Samstag, 11. August 2018

Stacheliger Typ - Citroen C4 Cactus 2014 von Norev, 1:18

Außergewöhnliche Typen sind in der heutigen Autowelt immer seltener zu finden. Wenn einem Autohersteller mal nach besonderem Design ist, dann bedient man sich gerne in der eigenen Geschichte und gräbt einen passenden Retrolook für den richtigen Schuss automobiler Emotion aus. Ganz selten gehen Hersteller aber auch einen anderen Weg und beweisen Mut zum Anderssein und traditionell hat Citroen hier in seiner Geschichte immer wieder für Überraschungen sorgen können. Eine solche Überraschung zeigte man 2013 auf der IAA in Frankfurt, als das Concept-Car Citroen Cactus auf die Bühne rollte. Eine abgerundete Front, schmale Scheinwerfer, ein niedriges Dach aber dennoch etwas höhere Straßenlage für die beliebte SUV-Optik - und dann natürlich die Polsterflächen an Front, Heck und den Seiten. Diese "Airbumps" getauften Luftpolster gaben dem ungewöhlichen Look den besonderen Dreh, dazu gab es innen ein modern-aufgeräumtes wohldesigntes Cockpit ohne viel Schnickschnack. Sehr schön! Das Beste war aber das Versprechen, dass dieser Wagen mir nur kleinen Änderungen tatsächlich in Serie gehen sollte. Bei solchen Aussagen ist ja immer etwas Vorsicht angebracht, aber in diesem Fall hielt Citroen Wort. 2014 kam der Wagen als C4 Cactus auf den Markt und war genauso außergewöhnlich, wie erhofft.

Der C4 Cactus baut, auch wenn der Name etwas anderes behauptet, auf der Plattform des C3 auf und ist somit ein sehr kompakter Wagen. Die robuste Optik soll natürlich auch SUV-Interessenten ansprechen, Allradantrieb ist aber nicht zu bekommen. Das Design wurde nahezu unverändert vom Concept-Car übernommen und so sind rundum die "Airbumps" zu finden, die vor Kratzern und Dellen z.B. auf dem Supermarktparkplatz schützen sollen und natürlich austauschbar sind. Einen besonderen Augenmerk richtete Citroen auf ein geringes Fahrzeuggewucht und einen günstigen Preis, so sind am Cactus überall ungewöhnliche Detaillösungen zu finden. Es gibt z.B. hinten keine versenkbaren Fenster, sondern nur Ausstellfenster. Im ersten Modelljahr war die klappbare Lehne Rückbank nur in einem Teil umklappbar, später gab es auch eine teilbare Variante. Dabei bemühten sich die Franzosen aber nach Kräften darum, den Cactus nicht billig wirken zu lassen. Optional gab es ein großes Glasdach, der Innenraum präsentiert zwar viel Kunststoff, aber die modern-reduzierte Gestaltung aller Details ist außergewöhnlich schick und bietet auch hier ungewöhnliche Details, wie die Türgriffe, die an Tragegriffe von Koffern erinnern, oder auch das große Handschuhfach, das wie ein Koffer nach oben öffnet und somit die Unterbringung des Beifahrerairbags im Dach erforderte. Auch die Instrumente sind sehr reduziert, ein LED-Display hinter dem Lenkrad präsentiert die wichtigsten Informationen. Es gibt nur wenige Bedienknöpfe, fast alle Einstellungen werden auf einem großen Touchdisplay in der Mitte des Armaturenbrettes vorgenommen. Fahrdynamik ist nicht die große Domäne des Cactus, das Augenmerk lag bei der Entwicklung klar auf Komfort und so ist der Wagen außergewöhlich leise und das Chassis sehr komfortabel ausgelegt. Ich bin auch ein großer Fan der Sitze mit schickem Stoffbezug und finde sie extrem bequem, aber das sah nicht jeder Tester so.

Aber wie es nunmal so ist mit den außergewöhnlichen Typen, sie haben es schwer auf dem Markt und so hat Citroen dem Cactus in diesem Jahr ein umfangreiches Facelift angedeihen lassen. Der Innenraum blieb fast unverändert, aber außen wurde der Wagen komplett überarbeitet. Die Airbumps sind jetzt an die Unterkante der Türen gewandert und deutlich kleiner, die Front und das Heck sind dem üblichen Citroen-Design angepasst worden. Kein hässliches Auto, aber eben nicht mehr sonderlich außergewöhnlich und fast schon gesichtslos. Im Vergleich zum Vorgänger eine Enttäuschung, aber vielleicht geht es heute nicht mehr anders. Schade drum.

Bei Norev gab es den Cactus schon in 1:43, in 1:18 zählte er zu den Neuheiten für 2018 - und sie liefern auch gleich die facegeliftete Variante. Das Modell des 2014er Cactus bildet eine frühe Variante mit Automatikgetriebe nach, denn nur dann gibt es vorne die durchgehende Sitzbank. Das Design trifft man perfekt, die seitlichen Airbumps sind als Einzelteile ausgeführt. Die Verarbeitung meines Modelles ist hervorragend, alle Schablonenlackierungen etc. sind sauber ausgeführt worden. Durch die großen Fensterflächen ist der Innenraum gut einsehbar, den Norev detailliert nachbildet, so tragen Instrumentendisplay und Kombidisplay Decals und viele Details sind farblich abgesetzt. Außen gibt es schöne Felgen, aber leider keine lenkbare Vorderachse - die liefert Norev aber bei den neuesten Modellen. Insgesamt ein äußerst gelungenes Modell dieses außergewöhnlichen Vorbildes, von dem ich mir sicher bin, dass es in 1:1 zu einem Klassiker werden wird. Auch in 1:18 eine Erinnerung daran, dass es auch in der durchkalkulierten Autowelt von heute manchmal noch mutige Typen gibt - wenn auch nicht lange.

Text und Fotos: Georg Hämel

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