Sonntag, 18. November 2018

Kellys Traum - Chevrolet Corvette Vignale 1961 von Avenue 43, 1:43

Es gibt in der Welt der Autos Geschichten, von dennen man denken könnte, sie sind zu schön, um wahr zu sein. Von diesem Corvette-Einzelstück kann man auch ein Märchen erzählen, das allerdings der Realität entspricht.

Der junge amerikanische Designer Gordon Kelly arbeitete Ende der 50er Jahre im Studio von Brook Stevens, hatte aber den Wunsch, sein eigenes Auto zu entwickeln. Ideen und Zeichnungen führten zu einem Modell im Maßstab 1:8, mit dem er sich auf den Weg zu General Motors machte. Dort wurde sein Entwurf bewundert und ihm ein Chassis einer 60er Corvette versprochen. Um aus dem Modell ein richtiges Auto zu schaffen, begab sich Kelly nach Turin, in der Hoffnung, einen der großen Carrozzieri für sein Projekt zu begeistern, Schließlich wurde er mit Vignale handelseinig und ließ die Corvette in deren Ateliers liefern. Die Mitarbeiter machten sich bald ans Werk und trennten Chassis und Aufbau, anschließend zerschnitten sie die Plastikkarosserie, mit der man ja nichts anfangen könnte. Kelly war entsetzt, wollte er doch den Aufbau verkaufen, um die hohen Kosten etwas zu decken. Die weitere Zusammenarbeit klappte aber gut, Kelly, der sowohl Designer, als auch begabter Techniker war, überwachte regelmäßig den Fortschritt und fand sowohl bei Vignale, als auch bei Sibona & Basano, wo viele der Arbeiten ausgelagert wurden, fähige und motivierte Mitarbeiter, in Italien nicht immer selbstverständlich. So blieb die Arbeit in der Familie, Walter Basano war ein Neffe Alfredo Vignales. Inzwischen hatte Gordon Kelly beim Spezialisten Kelsey-Hayes seine Vorstellung von Rädern für die Corvette realisieren lassen und auf dem Pariser Salon wurde die Kelly-Vignale Corvette auf einem eigenen, kleinen, übrigens vom Designer selbst gestalteten Stand präsentiert. Das Einzelstück erregte einiges Aufsehen, die moderne, glatte Form mit Reminiszenzen an die von Michelotti/Vignale geschaffenen Ferrari-Berlinettas der frühen 50er Jahre war ihrer Zeit voraus, die lange Motorhaube schuf einen Kontrast zur extrem kurzen, runden Heckpartie. Am auffallendsten ist sicherlich die Front mit dem breiten "Egg-Crate"-Grill und den verkleideten Scheinwerfern.

Da kein kommerzieller Erfolg angestrebt wurde, blieb es bei dem Einzelstück, das trotz einiger späterer Verkaufsversuche (einmal für nur 8.900,- $) bis 2011 im Familienbesitz war. Gordon Kelly starb übrigens 1995, über seine weitere Arbeit ist leider nichts bekannt. Der zweite und aktuelle Besitzer John Breslow bekam beim Kauf alle Unterlagen zum Bau des Fahrzeugs, die von der Familie aufbewahrt wurden, was ihn auf die Idee brachte, ein Buch über die Geschichte verfassen zu lassen. Der Autor Larry Edsall wurde mit der Aufgabe betraut und sichtete das hochinteressante Material. Leider kam das Werk nie in den Buchhandel, aber John Breslow ließ wohl 1.000 Exemplare drucken, die man auf Events, wo er die Corvette präsentiert, durch eine Spende für einen guten Zweck erwerben kann. Sehr erfreulich ist auch, dass der Besitzer dieses Einzelstück seinem eigentlichen Verwendungszweck zukommen lässt, nämlich es auf der Straße zu bewegen.

Das Modell zu diesem interessanten Vorbild wurde von Autocult für die Linie Avenue 43 produziert. Wie üblich steht eine Resinminiatur mit vielen kleinen Details und glasklaren Fenstereinsätzen mit fotogeätzten Chromrahmen vor uns. Die prägnante Front mit dem fast überdimensionalen Grill und den großen Scheinwerferverkleidungen ist perfekt wiedergegeben, an den glatten Flanken findet man das Vignal-Logo und die Türgriffe sowie links einen in Wagenfarbe lackierten Aussenspiegel. Das ziemlich abrupt endende Rundheck wird nur durch kleine Rücklichter, das Nummernschild und den Knopf für die Heckklappe sowie zwei schwarze Kunststoffteile vor den Auspuffrohren ergänzt. Der Innenraum ist liebevoll gestaltet, die Armaturen bestehen teilweise aus Original-Vette-Instrumenten, toll, dass man auch die Corvette-Schriftzüge, die sich über den oberen Rand der Türinnenverkleidungen ziehen, nachgebildet hat. Die rote Lackierung ist glänzend und perfekt aufgetragen. Zwei kleine Kritikpunkte bleiben, einerseits dürfte die Corvette am Heck etwas tiefer sitzen, andererseits sind die eigentlich vorbildgerechten Räder etwas zu glänzend verchromt, weshalb man ihr spezielles Design nicht so gut erkennt.

Für den Sammler automobiler Exoten ist diese Corvette ein Muss, dem schon nächsten Monat mit dem Lotus Eleven Ghia Aigle ein weiteres hochinteressantes Modell nachfolgt.

Unser Besprechungsmuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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