Donnerstag, 5. April 2018

Das Kunststoffcoupé vom Nürburgring - Martini-BMW 700 Typ 4 von Avenue 43, 1:43

Mit dem kleinen Martini-BMW 700 erfüllt Autocult/Avenue 43 sicher nicht nur uns einen Herzenswunsch, die Geschichte hinter diesem Sportcoupé ist schon aufgrund seines Schöpfers hochinteressant. Der 1925 geborene Willi Martini wollte eigentlich Flugzeuge bauen, deshalb absolvierte er eine Lehre bei den Heinkel-Flugzeugwerken in Berlin. Nach dem Krieg schlug er sich in Stuttgart als Installateur durch, bis er 1951 die Chance bekam, bei Veritas am Nürburgring anzufangen. Aufgrund der Pleite dieser Marke und der Übernahme der Werkstatt durch BMW kam Willi nach München, wo er bis 1959 blieb und die Prüfung zum Kfz-Meister ablegte. Seine Chance zur Selbständigkeit kam mit dem Angebot seitens BMW, die Werkstätten am Nürburgring zu übernehmen. Kein Wunder, dass Willi Martini vom Rennbazillus infiziert wurde, neben der Werksvertretung für die Münchner verfolgte er alle möglichen Projekte von Renn- und Sportwagen vom Tuning der 700er Coupés bis hin zum Projekt einer Nachwuchsformel mit auf dem BMW basierenden Monoposti. Die Übernahme der beiden im Werk konstruierten 700 RS Spyder führten zur Idee, ein sportliches, auch für den Rennsport geeignetes Coupé mit Kunststoffkarosserie zu entwickeln. 1962 präsentierte man den Martini-BMW Typ 1, mit dem man 1963 beim 1.000-km-Rennen am heimatlichen Nürburgring die Klasse gewinnen und den 25. Gesamtrang belegen konnte. Von einer Serienfertigung konnte nicht die Rede sein, dementsprechend war eine Homologation als GT nicht möglich. Dennoch wurde das kleine Coupé stetig weiterentwickelt, bis hin zum Typ 4, der als erster Martini auch als Straßenfahrzeug geeignet sein sollte. Man träumte wieder von einer Serienfertigung, der bekannte Rennfahrer Hubert Hahne wollte den Vertrieb übernehmen, aber mehr als einige Werbeaufnahmen unter den Rheinbrücken in Düsseldorf ergaben sich nicht aus diesen Plänen. Dort sieht man übrigens den Martini genau in der Form des Avenue 43-Modells, auch das Kennzeichen stimmt. Der Produktionsstopp des BMW 700 nahm dem Coupé die Grundlage, die finanzielle und auch die Produktionskapazität hätten sowieso keine Serienfertigung ermöglicht. Von den wenigen gebauten Martini BMW 700 ist übrigens nur einer erhalten geblieben. Willi Martini baute seine BMW-Vertretung weiter aus, der bekannte Abschleppdienst am Nürburgring brachte ebenfalls Geld in die Kasse, so konnte man sich weitere Rennsportprojekte leisten, unter anderem Coupés auf Basis des Mini Cooper, des Glas 1300 und des BMW 1800. Aber auch Tuningmodelle wie der Martini-BMW 1600 CS, ein 02er mit Front- und Heckelementen des 2000 CS Coupé, entstanden in Adenau. Später kamen noch Renneinsätze mit diversen BMW dazu, unter anderem dem 3.0 CSL oder einem 535. Willi Martini zog sich 1991 zurück, BMW übernahm die Werkstätten am Nürburgring. Zehn Jahre später verstarb er kurz nach dem Tod seiner Frau.

Avenue 43 hat sich für sein Modell, wie gesagt, die letzte Entwicklungsform des kleinen Coupés in der Straßenversion ausgesucht, sicherlich die eleganteste, wenn auch nicht so typische Variante. Aber vielleicht können wir ja noch auf einen Typ 1 mit seinen BMW-Nieren an der Front hoffen. Dafür, dass der Martini nicht aus einer großen Designabteilung kam, war die Form gelungen, es soll auch der damalige Ford-Designchef Uwe Bahnsen seine Finger im Spiel gehabt haben. Vor allem das zweite Seitenfenster und die gefälligere Front machen aus dem Typ 4 ein nettes Sportcoupé, mit 48 PS wollte man einen Preis von unter 10.000,- DM erreichen, was einerseits unrealistisch klingt, andererseits in Kleinserie kaum zu schaffen war. Das Modell ist jedenfalls sehr gelungen. Alle Details der Straßenversion, wie die Stoßstangen mit kleinen Gummipuffern an den Ecken, Scheinwerfer, Rücklichter und vor allem das zweifarbige Interieur sind liebevoll reproduziert. Feine Ätzteile für die Türgriffe und das Gitter im Heck, vorbildgerechte Räder und sauber verarbeitete Scheiben und Rahmen, was will man mehr. Lediglich der auch beim Original schon groß wirkende Talbot-Spiegel ist beim Modell etwas überdimensioniert und die bekannte Krankheit der falsch nachgebildeten Kennzeichen (TÜV- bzw. AU-Stempel vorne) sind kleine Minuspunkte. Ansonsten keinerlei Kritik, die Form passt im Vergleich zu den Originalfotos, die Lackierung ist sauber aufgetragen, so können wir erfreut einen Platz in der Vitrine für diesen BMW-Exoten freimachen.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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