthe, wo das Team erkannte, dass das Auto einfach zu langsam war. Letztes Abenteuer für den Grashüpfer war die Targa Florio, zu den breiteren Rennreifen kamen noch zwei kleine Spoiler an der Front. Diese Modifikationen retteten Jean Vinatier und Mauro Bianchi nicht vor einem Abflug in der vierten Runde, damit war die Karriere des Autos beendet. Erstaunlicherweise teilte der Grashüpfer nicht das Schicksal vieler alter Rennautos, er wurde nicht verschrottet, sondern tauchte vor einiger Zeit wieder auf und nahm letztes Jahr bereits an einigen Veranstaltungen teil, zurückversetzt in den Stand der Targa 1967.

Auf den ersten Blick sehen wir wieder ein schönes Modell von Spark vor uns, vor allem die nicht zu glänzende Lackierung in leuchtendem Metallicblau und die vorbildgerecht schmal bereiften Stahlräder fallen positiv auf. Liebevoll reproduzierte Details wie die verkleideten Scheinwerfer, die etwas geöffneten Schiebefenster, die Signalleuchten auf dem Dach, der Griff für die Motorabdeckung unter der Heckscheibe oder der Überrollbügel und der Schultergurt am Fahrersitz als erste Sicherheitsmerkmale machen Freude. Die Gesamtform mit dem langen Heck wirkt sehr gut getroffen, allerdings trüben ein paar Ungenauigkeiten den Gesamteindruck: Die kleinen (Standlicht?)-Lämpchen an der Front sind zu weit außen platziert, der Renault-Rhombus sollte nicht nur links, sondern auf beiden Seiten vor der Türe platziert sein und am Unterboden wurden zwar die Wagenheberaufnahmen nachgebildet, aber das Auspuffendrohr links unter dem Langheck vergessen, auch wenn es nur ein dünnes Röhrchen war. Oder sollte er Auspuff in die Karosserie verlegt worden sein und in der Mitte des Nummernschildes münden wie beider Miniaturl? wir haben keinen Beweis dafür gefunden.

Wieder einmal ein feines Modell, das aber letzte Perfektion vermissen lässt. Vielleicht sollte man bei Spark über die Abnahme der Prototypen vor der Produktion nachdenken, ein kritischer Blick zur rechten Zeit würde solche Probleme minimieren.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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