Sonntag, 12. August 2018

Racing for America - Cunningham C-4R Le Mans 1954 von Spark Models, 1:43

Briggs Cunningham hatte die besten Voraussetzungen, seine Träume wahr werden zu lassen: Reichtum sozusagen von Geburt an, sportlichen Ehrgeiz, Nationalstolz und die Fähigkeit, andere für seine Ideen zu begeistern. In ihm wuchs der Plan, mit rein amerikanischen Rennautos die Europäer zu besiegen, legendär sind die Versuche in Le Mans ab 1950, die immerhin zu zwei dritten Plätzen 1953 und 1954 führten. Das Team Cunningham setzte aber durchaus auch europäische Fahrzeuge ein, so 1954 einen stark modifizierten Ferrari 375 MM, gefolgt von OSCAs, Jaguar D-Type, Maserati, Lister, Corvette, Abarth und Porsche 904, mit dem der Amerikaner seine Karriere als Teamchef und Rennfahrer 1965 im Alter von 58 Jahren in Sebring beendete. Berühmt wurde Cunningham auch als Hochseesegler mit dem Gewinn des America's Cup 1958 und durch sein Automuseum, das von 1966 bis 1986 existierte und neben vielen Eigenkonstruktionen auch zwei Bugatti Royale und andere Pretiosen umfasste. Die Sammlung verkaufte er 1987 an Miles Collier, wo die wichtigsten Fahrzeuge heute noch zu sehen sind. Briggs selbst starb 2003 im gesegneten Alter von 96 Jahren an den Folgen von Alzheimer.

Nachdem der erste Angriff auf die 24 h von Le Mans mit zwei Cadillacs, einer davon das grob stromlinienförmige „Le Monstre“, die Plätze 10 und 11 einbrachte, 1951 mit dem schweren C-2R und nur einer Zielankunft auf Platz 18 einen Rückschritt darstellte, entwickelte man für das Folgejahr den C-4R, wieder mit einem Chrysler Firepower V8 von 5.425 ccm Hubraum und inzwischen 320 PS mithilfe von vier Zenith-Vergasern. Die Kraftübertragung sollte über ein modifiziertes Siata-LKW-Getriebe mit fünf Gängen erfolgen, nach Problemen im Training entschied man sich für eine Dreigang-Alternative. Immerhin war der C4 545 kg leichter als der C2, dennoch waren die riesigen Trommelbremsen sehr anfällig, aber trotzdem konnte Briggs persönlich zusammen mit Walter Spear den vierten Platz erreichen, während der andere Roadster und das Coupé mit seinem Kamm-Heck auf der Strecke blieben. Das Jahr 1953 begann vielversprechend. Der erste Lauf der neuen Sportwagenweltmeisterschaft, die 12 h von Sebring, wurden von Walters/Fitch auf einem C4-R gewonnen, allerdings gegen nicht gerade große Konkurrenz. Für Le Mans bereitete man neben dem C4-RK Coupé und einem Roadster den neuen C5-R vor, der noch leichter und aerodynamischer ausfiel und das Vorjahresergebnis toppte, indem er auf Platz 3 ins Ziel kam, mit Platz 7 und 10 sorgte man für ein tolles Teamergebnis.

1954 kam Cunningham mit einem stark modifizierten Ferrari 375 MM sowie den beiden C4-R Roadster in die Sarthe. Logistisch war das sicher eine große Anstrengung, man brachte drei Autos und rund 39 Tonnen an Ersatzteilen, Werkzeug usw. mit. Der Versuch, von Dunlop die neu entwickelten Scheibenbremsen zu bekommen, scheiterte am Veto von Jaguar, die im Vertrag ein Exklusivnutzungsrecht vereinbart hatten. So blieb es dabei, dass die großvolumigen V8 schneller waren, wenn es aber auf die Kurven zuging, hatten sie gegen die Jaguar keine Chance. Der einzige, der Paroli bieten konnte, war der letzte überlebende Werks-Ferrari 375 Plus, der schließlich den Sieg holte. Cunninghams Ferrari war längst ausgeschieden, so holten die beiden altbewährten C4-R noch einmal Platz 3 und 5, wobei Spear/Johnston neun Runden mehr als ihr Chef zurücklegten.

1955 kam dann der vorerst letzte Versuch des großen Briggs Cunningham, mit einem Auto eigener Produktion Le Mans zu gewinnen, der von einem Vierzylinder Offenhauser befeuerte C6-R beendete das Katastrophenrennen mit Motorschaden. Daraufhin schloss der Amerikaner seine Rennwagenproduktion in West Palm Beach, insgesamt entstanden bei Cunningham neun Rennautos und 20 Straßensportwagen mit Vignale-Karosserien.

Zurück zum Rennen 1954: In erster Linie kämpften die leistungsstarken Ferrari 375+ und die zwar schwächeren, aber in Bezug auf Straßenlage und Bremsen überlegenen, nagelneuen Jaguar D-Type um den Sieg, aber die Cunninghams ließen sich nicht ganz abschütteln. Widrige Wetterverhältnisse und eine Ausfallorgie bei den meisten Teams sorgten dafür, dass die diesmal sehr zuverlässigen C4-R ihre Runden drehen konnten, die Startnummer 2 auf Platz 3 hatte 19 Runden Rückstand auf den Sieger. Von 57 gestarteten Fahrzeugen kamen nur 17 ins Ziel, dass Cunningham die Sportwagenklasse über 5.000 ccm gewann, war eher keine Kunst, da keine Konkurrenten vorhanden waren.

Nachdem früher bereits Bizzarre einige Miniaturen von Cunningham-Fahrzeugen produziert hat, kommt mit dem C-4R von Spark eine wichtige Ergänzung. Wie erwartet, erhält der Sammler eine tolle Reproduktion des relativ grobschlächtigen Renners. Die weiße Lackierung mit dem doppelten dunkelblauen Streifen ist sauber aufgebracht, die Details sind hervorragend wiedergegeben, beispielsweise der Kühllufteinlass mit der aufgedruckten Startnummer, der archaische Zusatzölkühler rechts vor dem kargen, aber kompletten Cockpit oder die speziellen Räder mit ihren Zentralverschlüssen. Die Proportionen wirken im Vergleich mit Originalfotos sehr stimmig, schön, dass man wieder maßstäbliche Reifendimensionen verwendet. Da bereits weitere Cunninghams angekündigt sind, unter anderem der Sebring-Sieger, würden wir auch auf Neuauflagen der kaum auffindbaren Bizzarre-Modelle hoffen, da klaffen sicherlich noch Lücken in mancher Sammlung.

Unser Fotomuster kommt von Supercars aus München, wir danken für die Unterstützung!

Text und Fotos: Rudi Seidel

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