Sonntag, 5. August 2018

Der doppelte Sebring-Sieger - Ferrari TR 61 von Look Smart, 1:43

Nach dem Gewinn der Markenweltmeisterschaft 1960 startete Ferrari in die Folgesaison mit einem unheimlich ambitionierten Programm: In der erstmals mit 1,5-Liter-Monoposti ausgetragenen Formel 1-Weltmeisterschaft trat man mit dem völlig neuen 156 an, wie man weiß, mit Erfolg. Trotz des Todessturzes des Grafen Trips in Monza ging der Titel in Person von Phil Hill an einen Ferrari-Fahrer. Für die erstmals für GT-Fahrzeuge ausgeschriebene Marken-WM war hatte man mit der Berlinetta 250 GT, heute meist SWB genannt, die schärfste Waffe, entwickelte aber gleichzeitig den Testa Rossa Rennsportwagen weiter, um auch für die Gesamtsiege bei den großen Klassikern ein potentielles Siegfahrzeug an den Start stellen zu können. Gleichzeitig entwickelte man auch einen neuen Sportwagen mit Mittelmotor, den SP 246, in dem man die Zukunft sah. Der neu nach Maranello gekommene Ingenieur Carlo Chiti vertrat die Ansicht, dass die Aerodynamik immer wichtiger wurde, und überzeugte seine Mitarbeiter und die Geschäftsführung davon. Versuche in einem kleinen Windkanal führten zur neuen, wesentlich strömungsgünstigeren Formgebung, die dann von der Carrozzeria Fantuzzi sowohl für den V12, als auch für den Mittelmotor-V6 realisiert wurde. Vom großen Zwölfzylinder entstanden zwei Exemplare (Fahrgestellnummern 0792 und 0794), ausserdem wurde ein Vorjahresmodell (0780) zumindest teilweise auf den neuen Stand gebracht. Da das neue Reglement die Höhe der Windschutzscheibe reglementierte, entstand die Form mit der großen Scheibe und dem relativ hohen Heck.

Für das erste Rennen mit Sportwagenbeteiligung, die 12 Stunden von Sebring, war mit 0792 nur einer der sogenannten TR61 fertig geworden, den man dem bewährten Fahrerteam Phil Hill/Olivier Gendebien anvertraute, während Mairesse/Baghetti den TR60/61 und Ginther/von Trips den SP 246 bekamen. Auffällig war, dass sich am Heck ein über die ganze Breite gehender, nahezu senkrechter Spoiler fand, der das Fahrverhalten stark verbesserte, wie Richie Ginther bei Testfahrten feststellte. Nachdem die Gegner, unter anderem Moss/Graham Hill auf Maserati T63, die Brüder Rodriguez auf einem älteren Testa Rossa sowie die Teamkollegen, aufgerieben hatten, konnten Gendebien/Hill dem TR61 seinen Premierensieg ermöglichen.

Bei der Targa Florio, dem nächsten Lauf, setzte Ferrari mit Erfolg auf den SP 246, Gendebien/von Trips gewannen vor zwei Porsche, der "alte" TR60/61 fiel aus, während er unter den Brüdern Rodriguez am Nürburgring den zweiten Platz hinter einem Maserati holte.

Die 24 Stunden von Le Mans waren das ideale Betätigungsfeld für die dicken V12, Hill/Gendebien bekamen den neueren 0794, mit dem Phil Hill bereits beim Vortraining brillierte und holten einen ungefährdeten Sieg vor 0780 mit Parkes/Mairesse, während der Sebring-Sieger leider einen Motorschaden erlitt, vielleicht war die Gangart der Rodriguez-Brüder einfach zu hart. Blieben noch die 4 Stunden von Pescara, dort holten die Italiener Bandini/Scarlatti auf 0780 den ersehnten Heimsieg unter der Meldung der Scuderia Centro Sud.

Die beiden TR61 wurden umgebaut, da für 1962 die Regel mit der hohen Windschutzscheibe aufgehoben wurde, und an Privatteams verkauft. 0794 ging an Luigi Chinettis North American Racing Team, 0792 an die Scuderia Serenissima des Grafen Volpi aus Venedig. Während der NART-Ferrari bereits zum Saisonende in Amerika startete, kamen beide Autos erst 1962 in Sebring wieder zusammen. Nachdem der Le Mans-Sieger unter Moss/Ireland das Rennen dominierte, kam 0792 nur durch einen illegalen Tankstopp und die folgende Disqualifikation des Konkurrenten zur überraschenden Wiederholung des Vorjahressiegs, allerdings diesmal mit den Fahrern Lucien Bianchi und Joakim Bonnier, sicherlich einer der größten Erfolge der Scuderia Serenissima.

Abschliessend wäre zu bemerken, dass beide TR61 in Le Mans 1962 das Ziel nicht sahen, dafür gewann der aus dem alten 0780 aufgebaute Ferrari 330 TRI, natürlich wieder unter Hill/Gendebien. 0792 tauchte noch zweimal in internationalen Siegerlisten auf, Abate/Maglioli belegten bei den 1000 km am Nürburgring Platz 3 und dann gewann Lorenzo Bandini die Auvergne-Trophäe.

Es ist ja kein Geheimnis, dass die Ferraris, die unter dem Label Look Smart vertrieben werden, von Spark gefertigt werden. Man kann also mit der von dieser Marke gewohnten Qualität rechnen. Auch dei beiden Ferraris enttäuschen den Sammler nicht. Gelungene Form, sauber ausgeführte Details und alle Änderungen, die in Natura zu sehen sind, finden wir auch in der Miniatur. Die Scheiben sind sehr fein und vorbildgerecht ausgeführt, auch die Belüftungs(?)-Bohrungen beim 62er Sieger fehlen nicht. Ein schön ausgeführtes Interieur, gut reproduzierte Auspuffanlagen und saubere Beklebung vervollständigen den Gesamteindruck. Dis Speichenräder könnten allerdings etwas besser sein, vor allem, wenn man den Preis sieht, der bei den Look Smart-Modellen im Vergleich zu Spark rund 40 Euro höher liegt. Und dass die Modelle solcher Rennautos aus den 50er und 60er Jahren meist besser verarbeitet und lackiert sind als die Originale, fällt im Vergleich zu zeitgenössischen Fotografien immer wieder auf.

Für den an den klassischen Langstreckenrennen interessierten Sammler stellen die beiden TR61 eine willkommene Bereicherung dar, überhaupt lohnt es sich aus unserer Sicht, sich mit den 12 h Sebring zu befassen, gibt es doch so exotische Sieger wie Cunningham, Osca oder Chaparral, die teilweise bereits käuflich sind. Und wer keinen roten Ferrari will, könnte sich mit dem 62er TR61 des NART von Look Smart trösten, der ist blau metallic und es gibt ihn derzeit auch von Look Smart.

Unsere Fotomuster kommen von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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