Freitag, 25. Januar 2019

Bewegte Leben - Porsche Carrera RSR IMSA John Paul 1977 von Spark, 1:43

Unsere Überschrift ist zu recht in der Mehrzahl gehalten, sowohl der Carrera RSR als auch sein zeitweiser Besitzer John Paul haben einiges erlebt. Der himmelblaue Porsche, den Spark in seiner USA-Serien präsentiert, gibt uns den Anlass, kurz auf diese Geschichten einzugehen.

Der Carrera RSR mit der Fahrgestellnummer 911460 9113 begann seine Rennkarriere im Oktober 1974 bei den 1.000 km von Mexiko, in diesem Land blieb er auch bis Ende 1976, meist pilotiert von Roberto Qintamilla. Ab 1977 meldete John Paul Senior das Auto, erster Einsatz waren die 24h von Daytona, erstmals trug der Carrera das für dieses Team typische hellblau. Weiterhin startete Paul in den Rennen zur IMSA-Meisterschaft, wo er am 5. Juni bei den Mid-Ohio 100 Platz 6 belegen konnte. Im November des gleichen Jahres tauchte der RSR unter der Bewerbung des Puertoricaners Bonky Fernandez in den Meldelisten auf und konnte 1978 sogar den 4. Platz bei den 24h von Daytona erringen. Ab 1981 war 911460 wieder in amerikanischer Hand, Martin Speer gelang 1983 (!) in Daytona mit Platz 10 noch eine sehr gute Platzierung. Das letzte größere Rennen bestritt der Porsche 1986 in Sebring, dort fiel das mittlerweile 12 Jahre alte Auto allerdings aus. Wer es genauer wissen will, dem sei racingsportscars.com empfohlen, über die Angabe der Fahrgestellnummer kann man alle Renneinsätze nachlesen.

Wenn wir zum Besitzer und Fahrer ab 1977 kommen, wird die Geschichte komplizierter. Der 1939 in den Niederlanden als Hans-Johann Paul geborene John Paul wanderte in den 50ern zusammen mit seiner Familie in die USA aus, wo er nach Schule und Studium in Harvard im Fach Wirtschaftswissenschaften promovierte und an der Wall Street als Fondsmanager ein beträchtliches Vermögen erwarb. Nach der Trennung von seiner ersten Frau, der Mutter von John Paul Junior, lebte er auf einem Segelschiff. 1979 begann seine kriminelle Karriere mit dem Import von Rauschgift in die USA. Obwohl er bald erwischt wurde, organisierte er mit seinem Sohn und anderen Partnern einen großen Drogenring. Nachdem er 1983 einen Partner, der mit dem Staat als Informant kooperierte, fast erschoss, floh er in die Schweiz, wo er wegen eines falschen Passes 6 Monate Haft verbüsste und an die USA ausgeliefert wurde. Nach einem Prozess wanderte er auch dort ins Gefängnis, das er erst im Juli 1999 verlassen durfte. Dazu kam, dass sowohl seine zweite Ehefrau, seine Lebensgefährtin als auch John Paul selbst unter mysteriösen Umständen verschwanden. Und Rennsport gab es von 1960 bis 1983 auch noch im Leben John Pauls. Herausragende Ergebnisse waren die Gesamtsiege in Sebring und Daytona 1982 auf einem eigenen Porsche 935. Insgesamt kann man durchaus von einem filmreifen Leben sprechen.

Unser Modell stellt wie gesagt den Sechstplatzierten des IMSA-Laufes von Mid Ohio dar. Leider existieren von diesen Rennen kaum vernünftige Fotos, man kann nur hoffen, dass bei Spark sorgfältig recherchiert wurde. Von den bekannten Carrera RSR unterscheidet sich das JPL-Auto vor allem durch die etwas brachialen Aerodynamikteile, die eher nach Bauchgefühl als nach Windkanalergebnissen gestaltet scheinen. Der Frontspoiler wäre durchaus für winterliche Straßenverhältnisse geeignet, die Befestigung des Heckflügels sieht eher nach Baumarkt aus. Das hat Spark genauso gut reproduziert wie die anderen Karosseriedetails, von den in Wagenfarbe folierten Scheinwerfer, Notschalter, Gitter an der Fahrerseite bis zu den speziellen Rädern. Die sparsame Beklebung ist sauber aufgebracht, die typische hellblaue Lackierung perfekt. Auf jeden Fall ist dieser „späte“ Carrera RSR eine durchaus attraktive Ergänzung der Porsche-Sammlung, vor allem, wenn man gerne einen Blick auf die andere Seite des Atlantiks wirft.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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