Samstag, 7. Juli 2018

Die schwarze Witwe - Opel Rekord C Gruppe 5 von Minichamps, 1:43

In den 60er Jahren begann langsam die Entwicklung des Tourenwagenrennsports hin von nahezu seriennahen Autos zu immer stärker dem Verwendungszweck angepassten Fahrzeugen. Eines der prägnantesten Autos mit allerdings sehr kurzer Karriere war der als Renntaxi oder Schwarze Witwe bekannter Opel Rekord C, dessen 1:43-Modell von Minichamps wir präsentieren.

Die Recherche der Geschichte des schwarz-gelben Opel ist nicht einfach, die diversen Quellen widersprechen sich oft, was wohl der Tatsache geschuldet ist, dass die Opel-Mutter General Motors keinen Rennsport im Konzern erlaubte und die Verantwortlichen mit dem späteren Porsche-Designer Anatole Lapine als führendem Kopf bei der Entwicklung des Renntourenwagens im Verborgenen arbeiten mussten. Aber spätestens anlässlich der Händlervorstellung des Opel GT 1968 am Hockenheimring ließ sich der dort zu Testfahrten anwesende Rekord schon aufgrund seines Motorsounds nicht mehr verheimlichen. Offiziell wurde die Entwicklung auf Veranlassung des schwedischen Opel-Händler-Verbandes durchgeführt und der ebenfalls schwedische Tuner Ragnar Eklund hätte den Motor aufgebaut, in Wirklichkeit dürfte das neu gegründete Research Center von Opel die Arbeiten ausgeführt haben. Da keinerlei Homologation möglich war, wurde der Rekord in die Gruppe 5 eingestuft, wo schon damals fast alles erlaubt war. Neben einem Motortuning des aus dem Rekord Sprint stammenden 1,9-Liter Vierzylinders von ursprünglich 106 PS auf ca. 150 bis 180 PS (je nach Quelle) und Erleichterungs- und Versteifungsarbeiten am Aufbau war der wichtigste Punkt, die Hinterachse durch eine Hilfskonstruktion spur- und sturzkonstant zu gestalten, so konnte man 9-Zoll-Felgen ohne Verbreiterungen der Kotflügel unterbringen, vorne reichten 8 Zoll. Die Bremsen waren allerdings laut Erich Bitter, der die Witwe in zwei Rennen pilotieren durfte, der Leistung nicht gewachsen und so war man gegen die Porsche 911 oder Alfa Romeo GTA nicht wirklich konkurrenzfähig. Immerhin hinterließ Bitter, der damals unter der Marke Rallye-Bitter noch Importeur für Abarth und Händler für jegliches Renn- und Sportfahrerzubehör war, einiges an Eindruck bei seinen beiden Auftritten in Zolder und beim Saisonfinale am Hockenheimring, was sicherlich auch den Weg Opels in den Renn- und Rallyesport zusammen mit den Tunern Steinmetz und Irmscher ebnete. Die Schwarze Witwe wurde allerdings von Opel ganz schnell wieder zurückgezogen und, wahrscheinlich sogar ohne Motor, an den Wiener Opel-Händler Kurt Bergmann (später für seine Formel-V-Renner berühmt) verschenkt. Dieser richtete das Auto für einen jungen Landsmann namens Niki Lauda her, der 1969 beim Flugplatzrennen in Tulln-Langenlebarn und wohl auch in Neubiberg bei München damit an den Start ging. Danach verloren sich die Spuren des Rekord C. Die heute auf Oldtimerevents präsente Schwarze Witwe ist ein Nachbau, bei dem allerdings versucht wurde, größtmögliche Originalität zu erzielen. Große Hilfe war dabei der leider vor Fertgstellung im Jahre 2012 verstorbene Anatole Lapine, der sich wirklich noch an fast jedes Detail erinnern konnte und sogar die Hinterachskonstruktion auf die Rückseite des Speiseplans des Seniorenheims zeichnete, wo er seinen Lebensabend verbrachte. Ein interessanter Artikel zum Wiederaufbau des Rekord C findet sich auf der immer wieder empfehlenswerten Website Zwischengas.

Nachdem uns BoS bereits Anfang des Jahres ein Modell in 1:18 präsentierte, können wir nun die erste 1:43-Variante von Minichamps zeigen, das Auto, mit dem Niki Lauda 1969 im niederösterreichischen Tulln-Langenlebarn startete. Da der Opel in der Resinserie erschienen ist, muss man bei der Anschaffung recht tief in die Tasche greifen, rund 77 Euro sind kein Pappenstiel. Die Grundform ist ganz gut getroffen, auf jeden Fall viel besser als bei den früheren Diecast-Rekord C von Minichamps. Lediglich die etwas durchgebogene Oberkante der Windschutzscheibe fällt unangenehm auf, der typische Hüftschwung könnte besser ausgeprägt sein. Überhaupt sind die Scheibeneinsätze für ein Modell dieser Preisklasse ein Unding, ziemlich dick aufgedruckte Rahmen gefallen und schon bei preiswerteren Modellen nicht wirklich. Die Position des Scheibenwischers entspricht weder dem Original noch der Replika, vor allem hatte der Rekord damals zwei Wischer. Positiv zu nennen ist die Beklebung, die den wenigen auffindbaren Fotos entspricht und auch farblich hervorragend gelungen ist, das gelb ist richtig leuchtend, wie übrigens auch die Felgenringe, unterschiedliche Felgenbreiten hat man allerdings vernachlässigt. Das Interieur entspricht wohl der Replika, die auch auf Mitnahme eines Passagiers ausgelegt ist, ein rechter Schalensitz mit Gurten dürfte damals im Renneinsatz eher unüblich gewesen sein. Der Opel-Blitz und die Chromschriftzüge sind superfein reproduziert, nett auch das Luftleitblech unter der Front, als Spoiler kann man es noch nicht so ganz bezeichnen. Die Fertigungs- und Lackqualität sind sehr gut,

Wenn man mit den genannten Mängeln leben kann, bekommt man eine attraktive Bereicherung der Tourenwagensammlung, aber so etwas wie diese Scheibenrahmen sollte einer Marke wie Minichamps bei diesem Preisniveau nicht durchgehen.

Ein aufmerksamer Leser weist darauf hin, dass BoS die Schwarze Witwe auch in 1:43 produziert hat. Wer also weniger Geld ausgeben will und den von Erich Bitter gefahrenen Opel bevorzugt, kann vielleicht auch damit glücklich werden. Auf jeden Fall hat dieses Modell zwei Scheibenwischer.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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