Sonntag, 22. April 2018

Willis Turbo-Renner - Porsche 917/10 TC Interserie 1972 von Spark für Raceland Gold Edition, 1:43

Willi Kauhsen, von Beruf Spediteur aus Aachen, begann seine Karriere im Tourenwagen. Mit einer Fiat Abarth 1000 Berlina nahm er ab 1965 an Berg- und Rundstreckenrennen teil, immerhin wurde er in seiner Klasse 1967 Tourenwageneuropameister. Ab 1968 fuhr er Porsche, herausragend sicherlich seine Siege beim Marathon de la Route am Nürburgring und zusammen mit Helmut Kelleners und Erwin Kremer bei den 24h von Spa. Ab 1969 folgten drei Einsätze in Le Mans, einziger zählbarer, aber auch beachtenswerter Erfolg war 1970 der zweite Platz mit dem 917 Hippie-Langheck, während 1971 die Fahrt mit 917/20, der berühmten „Sau“, in einem Unfall endete. Ab 1972 startete Kauhsen in der Interserie und bei einzelnen CanAm-Läufen, mit zwei zweiten und einem dritten Platz in der Gesamtwertung der Interserie war er durchaus erfolgreich, wenn auch der letzte Kick fehlte. 1975 gelang ihm der große Deal mit Alfa Romeo, die von seinem Team eingesetzten Prototypen konnten die Markenweltmeisterschaft erringen. Versuche, danach im Formelsport Fuß zu fassen, scheiterten, so dass Willi Kauhsen 1979, nachdem man sogar einen eigenen Formel-1-Boliden konstruiert hatte, nach zwei Rennen die Lust verlor und das Team liquidierte.

Als Porsche-Testfahrer kam Willi Kauhsen bereits im Sommer 1971 die Möglichkeit, Tests mit dem ersten 917/10 durchzuführen. Dieses Fahrgestell 917/10-001 diente der ständigen Weiterentwicklung und wurde immer wieder mit neuen Karosserie- und Technikteilen versehen. Dies ist in Walter Nähers 917-Bibel minutiös beschrieben. Die Ergebnisse der Tests wurden dann für das erste Einsatzfahrzeug 917/10-002 verwendet, das war der Spider, mit dem Joseph Siffert die CanAm-Saison 1971 bestritt und immerhin Vierter wurde, obwohl er nicht an allen Rennen teilnahm und vor Ende der Saison bei einem nicht zur WM zählenden Formel 1-Rennen in Brands Hatch tödlich verunglückte.

Kauhsen kaufte für die Saison 1972 eben dieses Chassis 002, um damit vor allem die Interserie zu bestreiten. Da Bosch als Sponsor gewonnen wurde, wechselte die Lackierung von leuchtrot in knallgelb. Zum ersten Rennen am Nürburgring kam der Aachener noch mit der Schnauze, wie sie bereits Siffert im Vorjahr eingesetzt hatte, bereits zum zweiten Lauf in Imola erhielt 917/10-002 die typische, dem Langheck-917 ähnliche, rundere Frontpartie. Dort landete Kauhsen bereits seinen ersten Sieg, der allerdings vor allem Problemen der Konkurrenten zu verdanken war, denn, wie er selbst sagte, fehlte Motorleistung, die erst der Turbo bringen würde. Bereits zum dritten Rennen in Silverstone hatte Leo Kinnunen, der einen 917/10 des finnischen AAW-Wihuri-Teams mit Werksunterstützung fuhr, ein Turbotriebwerk, mit dem er sofort gewinnen konnte. Zum vierten Lauf in Zeltweg war auch Kauhsen mit Aufladung unterwegs und holte Platz 2. Der Finne hatte inzwischen einen modifizierten Spyder ähnlich der Penske-Autos für die Can Am, damit konnte Kauhsen nicht konkurrieren und es blieben nur zweite Plätze, wie auch am Norisring, dem Vorbild des Raceland-Modells. Am 24. September 1972 geschah dann das Unglück, das die Karriere von 917/10-002 beendete. Ein Reifenschaden verursachte einen Ausflug in die Leitplanken und der Porsche brannte aus. Das Wrack blieb über 20 Jahre unberührt, wurde dann aber in den späten 90er Jahren restauriert, und zwar in den Zustand von 1971 in rot mit 5-Liter-Saugmotor. Nach drei Besitzwechseln landete der Porsche über die USA und Deutschland bei einem Monegassen, dieser ließ das Auto in den Anfangszustand versetzen. Mit Glück kann man den weißen Spider bei historischen Events bewundern, zum Beispiel war er 2015 in Paul Ricard mit dem Fahrerteam Jürgen Barth/Gérard Larrousse zu sehen.

Willibald Kauhsen setzte die Saison 1972 mit dem Chassis 001 fort, das er für 2.000,- DM pro Rennen von Porsche mietete und dann für 1973 kaufte, zusätzlich erstand er auch noch den Spyder 917/10-15, beide Autos wurden von Kauhsens Team noch bis 1974 eingesetzt.

Wie gesagt, hat man sich bei Raceland für die Norisring-Variante des 917/10 TC entschieden, also mit der runden Schnauze und bereits mit Turbo-Triebwerk. Und ganz wichtig, dieser Porsche ist das erste Fertigmodell ohne Motorabdeckung, und alleine, was Spark dort nachbildet, ist große Klasse, man beachte vor allem die Zündverteiler mit Kabeln, aber auch der Rest ist schön anzuschauen. Form und Dekoration sind, wie bei einer Gemeinschaftsproduktion von Raceland und Spark gewohnt, perfekt wiedergegeben. Die feinen Streben zur Fixierung des Frontsplitters, die ebenso filigranen Stützen des Heckflügels, die Räder, aber auch die durch Druck auf Klarsichtteilenreproduzierten Lüftungsgitter am Ende der Motorhaube, das alles lässt eine Klasseminiatur entstehen. Mit dieser Form und der offenen Motordarstellung ist Racelands 917/10 eine optimale Ergänzung für jede Sammlung, deshalb eine dringende Kaufempfehlung, auch wenn wir zugeben müssen, dass wir bei den Big Bangers dieser Epoche nicht ganz neutral sind . . .

Unser Fotomuster kommt von Raceland, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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